Allofs: So gut habe ich „Ludo“ noch nicht gesehen

Profis
Sonntag, 26.09.2004 / 01:28 Uhr

In der ersten ruhigen Minute nach dem Spiel und der Pressekonferenz stand Thomas Schaaf ein wenig in sich gekehrt an der Wand des Bochumer Kabinengangs. Innerlich zog er die Bilanz des Tages: Auf der Haben-Seite hatte er drei wichtige Punkte für einen Spitzenplatz in der Bundesliga zu verbuchen und eine ansprechende spielerische Leistung seines Teams, dem stand jedoch mit Petri Pasanen erneut ein verletzter Schlüsselspieler gegenüber. In Worte fasste Schaaf seine Gedanken so zusammen: „Ja, ich freue mich über dieses Spiel und ich möchte der Mannschaft gratulieren, wie sie diese schwierige Aufgabe am Ende gelöst hat. Aber wenn wir gleich im Bus sitzen, werden sicher die Gedanken an Valencia kommen. Dann werden wir mal durchzählen müssen, wer noch alles ‚Hier’ schreien kann.“

 

Petri Pasanen dürfte bei der Zählung im Bus nicht geantwortet haben. Der Finne saß lange mit einem „dicken Brummschädel“ in der Kabine. Nach seinem bösen Zusammenstoß mit Bochums Spielmacher Dariusz Wosz, wonach beide Spieler ausgewechselt werden mussten, wurde der Nationalspieler mit sechs Stichen genäht. Als Letzter schlich er aus der Kabine und wortlos in den Mannschaftsbus. „Aufgrund seiner Reaktionen muss ich befürchten, dass wir am Mittwoch nicht auf ihn zurückgreifen können“, so Schaaf. Am Sonntag soll geklärt werden, ob Pasanen neben seiner Platzwunde noch eine Gehirnerschütterung davongetragen hat.

 

Im Gegensatz dazu drängten sich am Samstagnachmittag aber auch Spieler auf, die der Bremer Coach beim wichtigen Champions-League-Spiel berücksichtigen kann. Nelson Valdez wurde zwar zur Halbzeit ausgewechselt, weil er nach umstrittenen Entscheidungen des Schiedsrichters unmittelbar vor einem Platzverweis stand. „Ich hatte schon die Befürchtung, dass er früh vom Platz gehen muss. Aber ich hatte das Gefühl, dass sich die Situation danach beruhigt hatte, auch weil Nelson in seinem Spiel zurückhaltender war“, erklärte Werders Cheftrainer, der aber deutlich machte, dass er eine starke Leistung des jungen Paraguayers gesehen hatte. „Ich hätte ihn ohne diese Gelbe Karte nie rausgenommen, musste es aber zu seinem Schutz tun. Mir ist völlig unverständlich, was da mit Valdez abgelaufen ist. Wer ihn kennt, weiß, dass er nie unfair spielen würde. Alle seine Zweikämpfe waren vollkommen in Ordnung. Er wurde zu Unrecht in diese Lage gebracht.“

 

Beim Durchzählen für das Valencia-Spiel, hätte auch Ludovic Magnin laut „Hier“ schreien können. Der Schweizer Nationalspieler demonstrierte in den letzten Partien großes Selbstvertrauen und machte auf der ungewohnten Mittelfeldposition erneut ein bärenstarkes Spiel. Geschäftsführer Klaus Allofs schwärmte: „Ich habe ‚Ludo’ bei uns noch nie so gut spielen sehen, wie zur Zeit. Er ist im Mittelfeld immer wieder draufgegangen und hat Bälle erobert und immer wieder Angriffe eingeleitet.“ Ludovic Magnin sagte dazu: „Ich bin gut drauf. Aber ich wusste immer, was ich kann. Ich habe es in Bremen nur noch nicht gezeigt. Schön, dass ich der Mannschaft so helfen kann. Aber sie hat auch mir geholfen. Wir haben alle super zusammengespielt.“

 

Mit der neuen Position im Mittelfeld wollte er die Leistungssteigerung nicht in unmittelbaren Zusammenhang bringen: „Mir ist es egal, wo ich spiele. Natürlich kommt es mir entgegen, wenn ich meine Offensivstärke ausspielen kann. Aber ich bin zur Zeit einfach glücklich auf dem Platz und das sieht man meiner Spielweise an. Und wenn der Trainer mich wieder hinten braucht, dann ist das kein Problem für mich.“ Trotz der guten Noten sieht der Schweizer noch viel Arbeit auf sich zukommen. Selbstkritisch merkte er an: „Sicher muss ich manche Bälle noch schneller spielen, mich noch besser an das Tempo gewöhnen. Aber das kommt noch.“ Dann ergänzte er: „Zwei gute Spiele reichen nicht, um bei Werder Stammspieler zu werden. Ich muss jetzt diese Leistungen konstant zeigen.“

 

Auch Frank Fahrenhorst war an seiner alten Wirkungsstätte ein Kandidat, der sich verbessert zeigte und sich für das Champions-League-Spiel empfahl. Dass er beim Durchzählen im Mannschaftsbus jedoch nicht auf sich aufmerksam machen konnte, hatte jedoch andere Gründe. Er fuhr gar nicht zurück nach Bremen. Cheftrainer Thomas Schaaf hatte ihm einen Abend in seiner Bochumer Heimat gestattet. „Er darf hier bleiben. Er hatte gestern Geburtstag und das wollten wir ihm ermöglichen“, erklärte Schaaf, der dem Ex-Bochumer ansteigende Form bescheinigte: „Er wirkte heute wesentlich souveräner als zuletzt. Von ihm wird noch einiges kommen.“ Klaus Allofs sah es ähnlich: „Fahne’ hat seine Sache gut gemacht. Seine Kopfballstärke und sein Zweikampfverhalten sind Stärken, die er wieder ausgespielt hat. Aber heute hat er auch mit seiner Ausstrahlung und seinem Passspiel überzeugt. Was er gemacht hat, war immer sehr überlegt.“

 

Insgesamt sah Werders Geschäftsführer eine gelungene Premiere für das erste Champions-League-Heimspiel der Saison. „Die hier erlangte Sicherheit können wir für die Partie gegen Valencia gut gebrauchen. Es ist schon vorteilhaft, wenn man weiß, dass man auswärts bei einem guten Bundesliga-Team klar gewinnen kann“, so Allofs.

 

 

von Michael Rudolph

 

 

 

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