Traurig sind die beiden deswegen nicht, denn sie haben für sich Werders neueste Attraktion entdeckt. Die Schiffstour ins Stadion. "Das passt einfach zu unserem maritimen Klub", grinst Sven und gönnt sich in seinem Sessel unter Deck einen kühlen Schluck, "schauen Sie sich uns an, kein Geschubse, kein Gedränge, dafür eine super Aussicht, eine gemütliche Bootstour. Ist doch klar, dass wir uns dafür entscheiden. Von der Anfahrtszeit nimmt es sich nichts."
Von der Haustür zum Tribünenplatz benötigen die beiden gute 90 Minuten, egal auf welchem Weg. Jetzt fahren sie immer 20 Minuten mit dem Bus nach Vegesack und dann 1:15 h mit dem Schiff. "Nur hier kommen wir nach dem Naturerlebnis Weser direkt in die Stadionatmosphäre. Das ist einfach eine super Idee", schwärmt Daniel, der etwas Sorge hat, das aus dem Geheimtipp schnell ein "Renner" werden könnte. Ein Blick in den Gastraum genügt für diese These: Obwohl das Angebot erst vor zwei Tagen in den Zeitungen geworben wurde, ist die "Oceana" der Reederei Hal`över, die 700 Plätze fasst, gut gefüllt. Sogar Fans des Gegners sind bei dieser ersten Tour dabei. "Da werden sie schnell die Servicekräfte im gastronomischen Bereich aufstocken müssen", mahnen die Schwaneweder und bestellen vorsorglich ihre beiden nächsten Getränke.
Auch Uwe Szaukellis (53) und Michael Matz (56), haben es sich unter Deck gemütlich gemacht. Die beiden sind auf ganz besonderer Mission. "Wir sind sozusagen die Vorhut für eine ganze Clique. Wir sollen mal ausprobieren, ob das eine Reise wert ist", erklärt Michael, der erst am Abend zuvor vom neuen Beförderungsservice gehört hatte. Seine Empfehlung steht bereits fest, obwohl die Oceana gerade erst den Schiffsanleger im Bremer Hafen, direkt am Shopping-Center Waterfront verlassen hat: "Das ist ein Angebot für regelmäßige Touren, einfach eine Top-Idee. Besser kann man nicht ins Weser-Stadion kommen".
Spätestens nach dem letzten Stop an der "Schlachte" ist es nun richtig voll auf dem Boot. Werders Fußball scheint derzeit so anziehend, dass sich gefühlt zwei Drittel der Gäste auf dem Aussichtsdeck ganz vorn die besten Plätze sichern. Noch eine leichte Weser-Kurve, dann sieht man bereits das Stadion. Was muss das für ein Blick sein, wenn in der dunklen Jahreszeit schon die Flutlichter eingeschaltet sind. Heute, vor dem Spiel gegen Dortmund, lassen die Wolken um diese Uhrzeit noch genug Tageslicht durch. Die Masten neben den beiden Baukränen in der Westtribüne sind noch dunkel.