Psychokrimi brachte „die denkbar schönste Niederlage“

Verdienter Jubel: Nach einem fulminanten Schlussspurt konnten die Grün-Weißen ihr Weiterkommen in Genua feiern
Profis
Mittwoch, 25.08.2010 / 00:26 Uhr

Klaus Allofs standen die Schweißperlen auf der Stirn, aber er strahlte, lachte erleichtert und fragte feixend: „War das wirklich eine Niederlage? Dann war es die denkbar schönste Niederlage, die man sich vorstellen kann. Wir sind wieder mit dabei!“ Werder spielt nach dem Drama von Genua im siebten Jahr seit dem Double zum sechsten Mal Champions League!

 

Wie schon in den vorhergehenden Champions-League-Qualifikationsduellen gegen Basel und Zagreb musste jedoch richtig gezittert werden. Und Werder setzte unglaublicherweise ein weiteres Level Hochspannung obendrauf. „Die Dramaturgie war wunderschön, aber auch sehr nervenaufreibend. Es ging ja auch um einiges. Zehn Millionen Euro Unterschied macht das im Vergleich zur Europa League aus, das hätte uns in unserer Entwicklung schon zurückgeworfen, wenn wir auf diese Einnahme hätten verzichten müssen“, gestand Allofs.

 

Was dieser Sieg bedeutete, zeigte auch die Geste von Cheftrainer Thomas Schaaf nach dem Schlusspfiff, der jeden Spieler einzeln drückte und zu diesem Erfolg beglückwünschte. „Na klar, wir haben uns gegen einen sehr starken Gegner durchgesetzt, also sind wir auch reif für die Champions League. Aber es scheint ja so zu sein, dass wir es immer nur auf die ganz spektakuläre Weise packen. Die Mannschaft hatte schon alles aus den Händen gegeben und ist dann aber wieder gekommen. In den ersten 20 Minute haben wir alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Unseren Rhythmus haben wir erst in der zweiten Halbzeit gefunden. Da hatte ich schon das Gefühlt, dass wir im Gegensatz zu Genua körperlich mehr und mehr nachlegen konnten. In der Verlängerung waren wir dann sehr souverän.“

 

Ein Erfolgsrezept im Psychokrimi war das positive Denken der Grün-Weißen, ist sich Klaus Allofs sicher. „Es war ja klar, dass auch der dritte Treffer nichts bedeutet. Wenn wir ein Tor schießen sind wir weiter im Spiel. Und ich glaube, dessen war sich jeder bewusst. Wenn du anders, wenn du negativ denkst, dann tritt das auch ein. Wenn in solchen kritischen Situationen nicht positiv denken kannst, dann hast du auf diesem Feld nichts verloren. Ich hatte schon den Eindruck, dass wir bis zur letzten Sekunden daran geglaubt haben. Das Tor hat sich dann irgendwie abgezeichnet. Wir hatten ja schon vorher einige gute Chancen.“

 

Den großen Erfolg des Teams hob auch Vize-Kapitän Per Mertesacker hervor. „Super, dass wir das jetzt geschafft haben. Die Champions League ist durch nichts zu ersetzen. Das sieht jeder Spieler so. Dort will man hin.“ Als er später nach der Art und Weise gefragt wurde, packte den Nationalspieler auch nach dem Abpfiff noch einmal die Leidenschaft und er stellte sich vor das Team. „Ich weiß immer gar nicht, was alle erwarten. Das war eine Mannschaft auf Augenhöhe und wir haben uns hier durchgesetzt mit einem Team, dass einiges zu verkraften hatte. Wir mussten im dritten Pflichtspiel wieder mit einer veränderten Aufstellung antreten. Wir müssen mit den Verletzungen und Transfers der Teamkollegen klarkommen. Wir haben sehr wichtige Spieler abgegeben und haben neue Spieler in unseren Reihen, die ihren Platz finden und sich ihren Stellenwert erarbeiten wollen. Wir müssen kompensieren, dass praktisch die halbe Mannschaft zu unterschiedlichen Zeiten in die Vorbereitung eingestiegen ist. So ein Prozess dauert einfach. Ich habe das Gefühl, dass Mannschaften in anderen Klubs mehr Zeit bekommen, sich zu finden. Bei uns erwartet jeder immer gleich wieder Großtaten. Das muss sich alles erst finden und wird sich finden. Es ist unmöglich, unseren endgültigen Leistungsstande richtig einzuschätzen. Wir wissen das selbst nicht genau. Und trotzdem haben wir unter diesen Umständen die Champions League erreicht.“

 

Der Längste im Team wurde nur wenige Minuten später vom Kleinsten, Marko Marin, bestätigt: „Ich stand heute nach Monaten mal wieder über ein volles Spiel auf dem Platz, da kann man nicht reinkommen und es macht Klick!. Aber es war ganz deutlich zu sehen, dass es bei uns allen und bei mir selbst mit zunehmender Zeit besser lief. Meine Aktionen wurden gefährlicher. Ich wurde sicherer. Dann hat es mit den Dribblings geklappt und mit der Torvorlage für Claudio. Leider blieb mir selbst ein Treffer versagt, weil der Ball an der Latte und am Pfosten landete. Da haben nur Millimieter gefehlt.“

 

Dennoch war die Freude beim Champions-League-Debütanten riesig. Marin glücklich: „Europa League ist auch schön, aber Champions League ist das Beste. Dafür arbeitet man als Spieler.“

 

aus Genua berichtet Michael Rudolph

 

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