„Knüppeldick“: Rote Karte, zwei Elfmeter, Krankenhaus-Tour

Profis
Mittwoch, 15.09.2004 / 05:23 Uhr

Auf das Gespräch mit Schiedsrichter Lubos Michel aus der Slowakei hatte sich Cheftrainer Thomas Schaaf eingestellt. Schon in der Halbzeitpause des Spiels bei Inter Mailand hatte er sich mit dem Unparteiischen zu einem kurzen gedanklichen Austausch nach dem Schlusspfiff verabredet, doch dazu kam es nicht. Vorrangiger Grund für das geplante Rendezvous war der umstrittene Elfmeter, der zum 0:1 führte. Thomas Schaaf sah die ganze Geschichte so: „Das war eine Fehlentscheidung. Die Attacke erfolgte eindeutig einen Meter vor der Linie, Adriano ist sogar vor der Linie gefallen. Darauf habe ich den Schiedsrichter in der Pause hingewiesen, doch der wies mich mit der Erklärung ab, dass er sehr gut gestanden hätte und der Fall klar sei. Darauf habe ich ihn zu einer Stellungnahme nach dem Spiel und nach Studium der TV-Bilder aufgefordert. Was daraus geworden ist, konnte man sehen. Er ist schnell aus dem Stadion hinausgehuscht.“

 

Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs fasste es diplomatisch zusammen: „Wir haben heute viel dazugelernt, auch dass es in der Champions League anders zur Sache geht und dass die Schiedsrichter auch nicht immer gut sind.“ Allofs regte sich vor allem über die Rote Karte für Valerien Ismael nach nur fünf Minuten auf: „Ich bin sicher, dass von zehn Schiedsrichtern, sich nur einer so entscheiden würde. Adriano kreuzt den Laufweg von ‚Vale’ und fädelt ein.“

 

Mannschaftskapitän Frank Baumann dazu: „Bei der ersten Szene waren wir mit dem Elfmeter genug bestraft, da hätte er nicht Rot zeigen müssen. Schade, dass dann gleich die nächste umstrittene Aktion wieder gegen uns gepfiffen wird und gleich wieder zum Elfmeter führt.“

 

Ein besonders bitterer Abend war es vor allem für Valerien Ismael, der sich soviel vorgenommen hatte und völlig frustriert den Platz verließ. Der Franzose sagte nach Abpfiff: „Das Spiel hatte gerade erst begonnen. Ich war fit, ich war gerade warm und dann war ich geschockt. Danach habe ich die erste Hälfte im Spielertunnel verfolgt.“ Nach Ansicht der TV-Bilder räumte Ismael ein: „Der Fehler lag darin, dass ich überhaupt in diese Situation komme, aber so etwas kann passieren. Elfmeter und eine Rote Karte zu geben, war aber eine sehr harte Entscheidung.“

 

Jetzt hoffen die Werderaner wenigstens auf eine milde Strafe. Cheftrainer Thomas Schaaf setzte sich für seinen Spieler ein: „Ich hoffe, dass bei der Bewertung der Roten Karte berücksichtigt wird, dass es weder ein brutales Foul, noch eine schlimmer Notbremse war. Der Spieler hat noch während der Situation die Hände gehoben und signalisiert, dass er den Stürmer überhaupt nicht berühren möchte.“

 

Genährt wurde der Ärger der Werderaner über den Spielleiter aber auch wegen der Unterschiede in der Beurteilung einzelner Szenen: „Wenn man sagt, dass man aus regeltechnischen Gründen, die Rote Karte für Valerien Ismael zeigen muss, dann muss man auch Inters Materazzi vom Feld schicken, der kurz vor Schluss Angelos Charisteas mit dem Ellenbogen niederstreckt. Unsere Spieler müssen ins Krankenhaus und es wird noch nicht einmal Foul gepfiffen, geschweige denn ein Karte gezückt.“ Klaus Allofs unterstützte die Aussage von Thomas Schaaf und spielte auch auf eine ringkampfähnliche Szene zwischen Ludovic Magnin und Inter-Holländer Van der Meyde (siehe Foto) an: „Wenn man bei Aktionen von Materazzi gegen Charisteas oder Van der Meyde gegen Magnin nichts unternimmt, dann ist man auf dem Holzweg.“

 

Die Nachwirkungen des Spiels gegen Inter könnten Werder jetzt sogar länger verfolgen. Stürmer Angelos Charisteas musste aufgrund des Ellenbogenchecks gleich im Anschluss an die Partie mit Verdacht auf einen Knorpelbruch im linken Ohr ins Krankenhaus gefahren werden. Auch der schon in der 36. Minute verletzt ausgewechselte Kapitän Frank Baumann muss in Bremen nochmals untersucht werden. „Bei der Aktion, die zum zweiten Elfmeter führte, habe ich mir ein Band im Sprunggelenk beschädigt. Ob es gerissen ist, wird sich nach weiteren Untersuchungen zeigen.“

 

Nüchtern stellte Geschäftsführer Klaus Allofs am Ende fest: „Im letzten Jahr sind wir von Verletzungen verschont geblieben, aber im Moment kommt es knüppeldick.“

 

von Michael Rudolph

 

 

 

 

 

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