Europacup psychologisch viel gefährlicher

Profis
Donnerstag, 26.09.2002 / 17:34 Uhr

Genau eine Woche vor dem UEFA-Cup-Rückspiel hat Ex-Werder-Profi und Diplom-Psychologe Uwe Harttgen auf die interessante Ausgangsbasis vor der Partie gegen Metallurg Donetzk hingewiesen. "Es ist kein sehr gefährliches Ergebnis. Aber es ist rückblickend natürlich Schade, dass aus dem 2:0 Vorsprung noch ein 2:2 geworden ist. Das wissen auch die Spieler."

Harttgen rät dazu, die Situation auf keinen Fall zu unterschätzen. Auf 0:0 zu spielen - dieses Ergebnis würde den Werder-Profis reichen - hält er für unmöglich: "Das macht keine Mannschaft. So ein Nichts-Angriffspakt klappt doch nur, wenn beide Teams davon Vorteile haben, so wie bei der WM 1982 im legendären Spiel Deutschland gegen Österreich", lächelt Harttgen und fährt fort: "Im UEFA-Cup ist die Konstellation eine andere. Ein Team ist am Donnerstag raus."

 

"In Cottbus ist es egal wie du gewinnst, im UEFA-Cup nicht."

 

Die Spieler von Cheftrainer Thomas Schaaf erfahren im Europapokal ohnehin eine ganz andere psychische Belastung. Müssen höhere Hürden im Kopf überwinden. Harttgen erklärt: "Der Unterschied zur Bundesliga liegt darin, dass es dort egal ist, wie du in Cottbus 1:0 gewinnst. Nach der Art und Weise fragt zwei Wochen später keiner mehr. Bei einem 1:0-Sieg im UEFA-Cup grübelst du aber darüber, wieviele Chancen du ausgelassen hast, ob die Ausgangssituation nicht besser sein könnte. Du überlegst welche Schlüsse du für das Rückspiel gewinnen kannst."

 

Die Belastung schätzt Harttgen auch deshalb größer ein, "weil einzelne Situationen eine viel größere Bedeutung haben. So kann die Saison in diesem Wettbewerb durch jede Aktion plötzlich beendet sein, z.B. durch Fehler der Spieler, durch Schiedsrichterentscheidungen - in einem Spiel kann ja soviel passieren. Deswegen will man im UEFA-Cup sicherer spielen als sonst. Und genau das erhöht die Anspannung."

 

Der Psychologe kann sich denken, wie Cheftrainer Thomas Schaaf die Spieler auf den ersten Höhepunkt im internationalen Geschäft vorbereitet. "Er wird den Spielern verinnerlichen, dass diese zwei frühen Tore in Donetzk in einer Phase möglich waren, in der man den Gegner unter Druck gesetzt hat. Dann müssen die Spieler das auf das Heimspiel übertragen. Thomas lässt nicht abwartend spielen. Er schickt die Jungs von Anfang an hochkonzentriert aufs Feld, damit sie eine frühe Entscheidung herbei führen."

Den psychologisch komfortabelsten Spielverlauf beschreibt Harttgen schließlich so: "Am einfachsten wäre eine 2:0-Führung nach 20 Minuten. Dann läuft alles von allein. Im Rückspiel kommen die Gäste dann nicht wieder zurück ins Spiel."

 

Der Gegner will die Heimmannschaft ärgern, sie schlecht aussehen lassen

 

Der Psychologe kennt jedoch auch die Negativ-Version aus eigener Erfahrung: "Das kennt jeder Profi. Es gibt Spiele, da bist du der Favorit, aber der Gegner erzielt den ersten Treffer. Du steckst das gut weg und denkst: Das kann passieren. Doch dann macht der Gegner mit der zweiten Chance das zweite Tor. So ein Spiel haben ich schon mal zu Hause gegen Duisburg erlebt. Wir hatten 70 Prozent Ballbesitz, aber Duisburg kam fünf mal vor das Tor und gewann 5:0."

 

Doch auch andere Szenarien wiederholen sich in Europa-Cup-Spielen immer wieder. Einem rauschenden Fußballfest im Hinspiel, folgt eine Krampf-Partie 14 Tage später. Zuletzt erlebte Werder dieses Phänomen vor drei Jahren gegen Bodo Glimt. Einem 5:0 in Norwegen folgte ein 1:1 im Weser-Stadion. Der bundesligaerfahrene Psychologe Harttgen erklärt sich die Situation so: "Man weiß genau, dass man die Heimmannschaft damit ärgern kann, wenn man sie zu Hause schlecht aussehen lässt und die Zuschauer ungeduldig werden Der Gegner gibt dann trotz der aussichtslosen Situation noch einmal alles. Er ist eigentlich unterlegen, aber fightet, um einfach gut auszusehen. Dann kommen diese zähen Spiele dabei heraus."

 

Michael Rudolph

 

Verfolgen Sie die intensive Vorberichterstattung auf das erste internationale Higlight der Saison im Weser-Stadion:

- Lesen Sie, wie oft der SV Werder schon in der ersten Runde ausgeschieden ist und warum das diesmal nicht wieder passiert.

- Sehen Sie sich noch einmal die Bildergalerie von der Hinspielreise nach Donetzk an.

 

Unterstützen Sie aber auf jeden Fall die Werder-Profis beim ersten UEFA-Cup-Spiel der Saison im Weser-Stadion. Tickets in allen Preiskategorien gibt es noch an der Abendkasse oder im Vorverkauf im Ticketcenter im Weser-Stadion. Das Spiel findet am Donnerstag, 03.10.2002, um 18 Uhr statt.

 

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