Ailtons emotionale Achterbahnfahrt mit Happyend

Profis
Montag, 22.03.2004 / 03:01 Uhr

Die Schlüsselszenen des Spiels sahen am Sonntagabend nicht so aus, wie man sie erwartet. Weniger Tore, Schiedsrichterentscheidungen oder besondere Zweikämpfe standen im Blickpunkt der Beobachter, sondern eine beeindruckende Präsentation von Teamgeist.

 

Als es eng wurde in der Volkswagen-Arena, als Ailton gerade mit dem verschossenen Elfmeter die größte Chance der Mannschaft zunichte gemacht hatte, offenbarte das Team tiefe Einblicke: Zusammenhalt und Kameradschaft sind bei diesen Werderanern keine leeren Worte. Als der Cheftrainer Thomas Schaaf den Brasilianer wenig später vom Platz holte, kreuzten gleich mehrere Kollegen seinen langen Weg auf die Bank und trösteten den diesmal unglücklich agierenden Torjäger. Cheftrainer Thomas Schaaf hatte die Szene ganz genau beobachtet und stellte fest: "Die Reaktionen auf die Auswechslung von Toni war eine Demonstration des Miteinanders in dieser Mannschaft. Man konnte sehen, wie die Teamkollegen sich untereinander achten und auf sich aufpassen. Wenn einer in seiner Leistung nachlässt, bekommt er einen Schubser. Und wenn einer mal nicht seinen besten Tag hat, dann ist auch immer eine Hand da, die aufmuntert oder tröstet."

 

Trost hatte Ailton in dieser Szene auch nötig. Auf der Rückfahrt nach Bremen beschrieb er seine persönliche Leidenszeit nach dem Pfostenschuss vom Elfmeterpunkt so: "Ich war untröstlich, dass ich den Elfmeter verschossen habe. Ich hatte Angst, dass ich damit den Sieg vergeben hatte und der Mannschaft geschadet habe." In diesen Minuten wollte er nur noch allein sein und verpasste deshalb fast die Erlösung: "Ich habe das erste Tor gar nicht mitbekommen. Ich war in der Kabine, als ein Ordner des VfL Wolfsburg an der Tür klopfte und von der Führung berichtete. Danach habe ich mir sofort meinen Trainingsanzug angezogen und bin raus zur Mannschaft."

 

Dort erlebte das Publikum dann die Fortsetzung der emotionalen Achterbahnfahrt des Südamerikaners. Ailton fieberte mit seinem Team und war nicht mehr zu halten, als Johan Micoud der zweite Treffer gelang. Er übersprang unerlaubter Weise die Barriere zum Spielfeld, schnappte sich den Franzosen als wollte er ihn nicht mehr loslasssen und jubelte mit dem ganzen Team auf dem Feld als wäre er nie ausgewechselt worden. "Ich habe mich so gefreut, als dann das vorentscheidende 2:0 fiel. Ich wollte unbedingt auf dem Platz mit den Kollegen jubeln und mich bedanken, dass sie meinen Fehler ausgebügelt haben. Schon bei meiner Auswechslung hat es mich tief bewegt, dass alle Kollegen mir Mut zugesprochen haben, dass keiner sauer war. Bei diesem Torjubel wollte ich all das wieder zurückgeben. Es war mir in diesem Moment völlig egal, ob ich damit eine Gelbe Karte riskiere oder nicht. Das war alles ganz weit weg von mir", so Ailton, der vom Unparteiischen nicht für seinen Gefühlsausbruch bestraft wurde. Der Schiedsrichter beließ es bei einer kurzen Wegbeschreibung für die Rückkehr zur Bank.

 

Für Trainer Thomas Schaaf kam die Reaktionen von Ailton nicht überraschend. Er erklärte nach dem Schlusspfiff das Verhalten des Stürmers: "Jeder hat begriffen, dass es vorrangig um das Team geht. Nur wenn das Team funktioniert, kann auch der Einzelne glänzen. Tonis Reaktion zeigt, dass auch er weiß, dass er durch dieses Team oft im Vordergrund stehen konnte. Heute war es nicht so, das kann passieren. Aber sofort waren andere da, bei denen es besser lief und die die Tore gemacht haben."

 

Michael Rudolph und Tino Polster

 

 

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