"Merte"-Interview: "3 Wochen, um verpasste Finals zu verdauen"

Per Mertesacker erklärt im Gespräch mit WERDER.DE warum er so viel Freude am Trainingslager hat.
Profis
Samstag, 18.07.2009 / 15:51 Uhr

Nach über zweimonatiger Leidens- und Rehazeit greift Werder-Verteidiger Per Mertesacker im Trainingslager in Bad Waltersdorf wieder voll an. Wie sich der Abwehr-Riese nach seinem Bänderriss wieder an die Mannschaft herangearbeitet hat, wie er die beiden verpassten Werder-Endspiele der Vorsaison erlebt hat und was er über seine neue Rolle als Vize-Kapitän denkt, lesen Sie im Interview mit WERDER.DE.

 

Per, auf die Trainingslager freut sich eigentlich kein Profi, bei dir konnte man in den vergangenen Tagen eine anderen Eindruck gewinnen.

Na ja, die Erklärung ist nicht so schwer: Das Saisonende ist sehr, sehr bitter für mich verlaufen, deswegen ist es schön nach langer Reha, alle Kollegen wieder zu sehen. Ich habe mich sehr auf die Tage mit der Mannschaft gefreut.

 

Du hast dich im dritten der vier Nordderbys verletzt, das ist eine lange Leidenzeit gewesen. Wie sehr schmerzte das Zuschauen bei den Endspielen in Istanbul und Berlin?

In der Saisonendphase zwei Finals zu verpassen, auf die man ein Jahr hingearbeitet hat, ist schon sehr bitter. Wir haben uns dort hinein gerettet und dann kannst du nicht mitspielen, das ist überhaupt kein gutes Gefühl. Ich habe auch drei Wochen gebraucht, um das zu verdauen.

 

Konnte der DFB-Pokalsieg dich dann überhaupt etwas trösten?

Der Pokalsieg hat in dieser Saison vieles gerettet, auch für mich persönlich. Klar, ich war nur als verletzter Spieler dabei, da kann man sich etwas Besseres vorstellen. Das war eine neue Erfahrung für mich, aber ich habe wie alle Werder-Fans und wie die ganze Mannschaft über diesen Titel gejubelt.

 

Jetzt kamst du nach wochenlanger Arbeit in der Reha wieder zurück. Hättest du auch gern noch ein bisschen Pause gehabt für die mentale Vorbereitung auf die Saison?

Das stimmt nicht ganz, in den drei Wochen nach meiner Verletzung war ich in der Reha, habe dann aber versucht, Urlaub und Reha zu verbinden. Ich habe mir selbst ein Ultimatum gestellt, ich habe einen Zeitpunkt festgesetzt, wann und wie lange ich meine Reha unterbreche, um auch Zeit für mich und für die Familie zu gewinnen. Dieses Auftanken war mir sehr wichtig. Das darf man als Grundlage, um eine gute Saison zu spielen, nicht unterschätzen.

 

 

Und es scheint, funktioniert zu haben, die erste schwere Vorbereitungsetappe hier in Bad Waltersdorf hast du überstanden.

Ich bin dann nach Donaustauf zurückgegangen und habe die Reha druchgezogen. Und ich kann mich nicht beschweren. Ich bin fast fit ins Training eingestiegen. Im Trainingslager ging es gleich ins volle Programm. Ich war gut vorbereitet und habe vielleicht in den ersten Tagen eine Übung von 30 ausgelassen. Dazu war ich bei allen Läufen dabei, das ging schon ganz gut.

 

Du arbeitest bei fast allen größeren Verletzungen in Doanstauf, um dich wieder ans Team heranzukämpfen?

In Donaustauf hängt ein Trikot von mir und immer wenn es sehe, wird mir bewusst, dass es fast eine zweite Heimat für mich geworden ist. Einerseits war ich schon oft dort, andererseits schätze ich die Arbeit und die Leute dort sehr. Sie kennen meinen Körper im Verletzten-Status am besten. Dort habe ich absolutes Vertrauen.

 

Kann man auch Vertrauen dazu haben, dass ihr eine bessere Bundesliga-Saison spielt. Die Vorbereitung ist leider durch einige fehlende Spieler nicht optimal.

Wir brauchen auf jeden Fall Zeit. Wir haben noch nicht alle Leute an Bord und ein paar Verletzte, was natürlich in der Abstimmung auf dem Feld auffällt. Aber dennoch konnten wir gut arbeiten. Wir haben viel für den Fitnessbereich getan, genau das, was wir für eine lange Saison brauchen. Das war jetzt erstmal das Wichtigste. Wenn dann alle zurück sind, können wir das andere nachholen, wir haben in der Vergangenheit gezeigt, dass wir eine Mannschaft sind, die sich dann sehr schnell finden kann, selbst wenn kurzfristig Neue dazu kommen.

 

 

Als neuer offizieller Vize-Kapitän hast du eine wichtige Rolle übertragen bekommen.

Ja, darüber wurde ich in meiner Reha Anfang Juli informiert. Ich denke aber, dass wir noch ein längeres Gespräch führen werden, in dem der Trainer mir sagt, was er verlangt. Ich denke, das wird nicht wenig sein. Aber es ist ja auch so, dass man in Vorleistung gegangen ist, wenn man eine Rolle so zugespielt bekommt. Das ist ja keine ganz neue Aufgabe für mich. Durch meine Arbeit im Abwehrzentrum hatte ich auch zuletzt schon eine tragende Rolle im Team, jetzt werde ich das eben in dieser Funktion weiter führen.

 

Was bedeutet es für dich abseits des Platzes?

Es bedeutet, dass man mehr gefragt wird, Termine wahrzunehmen. Wenn solche Anfragen kommen, ist das für mich eine Selbstverständlichkeit weiterzuhelfen. Ich werde mich dort präsentieren, wo ich von der Mannschaft, vom Verein verlangt werde. Denn man muss auch mal festhalten, dass wir als Team bei Werder immer wieder Top-Bedingungen vorfinden. Vieles wird für uns vorbereitet, vieles wird um die Mannschaft herum für uns organisiert, da gilt es auch, etwas zurückzugeben.

 

Konntest du für diese Aufgabe etwas von deinem ehemaligen Kapitän Frank Baumann übernehmen?

Baumi hatte eine sehr ruhige, ausgeglichene Art. Er hat immer wieder auch in schwierigen Situationen Ruhe ausgestrahlt, die sehr wichtig war. Er hat Dinge sachlich angesprochen. Er hat seinen Teil zu unserem Erfolg beigetragen. Torsten und ich treten ein schweres Erbe an, aber wir hatten auch die Möglichkeit uns etwas abzuschauen.

 

Interview: Michael Rudolph

Ihr Browser ist veraltet.
Er wird nicht mehr aktualisiert.
Bitte laden Sie einen dieser aktuellen und kostenlosen Browser herunter.
Chrome Mozilla Firefox Microsoft Edge
Chrome Firefox Edge
Google Chrome
Mozilla Firefox
MS Edge
Warum benötige ich einen aktuellen Browser?
Sicherheit
Neuere Browser schützen besser vor Viren, Betrug, Datendiebstahl und anderen Bedrohungen Ihrer Privatsphäre und Sicherheit. Aktuelle Browser schließen Sicherheitslücken, durch die Angreifer in Ihren Computer gelangen können.
Neue Technologien
Die auf modernen Webseiten eingesetzten Techniken werden durch aktuelle Browser besser unterstützt. So erhöht sich die Funktionalität, und die Darstellung wird verbessert. Mit neuen Funktionen und Erweiterungen werden Sie schneller und einfacher im Internet surfen können.