Neue Fußballweisheit: Eine Minute dauert 96 Sekunden

Profis
Sonntag, 07.11.2004 / 00:36 Uhr

Es war aus Werder-Sicht der Aufreger des Abends. Das Zeitmanagement von Schiedsrichter Hermann Albrecht sorgte nach dem Schlusspfiff für große Diskussionen. Obwohl nach 90 Minuten nur 60 Sekunden Nachspielzeit angekündigt wurden, pfiff der Unparteiische einfach nicht ab. Erst als Hertha der Ausgleich gelungen war, beendete Hermann Albrecht die Partie.

 

Cheftrainer Thomas Schaaf konnte sich über diese Entscheidung des Unparteiischen nicht so schnell wieder beruhigen. „Es gab keinen Grund so lange nachspielen zu lassen. Der Ball war in unserer Hälfte im Seitenaus, da war die Nachspielzeit schon abgelaufen. Wir bekommen vorne einen Freistoß, spätestens da hätte er abpfeifen müssen. Dann greift Hertha noch einmal an und wir klären zur Ecke und die lässt er auch noch ausführen“, schimpfte der Bremer Coach und setzte nach: „Mich ärgert so etwas, weil wir einer Willkür ausgesetzt sind, die nicht nachvollziehbar ist.“

 

Die Enttäuschung durch den späten Ausgleich noch nicht ganz überwunden, ärgerten sich auch einige Spieler entsprechend über den späten Schlusspfiff. Stürmer Ivan Klasnic deutlich: „Es wurde eine Minute Nachspielzeit angezeigt und der Schiedsrichter lässt zwei spielen. Da frage ich mich, warum er so etwas macht. Und dann fragen sich die Schiedsrichter immer, warum sie kritisiert werden.“ Der kroatische Nationalstürmer hätte sich im Berliner Olympiastadion europäische Konsequenz gewünscht. „Man hat es doch in der Champions League in dieser Woche in Paris gesehen, wie so etwas gehandhabt werden sollte. Da laufen zwei Spieler auf das gegnerische Tor zu und der Schiedsrichter unterbricht den Angriff, weil die Nachspielzeit abgelaufen war.“

 

Geschäftsführer Klaus Allofs sieht es ähnlich: „Ich habe Verständnis dafür, wenn der Schiedsrichter nach der längst abgelaufenen Nachspielzeit einen Elfmeter oder einen laufenden Angriff noch abwartet. Aber wenn man diesen abgewehrt und zur Ecke geklärt hat, dann muss man die nicht mehr ausführen lassen.“

 

Richtig Öl ins Feuer der Emotionen goss der Schiedsrichter allerdings nach der Partie, als Thomas Schaaf mit ihm das Thema Nachspielzeit erörtern wollte. Der Bremer Coach berichtet: „Ich habe versucht mit ihm anschließend ein Gespräch zu führen, aber das war nicht möglich. In bin mit allem gebotenen Respekt und der nötigen Ruhe zu ihm hingegangen und wollte mit ihm über die Nachspielzeit reden, doch er hat nur abgewunken und ist weitergegangen. Das macht nur jemand, der ein schlechtes Gewissen hat.“ Schaaf total sauer: „Diese Art und Weise, wie er mir entgegengekommen ist, hat mir den Gesprächsbedarf genommen. Ich habe keinen mehr - nicht jetzt und auch nicht mehr in Zukunft.“

 

Schiedsrichter Hermann Albrecht wollte davon später nichts wissen: „Ich habe nicht mitbekommen, dass Herr Schaaf mich sprechen wollte, er hätte zu mir in die Kabine kommen können“, behauptete er und erklärte die verlängerte Nachspielzeit so: „Werder hat in der Nachspielzeit auf Zeit gespielt. So hat zum Beispiel Paul Stalteri bei einem Einwurf an der Seitenlinie erst den Ball geputzt. Diese Zeit habe ich hinten dran gehängt.“

 

Trotz der großen Verärgerung sind die Grün-Weißen jedoch nicht als schlechte (Punkte-) Verlierer vom Platz gegangen. Verteidiger Valérien Ismaël dazu: „Wir können nichts machen. Der Schiedsrichter ist der Chef auf dem Platz.“ Ivan Klasnic fügt an: „Am Ende war es unser Fehler, der zum Gegentor führte.“ Torhüter Andreas Reinke stellte klar: „Trotz der nachvollziehbaren Verärgerung bleibt festzuhalten, dass Schiedsrichter Albrecht heute nicht der Schuldige war.“

 

von Michael Rudolph und Norman Ibenthal

 

 

 

 

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