Dass ihm das nicht nur am Mittwochabend geglückt ist, bestätigte Geschäftsführer Klaus Allofs: "Wenn er sich selbst so großen Druck macht, dann ist das unnötig. Auch wenn er mal zwei Spiele kein Tor geschossen hat, so konnte er doch immer seinen Beitrag leisten", sagte der ehemalige Weltklassestürmer.
Doch Nelson Valdez will es nicht nur seinen Mannschaftkollegen zeigen, sondern auch seiner Familie. Seit der vergangenen Woche sind sein Vater und seine Schwester aus Paraguay zu Besuch. Und nicht nur die beiden drückten ihm die Daumen. "Heute saß die komplette Familie im Stadion. Neben meinem Vater und meiner Schwester waren auch meine Freundin und ihre Eltern das. Die ganze Familie eben. Wenn einem dann zwei Tore gelingen, dann geht es nicht besser", so Valdez.
Der Doppelpack im DFB-Pokal war auch Nelsons Attacke im Kampf gegen sich selbst. Der 20-Jährige gab nach dem Schlusspfiff zu, dass er Werders Dreifach-Belastung Tribut zollen muss und langsam die Müdigkeit einsetzt. "Für mich ist das schon eine große Umstellung. Ich habe fast zwei Jahre auf der Bank gesessen und nun folgt für mich ein Spiel nach dem anderen. Da muss man sich erst daran gewöhnen. Doch ich schaffe das." Der Südamerikaner vertraut dabei vor allem auf seinen Willen. "Heute lief es zunächst nicht ganz rund für mich. In der ersten Halbzeit wurden viele Zweikämpfe gegen mich gepfiffen und oft Abseits gewunken. Aber ich habe es immer wieder probiert. Das ist mein Stil. Und es hat sich wieder ausgezahlt mit den beiden Treffern."
Seine Aussagen über die Müdigkeit wollte Nelson Valdez aber auch nicht zu hoch bewertet wissen. Gegen Bochum möchte er auf keinen Fall wieder auf die Bank. "Nein, nein, bis dahin bin ich wieder topfit", versichert er schnell.
Wie es ist, nicht berücksichtigt zu werden, weiß Nelson Valdez aus der paraguayischen Nationalmannschaft, wo er seit der Absage für die Olympischen Spiele keine Rolle mehr spielte. Die beiden Valdez-Tore sind in den Augen des Stürmers nun der beste Gruß an seinen Nationaltrainer Annibal Ruiz. Ein neuerliches Bewerbungsschreiben, das der Auswahlcoach nicht ignorieren kann, hofft Valdez. Ein wenig trotzig diktierte er den Medienvertretern seine Sicht der Dinge: "Ich verstehe nicht, warum ich keine Rolle spiele. Ich bin neben Roque Santa Cruz der einzige Spieler aus Paraguay, der in der Champions League spielt. Ich bin einer von zwei Spielern, die sich im Land der nächsten Weltmeisterschaft durchgesetzt haben und dennoch bin ich nicht dabei. Die Reporter in Paraguay können sich das auch nicht erklären", so Valdez
Doch der 20-Jährige wird es weiter probieren. Er weiß, mit jedem Tor macht er es dem Nationaltrainer schwerer. Und irgendwann wird er wieder dabei sein. Bis es soweit ist, muss ihm die Anerkennung der Fans, der Familie und der Kollegen reichen.
von Michael Rudolph
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