Nach seinem Dreierpack am Dienstagabend musste der Werderaner nach dem Schlusspfiff natürlich bei Mannschaftskollegen und Medienvertretern in die Verlängerung. Christian Schulz verriet: "Wir haben ihn lange nicht in der Kabine gesehen, weil er von Interview zu Interview musste: Danach haben ihm alle Spieler gratuliert. Ich glaube, wir haben jetzt jede Menge zu tun, um ihn wieder auf den Boden zu bekommen." Kein Wunder, denn die Kollegen sparten nicht mit Lob am Spieler des Abends. Valerien Ismaël machte auf die besondere Vorgeschichte aufmerksam: "Vor dem Hinspiel in Anderlecht war Ivan kein Stammspieler. Das hat ihn geärgert. Dann bekam er seine Chance und machte dort zwei Tore und legte heute drei nach. Das zeichnet einen Top-Torjäger aus. Ich freue mich für ihn und ich freue mich für die ganze Mannschaft." Vize-Kapitän Fabian Ernst ergänzte: "Ivan hat sich unheimlich toll gemacht. Auch dadurch sind wir im Angriff ein bisschen variabler geworden im Vergleich zum Vorjahr." Und Cheftrainer Thomas Schaaf lobte: "Er hat heute seine Art Tore zu schießen dokumentiert. Er sucht den direkten Weg zum Tor und fackelt nicht lange. Gerade beim ersten Treffer war das gut zu beobachten."
Doch der Überflieger der letzten beiden Champions-League-Spiele schwebte keineswegs durch die Katakomben des Weser-Stadion, sondern bedankte sich artig bei allen Mannschaftskollegen. Ivan Klasnic: "Ich freue mich über diese Tore, aber ohne die Mannschaft wäre das nicht möglich gewesen. Wenn wir alle guten Fußball spielen, dann ist es für die Stürmer immer einfacher Tore zu schießen." Sein Kommentar zur Führung in der Champions-League-Torjäger-Wertung fiel euphorischer aus. "Das bedeutet mir noch nichts. Darüber freue ich mich, wenn wir im Finale stehen", grinste der kroatische Nationalstürmer.
Dass Werder in der Champions Legaue auf dem richtigen Kurs ist, liegt jedoch nicht nur an einem Stürmer. Auch Partner Miroslav Klose zeigte sich zuletzt glänzend aufgelegt. Auch am Dienstagabend machte er unter den Augen des Teammanagers der Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff, ein starkes Spiel. Doch auch der Torschütze zum 3:1 zeigte sich bescheiden und gab die Anerkennung für das Sturmduo an die Mannschaft weiter: "Ja, es läuft gut bei Ivan und mir. Wir ergänzen uns hervorragend, aber wir brauchen auch alle anderen. Wir brauchen zum Beispiel die Ideen und die Pässe von Johan Micoud oder Daniel Jensen, bei dem man heute sehen konnte, was für ein Riesenfußballer er ist."
Der Däne, der erstmals über 90 Minuten zum Einsatz kam, fügte sich nicht nur nahtlos in eine stark spielende Mannschaft ein, sondern setzte eigene wichtige Impulse für das Werder-Spiel, das er in der 90. Minute mit seinem ersten Werder-Tor krönte. "Es ist gutes Gefühl über 90 Minuten dabei sein zu können, aber ich bin noch längst nicht in Topform. Konditionell habe ich noch Probleme", sagte Daniel Jensen, der es nicht überbewerten wollte, dass ihm sein Tor in der Schlussminute gelang. "Gegen Ende des Spiels hatten wir noch mehr Zeit und Platz als zu Beginn, weil natürlich auch der Gegner müde wurde und sicher dann auch etwas deprimiert war."
Überhaupt nicht deprimiert, war der dänische Nationalspieler, als er über das Zusammenspiel mit den Kollegen sprach. "Das ist schon etwas Besonderes. Alle sind ungeheuer laufbereit. Es macht Spaß, den Ball zu verteilen." Dieses besondere Miteinander auf und neben dem Platz ist für alle Werderaner der Hauptgrund für den derzeitigen Erfolg. "Wir haben wie im letzten Jahr wieder ein starkes Kollektiv mit sehr guten Einzelspielern", sagte Valérien Ismaël. Über das Ergebnis auf dem Platz kam am Dienstagabend sogar Cheftrainer Thomas Schaaf ins Schwärmen: "Die Tore waren wunderbar. Wie Joe die beiden Treffer für Ivan und Miro aufgelegt hat. Das war wunderbar." Das Fazit des Abends brachte kurz vor Mitternacht Ludovic Magnin auf den Punkt: "Wir sind alle Freunde, diese Energie kann man auf dem Platz spüren."
von Michael Rudolph und Norman Ibenthal
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