Bundesadler statt grün-weißer Raute: Halb Werder zum DFB

Fiebert den bevorstehenden Aufgaben mit der deutschen Nationalmannschaft entgegen: Aaron Hunt.
Profis
Sonntag, 08.11.2009 / 21:24 Uhr

Eine Bundesliga-Pause steht an, doch für die Grün-Weißen Profis bedeutet die Phase, lediglich Abwechslung statt Entspannung, Nationaltrikot statt grün-weißes Nike-Shirt und für immerhin sechs Akteure Bundesadler statt Werder-Raute. Keine andere Mannschaft stellt für beide Länderspiele so viele Spieler ab. Warum die Medien sogar von "Werder Deutschland" schreiben, wurde auch am Sonntagabend wieder ganz deutlich. Der Tabellenzweite von der Weser bietet Bundestrainer Joachim Löw allergrößte Möglichkeiten bei der Nominierung für die DFB-Auswahl zuzugreifen. Neun von elf Spielern aus der Startelf gegen Borussia Dortmund wären für Deutschland spielberechtigt. Identifikation pur!

 

"Wir haben immer gesagt, dass wir bei der Auswahl unserer Spieler auch darauf achten. Das macht natürlich gerade auch bei der Kommunikation vieles einfacher", sagte Geschäftsführer Klaus Allofs und sieht sich in der Werder-Philosophie bestätigt. "Wir sind bestrebt immer wieder junge deutsche Spieler einzubauen, auch aus dem Nachwuchs, aber nicht aufgrund irgendeiner Vorgabe oder Regel. Es darf kein Krampf sein. Es muss passen, die Leistung muss stimmen."

 

Im Spiel gegen die Borussia wurden Allofs' Worte eindrucksvoll untermauert. Erstmals bekam Philipp Bargfrede die Verantwortung für das zentrale defensive Mittelfeld und gehörte zu den stärksten Bremern. "Das war nicht nur eine ganz gute Leistung von ihm, sondern ein außergewöhnlich starkes Spiel. Er war wie gefordert aggressiv in den Zweikämpfen, löste fast alles mit fairen Mitteln, hatte ein gutes Stellungsspiel. Das hat er super gemacht. Es war ja für viele zu Saisonbeginn eine Überraschung, dass er die Chance bekommt, aber inzwischen ist er ein absolut anerkannter Stammspieler. An ihm kann man sehen, dass nicht nur bei Schalke junge Talente nach oben kommen können, sondern auch hier. Und das obwohl die Konkurrenz riesengroß ist", so Allofs, dem auch die Art und Weise imponiert, wie der 20-Jährige mit der Situation umgeht. "Er ist sehr aufmerksam, konzentriert und lernwillig. Er macht seine Sache sehr unaufgeregt."

 

Der Gelobte selbst, stellte das auch gleich nach der Partie unter Beweis. "Ich kann zufrieden sein. Ich war auf jeden Fall besser als in den Vorwochen. Vielleicht liegt mir diese Position besser, weil ich das Spiel mehr vor mir habe", so der Mittelfeldspieler, der nicht viel Zeit hatte sich an die neue Aufgabe zu gewöhnen. "Ich habe es erst heute morgen erfahren, dass ich dort aufgestellt werde und einfach probiert, das Beste daraus zu machen. Das ist mir wohl ganz gut gelungen. Von den Mannschaftskollegen gab es dafür einen Klaps auf den Allerwertesten." Auf die Frage, ob er sich vorstellen könnte, die Position in ein paar Jahren von Torsten Frings zu beerben, sagte Bargfrede: "Wenn ich der Nachfolger von 'Lutscher' werden sollte, dann mache ich das gerne. Aber bis dahin kann ich mir noch viel von meinen Mitspielern abgucken und vor allem von Torsten kann ich noch viel lernen." Weiter beweisen muss sich Bargfrede nun erstmal mit der U 21-Nationalmannschaft, mit der er in den kommenden zehn Tagen im Einsatz ist.

 

Echte Höhepunkte stehen in den kommenden Tagen auch für die anderen fünf Werder-Profis auf dem Plan, die von Joachim Löw nominiert worden und auch verletzungsfrei anreisen können. Zeit zum Durchatmen bleibt da kaum. "Natürlich freue ich mich auf die nächsten Tage, aber heute war das kein Thema für mich. Hier wurde vor fünf Minuten gerade ein wichtiges Bundesligaspiel gegen Dortmund abgepfiffen, momentan bin ich noch ganz bei dieser Partie", bat Nationalmannschafts-Debütant Aaron Hunt um Verständnis. Dass er sich die Chance in der DFB-Auswahl absolut verdient hat, unterstrich Klaus Allofs noch einmal ganz dick. "Aaron ist ja kein ganz neuer Kandidat mehr. Er war vor zweieinhalb Jahren schon dicht dran, wurde dann aber verletzungsbedingt zurückgeworfen. Jetzt ist er wieder dran. Er spielt er schon seit Wochen sehr stark. Und das gilt nicht nur, wenn das Spiel für uns gut läuft, sondern er ist auch einer, der sich aufraffen kann, der ein Spiel drehen kann, wie man in Nürnberg gesehen hat. Auch heute waren wir nicht so klar in den Aktionen, aber er hat das Tor mit einem tollen Pass eingeleitet."

 

Mit "sehr gut" wurde Hunt auch von Mesut Özil bewertet. "Die Vorlage zum Tor kam von ihm. Es macht sehr viel Spaß mit ihm zu spielen. Wir haben schon letztes Jahr ganz gut zusammengepasst, aber jetzt spielen wir beide konstant und sind außerdem sehr torgefährlich. Ich freue mich, dass wir gemeinsam eingeladen wurden. Ich denke, dass wir das Zeug hätten, genau wie bei Werder auch in der Nationalmannschaft zusammen auf dem Platz zu stehen, wenn der Trainer das so entscheidet."

 

Auch Torhüter Tim Wiese musste nach der Partie sich schon langsam mental auf die DFB-Mission einstellen. Immerhin wird er am kommenden Samstag sein zweites Länderspiel absolvieren. "Es ist schön jetzt wieder für Deutschland zu spielen. Darauf habe ich lange gewartet", so Wiese, der relativ gelassen den nächsten Tagen entgegen sieht. "Natürlich kann ich mich dort zeigen, aber es hängt nicht alles von diesem Spiel in Köln ab. Ich präsentiere mich hier bei Werder ständig, versuche immer mein Bestes zu geben."

 

Am Dienstag treffen sich die Nationalspieler Per Mertesacker, Marko Marin, Mesut Özil, Aaron Hunt und Tim Wiese in Bonn zur Vorbereitung. Philipp Bargfrede muss sich bereits am Montagabend in der Sportschule "Kaiserau" in Kamen einfinden. Mit Torsten Frings, Clemens Fritz, Tim Borowski, Sebastian Boenisch und Peter Niemeyer hat Werder darüber hinaus weitere Spieler, die bereits für den DFB im Einsatz waren und sich in den nächsten Monaten noch aufdrängen könnten.

 

Keine schlechten Aussichten für Werder, wo die deutsche Fraktion immerhin noch von Leistungsträgern anderer Länder ergänzt wird. "Das sollte man nicht vergessen. Ohne Spieler wie Pizarro, Naldo oder Almeida, wären wir nicht dort, wo wir sind", fügte Allofs an.

 

von Michael Rudolph und Marco Niesner

 

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