Stevens Erklärungsversuche hätten diese Anhänger wohl nicht besänftigt. "Wir haben nach fünf Minuten ins Spiel gefunden, bekommen in dieser Phase aber den ersten Treffer. Wir haben die Riesenchance zum Ausgleich, bekommen aber stattdessen den zweiten Treffer. Es lief alles gegen uns. Und alles was nach dem 0:3 passiert, geschieht wenn eine Mannschaft wie Bremen, die einen Lauf hat, gegen ein Team spielt, das keinen Lauf hat", so der Hertha-Coach.
Dass Stevens nicht die starke Leistung der Werderaner in den Mittelpunkt stellte, störte bei Werder niemanden. "Natürlich überlegt man, wie man selbst so eine Situation erklären würde und fühlt etwas mit. Diese Rechtfertigungen, die Sitzblockaden, der Unmut der Fans. Das sind sicher unschöne Begleiterscheinungen, die so eine Niederlage auslöst. Aber sie gehören zum Geschäft dazu", zeigte sich später auch Sportdirektor Klaus Allofs verständnissvoll.
Die Kommentare der Werderaner zum Spiel fielen deswegen auch entsprechend knapp aus. Keiner wollte Öl ins Feuer der Hertha-Kritiker gießen. Die Bremer Analysen hörten sich dann so an: "Wir haben nicht 6:1 gewonnen, weil Hertha so schlecht war, sondern weil wir eine starke Vorstellung abgegeben haben", sagte Allofs. Kapitän Frank Baumann betonte: "Nach dem 3:0 sah vieles etwas leichter aus, als es war."
Der Verzicht auf die völlige Demoralisierung der Berliner nach der Partie hatte jedoch auch einen anderen Grund. Die Werderaner setzen ihre Hoffnungen auf die Hauptstädter als Stolperstein für die Konkurrenz. Mit einer Mischung aus Ironie, Selbstkritik und Aufmunterung sagte Frank Baumann: "Die Berliner müssen am Wochenende nach Dortmund. Und dort sollen sie punkten. Vielleicht haben wir auch deswegen kurz vor Schluss wieder ein Gegentor verschenkt: Fürs Selbstvertrauen!"
Michael Rudolph
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