Micoud steigert die Spannung und hält sie dann kaum aus

Profis
Samstag, 13.12.2003 / 22:51 Uhr

Dieses Spiel hat alle anwesenden Werder-Fans um Jahre altern lasen. Diese Dramatik, diese Spannung, dieses Happy-end konnte in keiner mehrminütigen TV-Zusammenfassung wiedergegeben werden, so sehr knisterte es in der BayArena. Ein „Opfer“ dieser Spannung wurde auch Werder-Profi Johan Micoud, der mit seiner Gelb-Roten Karte doppelt bestraft wurde. Er muss nicht nur ein Spiel pausieren, sondern war gezwungen das Herzschlagfinale in Leverkusen am TV zu verfolgen. „Ich stand total unter Strom. Ich bin nicht mal bis in die Kabine gekommen, sondern habe mir den Rest der Partie an den Fernsehschirmen in den Katakomben des Stadion angesehen. Es stimmt, dass es viel schlimmer ist, so ein Spiel von draußen zu sehen. Das ist kaum auszuhalten“, so der französische Mittelfeldspieler, der am Abend noch einer Einladung vom ZDF-Sportstudio folgte.

 

Die Spannung ergab sich aus dem ungewöhnlichen Spielverlauf. In der Spitzenpartie der beiden Stuttgart-Verfolger begann zunächst alles wie erwartet. Beide Teams begannen die ersten Minuten mit viel Elan. „Nach dem Anpfiff konnten wir die Partie noch offen gestalten“, erinnerte sich später Werders Cheftrainer Thomas Schaaf. Dem Bremer Coach entging jedoch auch nicht, dass nach dieser Startphase die Partie immer stärker von den Gastgebern dominiert wurde. „Die Leverkusener hatten dann mehr vom Spiel. Doch wir hatten trotzdem die besseren Chancen.“ Dass Werder diese dann eiskalt nutzte versetzte die Gastgeber und fast die gesamte BayArena in einen Schockzustand. Trainer Klaus Augenthaler sagte nach dem Schlusspfiff: „Es ist blöde, dass im Fußball nur das Ergebnis zählt. Wir haben eine gute erste Hälfte gespielt und ich dachte schon, dass wir mit einem 0:0 zur Pause gehen. Doch plötzlich verlieren wir den Ball unnötig im Mittelfeld und es steht 0:1. Zwei Minuten später fliegt nach einer Standardsituation ein langer Ball in den Strafraum und wir liegen 0:2 zurück. Davon mussten wir uns erstmal erholen, weil bis dahin auch wenig von den Bremern zu sehen war. Sie waren einfach nur cleverer.“ Augenthalers Kollege Schaaf freute sich natürlich umso mehr über diesen Doppelschlag: „Er war sehr wichtig in diesem Spiel. Er hat uns mehr Raum für unser Spiel gegeben, weil Bayer danach natürlich immer offener agierte. Nach der Pause haben wir es dann verpasst, den dritten Treffer nachzulegen.“

 

Richtig eng wurde es dann für die Werderaner nach dem Platzverweis für Johan Micoud. Besonders ärgerlich, weil die Bremer die Entscheidung nicht nachvollziehen konnten. Der Franzose schüttelte den Kopf: „Die erste gelbe Karte habe ich gesehen, weil ich den Ball zwei Sekunden gehalten habe. Dabei habe ich ihn nur deshalb nicht freigegeben, weil Frank Baumann verletzt am Boden lag und für mich klar war, dass nicht sofort weitergespielt werden durfte. Unverständlich ist mir auch, dass der Schiri mir die Karte zeigt, ohne mich vorher nocheinmal aufzufordern, den Ball freizugeben.“ Auch die zweite Verwarnung, die nur wenige Minuten danach zum Platzverweis führte, fand „Joe“ zu hart: „Mein Einsatz in dieser Szene galt klar dem Ball. Ich wollte ihn noch wegspitzeln und habe eine gute Chance gesehen, den Ball zu treffen, kam dann aber knapp zu spät. Dass darauf gleich noch einmal gelb folgte, war unangemessen.“

 

Was danach folgte war eine reine Abwehrschlacht, die die Leverkusener jedoch mit nur einem Treffer nicht effektiv genug nutzen konnten: „Wir waren einfach zu hektisch, haben den Ball zu wenig laufen lassen“, bemängelte Klaus Augenthaler, der in der 90. Minute die Entscheidung gegen sein Team mit ansehen musste. Nach einer Ecke zu der auch Bayer-Keeper Hans-Jörg Butt nach vorn eilte, eroberte der eingewechselte Angelos Charisteas den Ball und lief und lief und lief auf das Bayer-Tor zu. Kurz vor dem Abschluss wurde er von Jens Nowotny zu Fall gebracht. Elfmeter-Pfiff! Rote Karte! Wieder Ärger bei Augenthaler! „Für diesen 80-Meter-Sprint gebührt dem Schiedsrichter ein Kompliment. Leider hatte er dann ein schlechtes Stellungsspiel und sah nicht, dass Nowotny den Ball getroffen hat.“ Sauer war der Trainer der Gäste jedoch nicht nur auf den Unparteiischen, sondern auch auf seinen Torhüter: „Hans-Jörg hat schon so viele Tore gemacht, aber noch nie ein Kopfball-Tor nach einer Ecke. Es wird mir nicht mehr vorkommen, dass der Torwart mit nach vorn geht.“

 

Gefreut hat sich dagegen Krisztian Lisztes, der den Elfmeter verwandelte,

die Werder-Fans erlöste und den Kollegen Micoud, der immer noch vor den Monitoren in den Katakomben des Stadions stand und sich endlich losreißen konnte.

 

Tino Polster und Michael Rudolph

 

 

 

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