"Es macht für unser Spiel schon einiges aus, ob Ailton jede Situation, die sich ihm bietet, zum Tor nutzt oder nicht", analysierte Allofs. Für ihn kam daher die erneute vorzeitige Auswechslung des Top-Torjägers (72.) nicht überraschend: "Ich denke, dass er selbst gesehen hat, dass es bei ihm heute nicht so rund gelaufen ist." Doch auch Ivan Klasnic analysierte seine Leistung sehr sachlich: "Ich hatte den Sieg auf dem Fuß. Ich weiß, dieses Ding hätte ich machen müssen. Ich habe den Torhüter umspielt, wusste das der Winkel sehr spitz war, dennoch war ich überzeugt, dass es reichen könnte. Leider hat es nicht geklappt." Klasnic weiter: "Natürlich war es heute keine Gala der Stürmer. Aber was sollen wir machen? Die Gegner stellen sich in der Rückrunde besser auf uns ein. Sie stellen sich hinten rein und mischen Beton an. Das konnte doch jeder sehen. Sicher, uns fehlt einfach ein Tor. Dann würde unser Spiel auch wieder rund laufen."
Von Vorwürfen der Mannschaftskollegen gab es aber keine Spur. Im Gegenteil: Die Mitspieler hatten verständnis für die schwierige Mission der Angreifer. "Man muss sie auch ein bisschen in Schutz nehmen. Die 96er-Verteidigung hat die Räume sehr eng gemacht", kommentierte zum Beispiel Kapitän Frank Baumann. Aufbauende Worte kamen auch von Torhüter Andreas Reinke: "Wenn wir alle so weitermachen, dann klappt es auch wieder vorne mit den Toren. Da müssen wir jetzt alle gemeinsam durch." Verständnis äußerte sogar Klaus Allofs, der aus eigener Erfahrung weiß: "Als Stürmer wirst du nie 34 Spiele am Stück mit einer riesigen Treffer-Quote durchziehen können. Jeder durchlebt Schwankungen in einer Saison."
Gut, dass Thomas Schaaf weitere Alternativen auf der Bank hatte. Wie schon gegen Eintracht Frankfurt konnte er so den Kompletttausch seiner Angreifer vornehmen. "Beide, Nelson und Harry sorgten in der Schlussphase noch einmal für Belebung", lobte Schaaf und wurde vor allem in der Anerkennung für Nelson Valdez von Klaus Allofs bestätigt: "Nelson ist in eine guten Verfassung. Deswegen setzt der Trainer auch auf ihn. Er hat den großen Vorteil, dass er von der ersten Sekunde an im Spiel ist, wenn du ihn reinwirfst."
Bemerkenswert war, wie sich der so Hochgelobte nach dem Schlusspfiff äußerte. Der 20-jährige Valdez sonnte sich keineswegs in den persönlichen Pluspunkten, die er gesammelt hatte. Kopfschüttelnd sagte er: "Das war in meinen Augen kein tolles Wochenende. Ich bin mit diesem Punkt nicht zufrieden. Wir wollten unbedingt gewinnen, aber wir waren alle auch ein bisschen übermotiviert." Genau so kollegial sprach er auch über die Konkurrenzsituation im Werder-Sturm: "Jeder Profi will länger als 20 Minuten spielen, aber jeder von uns weiß auch: Ailton ist Ailton. Er ist immer für ein Tor gut. Deswegen spielt auch."
Michael Rudolph
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