Das war zunächst der geniale Hackentrick von Miroslav Klose, mit dem der Nationalstürmer die Kugel zum zwischenzeitlichen Ausgleich in die lange Ecke beförderte. Daniel Jensen hatte zuvor den schon abgewehrten Ball wieder scharf in den Strafraum gespielt. "Der Ball kommt auf mich zu und ich konnte nur so reagieren. Wenn ich den Ball stoppe, dann springt er sowieso weg", grinste Klose nach dem Abpfiff und ergänzte vergnügt: "Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?!"
Miroslav Klose festigte mit diesem Treffer seine Führungsposition in der Bundesliga-Scorer-Wertung, die er mit sieben Toren und vier Torvorlagen anführt. In der Torschützenliste wird er jetzt nur noch vom Gladbacher Oliver Neuville übertrumpft, der durch seinen mit der Hand erzielten Treffer auf acht Tore kommt. Einsame Spitze wäre "Miro" übrigens, wenn es eine Wertung für Tore in der zweiten Hälfte gäbe. Denn kurioser Weise erzielte der Werder-Angreifer alle seine sieben Treffer erst nach der Pause.
Auch in diesem Punkt zeigt sich, dass die beiden Salto-Artisten Klose/Valdez es auch als "Synchron-Springer" weit bringen könnten. Denn auch Valdez erzielte jedes seiner drei Bundesliga-Tore in der zweiten Halbzeit. Dass es am Mittwochabend wie schon am ersten Spieltag gegen Schalke 04 der Siegtreffer war, freute den jungen Stürmer, in seiner persönlichen Hitliste wollte er ihn aber nicht ganz oben einordnen. "Es war ein sehr wichtiges Tor, aber mein wichtigstes bleibt der Treffer im Pokal-Halbfinale gegen den VfB Lübeck", verriet Nelson Valdez, der sich schon unmittelbar nach dem Abpfiff wieder auf den Kampf um die Stammplätze konzentrierte. "Natürlich würde ich gern von Anfang an spielen, aber momentan läuft es als Joker besser. Ich will jetzt weiter Gas geben. Zwanzig gute Minuten reichen noch nicht, um wieder eine Chance von Beginn an zu bekommen. Wir haben Leute vorne drin, die das ganze Spiel gut sind. Ich muss mich jetzt weiter beweisen", schätzt der Südamerikaner seine Lage ein.
Bei Cheftrainer Thomas Schaaf hat er nicht nur wegen seines wuchtigen Kopfballs zum Siegtreffer Pluspunkte gesammelt. Der Trainer schätzt auch die professionelle Einstellung des jungen Stürmers. "Nelson zeichnet es aus, wie er mit seiner Situation umgeht, wie er die richtige Mischung aus Selbstkritik und Selbstbewusstsein findet", lobte Schaaf in Stuttgart und schwärmte am Ende auch vom Siegtreffer. "Sensationell wie Nelson in der Luft steht. Es sieht aus, als habe er Sprungfedern in den Schuhen."
Dass die Salti der beiden Werder-Angreifer trotz einiger kleinerer Mängel in der Haltungs-Note unübersehbar waren, daran hatten sicher auch die erstmals getragenen orange-farbenen Hosen ihren Anteil. Zum neuen modischen Akzent, den die Werderaner in Stuttgart setzten, sagte Klaus Allofs: "Wir haben das erste Mal unsere orange-farbenen Hosen gewählt, weil sie die Spieler noch etwas präsenter aussehen lassen. Die Kombination ganz in grün geht auf dem grünen Rasen doch etwas unter. Die Hosen sind sicher auch für die Fernsehzuschauer die bessere Entscheidung."
von Michael Rudolph und Tino Polster
Lesen Sie auch den detaillierten Spielbericht. Klicken Sie hier!