Realschüler Hunt: Bestnoten bei Startelf-Prüfung

Profis
Samstag, 12.02.2005 / 21:08 Uhr

Die Trainer des Werder-Leistungszentrums hielt es in der 29. Minute nicht mehr auf ihren Tribünen-Sitzen. Sie lagen sich in den Armen. Die ganze Spielzeit hatten sie "ihrem" Spieler Aaron Hunt beim Bundesliga-Debüt die Daumen gedrückt, mitgefiebert, jede Aktion genau beobachtet. Und nun hatte dieser 18-jährige Startelf-Neuling den deutschen Meister tatsächlich in Führung geschossen. Regionalliga-Coach Thomas Wolter ungläubig: "Wenn er gleich noch einen reinmacht, dann gehe ich nach Hause. Sowas gibt’s doch gar nicht." Bernd Pfeifer, der den heutigen Junioren-Nationalspieler vor zwei Jahren an die Weser geholt hatte, sagte: "Das ist schon ein toller Augenblick, ihn jetzt hier in der Bundesliga zu sehen."

 

Doch nicht nur für die fünf Übungsleiter der Werder-Talente war der erste Auftritt in der Startelf der Bremer etwas außergewöhnliches. Auch für den Debütanten selbst. Hatte er doch zuvor nur einmal acht Minuten im Heimspiel gegen Hannover 96 eine Einsatz bekommen. "Ich gebe zu, beim Tor hatte ich Gänsehaut. Das ist ein unglaubliches Gefühl. Ich habe genau realisiert, was mir da gelungen ist", so Aaron Hunt beim nachfolgenden Interview-Marathon. Bei der Einschätzung seiner Leistung machte der 18-Jährige, der in Goslar geboren wurde, einen ebenso abgeklärten Eindruck wie zuvor auf dem Platz. "Ich bin mit meiner Leistung heute zufrieden gewesen. Ob sie perfekt war, kann nur der Trainer sagen. Ich weiß aber, dass ich noch viel an mir arbeiten muss."

 

Dass das Lampenfieber vor der Partie nicht die kritische Marke erreichte, hatte er vor allem den Mitspielern zu verdanken. "Bei meinen ersten Minuten im Spiel gegen Hannover, war ich schon etwas beklemmt. Heute war die Nervosität gleich nach dem Anpfiff weg. Schon vor dem Spiel hatten die Kollegen mir viel Mut zugesprochen, während der Partie ging das weiter. Beflügelt hat mich auch, dass ich gleich ein paar gute Aktionen hatte", so Hunt, der den ersten Bundesliga-Treffer seiner Karriere relativ nüchtern beschrieb: "Es war eine Ecke, die am kurzen Pfosten mit dem Kopf verlängert wurde. Der Ball fiel mir danach direkt auf den Fuß. Das Tor zu machen, war dann wirklich nicht mehr so schwer."

 

Dennoch, das Lob der Mannschaftskollegen war ihm spätestens nach dem Führungstor sicher. Valérien Ismaël sagte: "Er hat nur seine Qualitäten unter Beweis gestellt. Er hat gezeigt, dass er der Mannschaft weiterhelfen kann. Der Junge hat großes Potenzial." Anerkennung gab es auch von der sportlichen Leitung. Geschäftsführer Klaus Allofs: "Es war ein toller Einstand für ihn. Man hat bereits nach wenigen Minuten gemerkt, dass er die Nervosität schnell abgelegt hat und zurecht kommt. Bereits vor seinem Treffer hatte er eine tolle Aktion. Diese Leistung wird ihm Auftrieb geben." Cheftrainer Thomas Schaaf sagte: "Aaron hat seine Sache ganz gut gemacht und sich mit dem Tor selbst belohnt. Wenn er abhebt, werden wir ihn auf dem Teppich halten."

 

Solche Gedanken muss sich der Werder-Coach aber nicht wirklich machen. Gefragt nach den Perspektiven für die laufende Spielzeit, antwortete der Torschütze bescheiden: "Werder wird weiter nach oben kommen, wenn alle wieder schnell fit werden." Über die persönlichen Zielen sagte er: "Ich erwarte nicht, dass ich nächste Woche wieder von Anfang an spiele, aber ich hoffe, dass ich bis Saisonende noch auf ein paar Einsätze komme." Bis dahin muss der Realschüler sich auch neben dem Platz durchkämpfen. Als Zehntklässler erwarten ihn die entscheidenden Prüfungen zum Schulabschluss. Schon am Montag muss er sich jedoch erst einmal in der theoretischen Führerscheinprüfung beweisen

 

Dafür drücken ihm auch die Nachwuchs-Trainer der Grün-Weißen die Daumen, bei denen Hunt noch für einige Erinnerungen sorgte. U 17-Trainer Bernd Pfeifer, Hunts erster Werder-Coach erzählte noch auf der Tribüne von den ersten Schritten des Talents an der Weser: "Unser Nachwuchs-Chefscout Ralf Schmitt, der Aaron bereits für Bayern gesichtet hatte, hat uns auf ihn aufmerksam gemacht. Wir hatten nach dem ersten Probetraining Zweifel, aber dann haben wir ihn einen Tag später noch einmal mittrainieren lassen und er hat einen super Eindruck gemacht. Daraufhin haben wir ihn unter Vertrag genommen. Zwei Jahre später hatten wir die erste Anfrage von Manchester United." Hunt selbst sagte dazu: "Als 14-Jähriger war ich bei den Bayern zum Probetraining, dort hatten sie aber keinen Internatsplatz für mich. Danach bin ich zu Werder gegangen. Das war die beste Entscheidung." Die Werder-Nachwuchstrainer würden diese Aussage sicher ganz dick unterstreichen.

 

von Michael Rudolph

 

 

 

 

 

 

 

 

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