"Es muss in der D-Jugend gewesen sein", als sein letzter Weitschuss im gegnerischen Kasten einschlug. An ein genaueres Datum konnte sich Kapitän Frank Baumann nicht mehr erinnern. Um so mehr freute sich der Nationalspieler, dass es nach all den Jahren wieder geklappt hatte. Aus 20 Metern wuchtete der Vize-Weltmeister eine Vorlage von Teamkollegen Fabian Ernst in die linke untere Torecke. "Ich habe den Ball richtig mit dem Spann getroffen. Wahrscheinlich hat es geholfen, dass mir gestern vier oder fünf Leute dieses Tor vorausgesagt haben", so der Torschütze, der gegen Bochum sein 200. Bundesligaspiel absolvierte. "Dass es mein Jubiläumsspiel war, war mir gar nicht wichtig, aber schön ist es, dass der Treffer eine kleine Vorentscheidung gebracht hat. Danach haben die Bochumer etwas aufgesteckt."
Die Bochumer steckten auch auf, weil dem Baumann-Hammer nur wenige Minuten später der Valdez-Coup folgte. Der junge Paraguayer lief im Stile des ehemaligen Teamkollegen Ailton nach einem Steilpass von Micoud der gesamten gegnerischen Abwehr davon und traf mit dem Außenrist aus spitzem Winkel ins Netz. Besondere Erlösung: Endlich traf der 21-Jährige in einer Bundesliga-Partie, die er von Anfang an bestritt. "Ich wollte heute unbedingt das Tor machen. Die letzten fünf Tore habe ich nur als Joker erzielt. Jetzt habe ich endlich auch mal getroffen, wenn ich von Beginn an spiele. Die Zeit der Joker-Tore ist durch meinen Treffer heute vorbei", so Nelson Valdez glücklich-trotzig und erklärte das Geheimnis des Treffers: "Vor der Partie habe ich meine roten Schuhe beiseite gelegt und meine alten wieder hervorgeholt. Wie es scheint, habe ich damit mehr Glück." Werders Cheftrainer Thomas Schaaf freute sich mit: "Nelson hat wieder ein gutes Spiel gemacht. Er ist lange Wege gegangen und hat sich selbst dafür belohnt."
Zu den Torschützen des Tages zählten auch die beiden Franzosen Johan Micoud und Valérien Ismaël. Der Verteidiger traf zum wichtigen 1:0 und beschrieb es nur kurz: "Diese Kopfball-Bogenlampe war die einzige Möglichkeit den Ball in dieser Situation unterzubringen". Ein ausführliches Lob bekam er dafür von Geschäftsführer Klaus Allofs: "'Vale' ist für uns inzwischen unverzichtbar. Wir brauchen ihn aufgrund seiner sportlichen Leistung, mit der Sicherheit hinten und seinen Vorstößen. Aber genau so hoch ist es zu bewerten, wie er sich außerhalb des Platzes gibt, wie er sich mit Werder identifiziert."
Freude pur war auch bei Mittelfeldspieler Johan Micoud nach dessen Torerfolg zu sehen. Er sagte anschließend: "Die Beine waren schwer und deshalb freut es mich besonders, dass ich getroffen habe. Meine Anerkennung gilt jedoch auch Aaron Hunt, dass er die tolle Übersicht hatte, den Ball mir so intelligent zuzuspielen."
Die Anerkennung an den Vorbereiter und den Torschützen kam auch hier von Werders sportlicher Leitung. "Es hat mich gefreut, dass Johan Micoud nach dieser Leistung von den Zuschauern so unterstützt und gefeiert wurde. Die Leute haben sich nicht verrückt machen lassen von der Berichterstattung der letzten Tage", sagte Klaus Allofs. Thomas Schaaf ergänzte: "Aaron Hunt spielt unheimlich gelassen und selbstbewusst. Die Vorarbeit zum 3:0 war ein Beispiel für perfekte Ballbehandlung und gutes Auge."
von Michael Rudolph und Norman Ibenthal
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