Das war allerdings auch die einzige Situation, in der die Lübecker von Nelson Valdez nichts mehr sehen konnten. Denn mit seiner Einwechslung in der 96. Minute brachte er und Sturmkollege Angelos Charisteas noch einmal Bewegung in die Partie. Genau so wie es sich Thomas Schaaf erhofft hatte: "Nach dem erneuten Rückstand musste ich noch etwas bewegen, deshalb habe ich weitere Stürmer gebracht. Nelson habe ich eingewechselt, weil ich auf seine Kopfballstärke und sein Durchsetzungsvermögen im Eins-gegen-Eins gebaut habe. Außerdem strahlt er immer den unbedingten Willen aus, das nächste Tor machen zu wollen. Heute hat er sich selbst mit dem Siegtor belohnt." Schaaf hatte wieder einmal ein glückliches Händchen beim Spielertausch.
Eine Vision, dass da in der 96. Minute der richtige Mann auf den Platz kommt, hatte auch Valérien Ismaël. "Als ich eingewechselt wurde, hat Vale mir gesagt, dass ich noch ein Tor machen werde. Er ist wahrscheinlich ein Hellseher", verriet Valdez. Seinen Treffer beschrieb der Stürmer so: "Von Ivan kam ein sehr guter Pass. Ich habe den Ball angenommen und wollte ihn dann eigentlich weiterspielen zu Tim Borowski, doch dann habe ich einen Gegenspieler bei ihm gesehen und habe ich es selbst gemacht." Und wie! Der Ball schlug unhaltbar im linken unteren Eck des VfB-Tores ein und versetzte alle in Aufruhr. Die Bremer, die über ihren Helden herfielen und die Lübecker, weil sie ein Handspiel vor der entscheidenden Aktion gesehen haben wollten. VfB-Trainer Dieter Hecking: "In meinen Augen war es ein klares Handspiel, wenn auch unabsichtlich."
Nelson Valdez sagte dazu: "Vom Gefühl her war der Ball nicht an der Hand. Aber ganz ehrlich, ich kann mich daran nicht mehr erinnern. Ich war nur noch auf das Tor fixiert." Für den 20-Jährigen rangiert der Treffer am Dienstagabend ganz oben auf seiner persönlichen Hitliste: "Das war das bisher wichtigste Tor meiner Karriere", strahlt er und setzt nach: "Aber davon werden noch einige kommen, da könnt ihr sicher sein." Am besten hebt er sich auch einen für das Finale in Berlin auf.
Michael Rudolph
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