Interview mit Cheftrainer Thomas Schaaf: "Die Aufgliederung in A- und B-Team war so nicht geplant!"

Profis
Dienstag, 20.01.2004 / 14:54 Uhr

Zehn Tage bereitete sich Werder Bremen im türkischen Belek auf die Rückrunde vor. Am letzten Tag nahm sich Cheftrainer Thomas Schaaf die Zeit, um über seine Eindrücke vom Stand der Vorbereitung, seine Einschätzung der Verletztensituation und über Dinge zu sprechen, die er in diesem Jahr verändert hat.

 

Herr Schaaf, es war in den vergangenen neun Tagen in Belek von der Grippewelle bis hin zu überragenden Testspielen alles dabei. Welche Eindrücke überwiegen?

Die positiven! Wir haben unheimlich viel gearbeitet, haben viele Spiele bestritten. Jede Partie, ob besser oder schlechter, hat uns nach vorn gebracht. Wir haben sie gebraucht und wir werden davon profitieren.

 

Auch im Training hatte man den Eindruck, dass es in diesem Jahr spielerischer zugeht als in anderen Trainingslagern der Vergangenheit. Die Hürden waren vergleichsweise selten im Einsatz. Täuscht dieser Eindruck?

Ich weiss nicht, ob man generell sagen kann, dass es leichter war. Ich will es so formulieren:

Man muss als Trainer immer im Blick haben, in welchem Zustand die Mannschaft ins Trainingslager startet. Dieses Jahr war es so, dass wir noch vor der Winterpause ein ordentliches Level hatten. Wir mussten uns kräftemäßig nicht in die Pause retten. Dieser Eindruck hat sich nach dem Urlaub bestätigt. Wir haben aber trotzdem unsere Pflicht im Kraft- und Ausdauerbereich erledigt. Viel davon haben wir uns auch über die Spiele geholt.

 

Gab es in diesem Jahr bewusste Ändrungen im Ablauf des Trainingslagers?

Diese Fülle der Testspiele waren schon ein Novum. Ich wollte in diesem Jahr wirklich jeden Spieler über 90 Minuten spielen lassen. Sonst haben wir oft das Team zur Halbzeit getauscht. Diesmal nicht.

 

Neu war doch auch die strikte Festlegung auf ein A- und B-Team?

Sicher ist dieser Eindruck entstanden, aber das war gar nicht vorgesehen. Es hat sich so entwickelt. Die Ausgangsituation war so: Das erste Spiel war gleich eine Partie gegen den PSV Eindhoven im Efes-Cup. In diesem Spiel wollte ich zunächst auf das Team zurückgreifen, mit dem es in der Hinrunde so gut funktioniert hat. Das zweite Spiel gegen Den Haag sollte unser anderes Team bestreiten. Dass die Zusammenstellung aus der Hinrunde beim 3:0 gegen den PSV Eindhoven gleich wieder so gut harmoniert, hatte ich nicht unbedingt erwartet.

 

Also blieb diese Elf zusammen?

Ich wollte jedes Team 90 Minuten auflaufen lassen und dann den überragenden Spielern der zweiten Mannschaft im ersten Team eine Chance geben. Doch es drängte sich keiner auf. So hat es sich ergeben, dass die zweite Runde der Testspiele gegen Trabzonspor und Unterhaching zustande kam, und diese Eindrücke bestätigt hat. Diejenigen, die am nächsten dran waren, haben dann im Finale unsere Ausfälle kompensiert. Ich denke da zum Beispiel an Tim Borowski, der in beiden Teams im Einsatz war.

 

Birgt das nicht auch Gefahren für den Teamgeist?

Wir sind uns der Situation bewusst. Einerseits werden die Spieler des B-Teams unzufrieden, was nicht leistungsfördernd wirkt, andererseits muss ich natürlich aufpassen, dass sich die A-Mannschaft nicht zu sicher fühlt. Deswegen bin ich auch gar nicht so traurig darüber, dass unser Testspiel am letzten Tag in Belek nicht stattgefunden hat. Es war sinnvoller, mit dem kompletten Kader zu trainieren und nicht diese beiden Formationen zu zementieren. Auch im Hinblick auf unsere erkrankten Spieler war es gut, dass das Spiel am Dienstag nicht stattfand.

 

Mit der Grippewelle im Hotel und dem Ausfall von Frank Baumann sind sie relativ cool umgegangen. Man hatte nicht den Eindruck, dass Sie das beunruhigen würde.

Ich hatte nicht mit dieser Grippewelle gerechnet. Das gefiel mir überhaupt nicht, aber es ist eine Situation, an der wir nichts ändern können. Es nützt nichts zu lamentieren. Man muss diese Situationen anpacken und nachdenken, wie man das Beste daraus machen kann. Natürlich ärgert man sich im ersten Moment. Aber je schneller man umschalten kann, desto besser.

 

Bis zum Bundesligastart sind es nur noch anderthalb Wochen. Als letzter Test steht das Turnier in Kropp auf dem Program. Ist das Team gerüstet?

Natürlich werden wir die kommende Woche noch nutzen, vielleicht werden wir am Samstag oder in der Woche vor dem Start noch ein Testspiel bestreiten. Aber dann bin ich überzeugt davon, dass wir gut vorbereitet gegen Hertha starten werden.

 

Werden dann auch alle Profis, die in Bremen ihre Verletzungen auskurieren dabei sein?

Die Nachrichten aus Bremen sind gut. Nach dem Stand der Dinge werden Ailton und Nelson Valdez nach unserer Rückkehr ins Mannschaftstraining einsteigen können. Auch Frank Baumann müssen wir keineswegs für Berlin abschreiben. Wir haben Anzeichen dafür, dass er in der Woche nach Kropp wieder zur Verfügung steht.

 

Sollte es so kommen, hat Werder die Vorbereitung im Gegensatz zum letzten Jahr glimpflich überstanden.

So kann man es sehen. Man muss bedenken, dass jeder in der Vorbereitung etwas tun konnte und nicht der Musik hinterherhängen wird. Das gilt auch für Ailton und Frank Baumann, die mit ihren Muskelfaserrissen eigentlich nur drei oder vier Tage raus sind und dann die Grundlagen weiter legen können. Es waren keine Verletzungen dabei, die eine drei- oder vierwöchige Pause erzwungen haben.

 

Wird es im nächsten Jahr wieder in die Türkei gehen?

Man muss überlegen, ob man immer wieder das Gleiche anbieten kann. Der Kopf spielt im Trainingslager eine ganz wichtige Rolle. Andererseits waren unsere Eindrücke hier sehr positiv. Bei unserem immensen Programm war es ungeheuer wichtig, dass der Trainingsplatz direkt an der Hotelanlage liegt. Wir hatten bis auf einen Regentag Super-Bedingungen: Immer 15 – 20 Grad und Sonnenschein. Türkei wird auf jeden Fall bei unserer Wahl ein Thema bleiben.

 

Interview: Michael Rudolph

 

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