Rote Karte gegen "Ludo" bringt Werder ins Spiel

Profis
Donnerstag, 28.10.2004 / 00:53 Uhr

Er war der tragische Held des Abends: Ludovic Magnin freute sich natürlich mit den Kollegen über den so wichtigen Sieg beim Titelkonkurrenten VfB Stuttgart und doch wusste er nach dem Schlusspfiff selbst nicht so richtig, welche Rolle er an diesem Abend gespielt hatte. Sollte er betrübt oder beglückt sein? Hatte er der Mannschaft mit seinem eher harmlosen Zweikampf, der zur Roten Karte führte, einen Bärendienst erwiesen oder war er der Auslöser einer außergewöhnlichen Aufholjagd, die Werder mit dem ersten Saisonsieg nach einem Rückstand krönte?

 

Bei der Klärung der Fragen halfen ihm die Kollegen und Spielbeobachter in ihren Analysen nach der Partie. Und vielleicht tröstet es ihn, dass eigentlich alle, die Rote Karte als die Schlüsselszene bewerteten, die Werder für die Wende brauchte. Stürmer Miroslav Klose ließ keinen Zweifel aufkommen: "Die Rote Karte hat uns zurück ins Spiel gebracht. Wir hatten nichts mehr zu verlieren und haben alles nach vorn geschmissen. Alle haben sich besser bewegt." Abwehr-Stratege Valérien Ismaël stimmte zu: "Wir haben mit zehn Mann sehr gut gekämpft. Unsere Siegermentalität ist wieder da. Dieser Sieg ist vergleichbar mit dem Erfolg in Gladbach in der Vorsaison."

 

Auch für die Trainer war der Platzverweis eine ganz entscheidende Szene. VfB-Coach Matthias Sammer erkannte: "Nach der roten Karte haben bei uns alle um fünf Prozent nachgelassen." Dagegen kam sein Werder-Kollege nicht um das folgende Lob herum: "Das Team hat das Zeichen richtig aufgenommen. Wir haben uns in Unterzahl gute Chancen herausgearbeitet. Ich war sogar erst etwas ärgerlich, weil wir zwei gute Möglichkeiten nicht genutzt haben. Und gerade mit einem Mann weniger, weiß man nicht, ob solche Situationen wiederkommen. Aber die Mannschaft hat sich für ihren Einsatz belohnt."

 

Ludovic Magnin fiel ein Stein vom Herzen, dass sein Platzverweis keine negativen Folgen für die Kollegen hatte: "Zum Glück hat die Mannschaft reagiert. Ein großes Lob an das gesamte Team. Werder ist zurück. Wir sind wieder im Lauf."

 

Der Schweizer Nationalspieler sorgte nicht nur für die Schlüsselszene des Abends, sondern auch für die kurioseste Anekdote. Er war nämlich der mit Abstand letzte, der das Happyend im Gottlieb-Daimler-Stadion registriert hatte: "Ich war in der Kabine und habe mich total beeilt. Dort hatte ich keine Informationen zum Spiel. Als ich dann wieder am Feld stand, fiel das Tor von Nelson Valdez. Ich dachte, dass es unser erstes Tor war, und war dann doch sehr überrascht, als ich bemerkte, dass uns in meiner Abwesenheit bereits der Ausgleich gelungen war. Das war eine tolle Überraschung."

 

Auf eine ebenso positive Nachricht hofft der 25-Jährige nun bei der Bestrafung durch den DFB. Seine Stellungnahme zur Szene, die der Schiedsrichter als Notbremse auslegte: "Ich habe heute keinen getötet. Es gab Kontakt zu meinem Gegenspieler, aber man muss es nicht unbedingt als Foul pfeifen. Wenn der Schiedsrichter es aber so sieht, dann muss er die Rote Karte geben. So sind nun mal die Regeln." Bedauerlich fand "Ludo", dass der Unparteiische nicht alle Szenen so streng bewertete: "Wenn er die Regeln in dieser Situation so konsequent auslegt, dann muss er auch nach der Grätsche, bei der ich in der ersten Halbzeit von hinten attackiert werde, für meinen Gegenspieler Rot zeigen. Auch diese Regel gibt es."

 

Zur Leistung des Schiedsrichters, der neben der Roten Karte noch fünf weitere Werder-Spieler verwarnte, sagte Fabian Ernst: "Der Schiedsrichter hat die gelben Karten sehr locker verteilt und sich damit wenig Spielraum bei seinen weiteren Entscheidungen gelassen." Ganz zufrieden war auch Ümit Davala nicht mit der Leistung von Manuel Gräfe, der in seinem ersten Bundesliga-Jahr pfeift. Nach einer gelben Karte und einer letzten Ermahnung musste der türkische Nationalspieler wegen "Rot-Gefährdung" und damit früher als geplant ausgewechselt werden. "Ich hätte gern noch weitergespielt. Ich empfinde die Reaktion des Schiedsrichters als überzogen. Ich habe in beiden Szenen ganz klar versucht, den Ball zu spielen. Beim ersten Mal kam ich etwas zu spät, beim zweiten Mal habe ich den Ball gespielt."

 

Im Gegensatz zu Ludovic Magnin wird Ümit Davala jedoch am Wochenende wieder auflaufen können. Die Gefühlswelt des Schweizers war auch bei der Erwartung seines Strafmaßes sehr wechselhaft. Einerseits waren da große Hoffnungen: "Ich denke, dass ich vielleicht nur ein Spiel gesperrt werde." Anderseits aber auch große Enttäuschung: "Leider verpasse jetzt das Mega-Spiel gegen den Hamburger SV".

 

von Michael Rudolph und Tino Polster

 

 

 

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