Fußballerherz-zerreißende gelbe Karten

Mannschaftskapitän Frank Baumann tröstete Diego, der beim Finale wegen einer unberechtigten gelben Karte im Halbfinal-Rückspiel fehlen wird.
Profis
Freitag, 08.05.2009 / 03:05 Uhr

Die herzzereißendste Szene spielte sich fast unbemerkt tief in den Katakomben der HSH Nordbank Arena ab. Hugo Almeida steuerte glücklich ein paar Medienvertreter an, schwärmte vom Spiel und vom Finaleinzug und bekam dann die Frage gestellt, ob es sehr schmerzt nicht in Istanbul dabei zu sein. Diese Frage schlug beim Portugiesen ein Loch durchs Fußballer-Herz, er fragte noch mal nach, ob er die Frage richtig verstanden hatte, überlegte kurz, dann dämmerte es ihm und schließlich brach innerlich eine Welt zusammen. "Bin ich gesperrt? Wirklich? 100-prozentig?", rang der 24-Jährige um Fassung. Am liebsten hätten man den 1,93-Hünen in den Arm genommen und getröstet, doch da schlurfte er schon zur Kabine.

 

Dort traf er mit Diego den nächsten tragischen Helden dieser Wahnsinns-Europapokalnacht. Der Brasilianer hatte diese schreckliche Einsicht, die so schmerzt bereits während des Spiels verarbeiten müssen. Bei ihm kam noch hinzu, dass er seine gelbe Karte völlig zu unrecht bekam. Nach einer verbalen Provokation von Alex Silva wurde Diego auch noch gestoßen und bekam anschließend gemeinsam mit seinem Landsmann die gelbe Karte. Für Klaus Allofs eine unmögliche Entscheidung des Unparteiischen. "Das war eine krasse Fehlentscheidung. Einem Spieler aufgrund so einer Situation das Finale zu nehmen, heißt ja auch den Zuschauern so einen außergewöhnlichen Spieler vorzuenthalten. Der Schiedsrichter hätte den Mut haben müssen, nur einem Spieler die gelbe Karte zu zeigen."

 

Torsten Frings bewertete dieses Urteil des Schiedsrichters ebenfalls als Farce. "Wir hatten heute alle gegen uns. Die gelbe Karte war ein Witz. Das ist so bitter für Diego und die ganze Mannschaft. Toll wie er sich heute trotzdem noch für uns aufgeopfert hat." Auch Clemens Fritz war entrüstet: "Wofür gab es denn diese gelbe Karte. Ich habe es mir jetzt ganz genau im Fernsehen angeschaut und kann nur sagen, dass Diego sich nichts vorzuwerfen hat." Teamkollege Claudio Pizarro versprach den beiden dafür den Titel: "Diego hat ein Superspiel gemacht, Hugo hat trotz Verletzung alles gegeben. Jetzt sind sie nicht dabei, so bitter ist der Fußball. Jetzt werden wir für beide das Finale gewinnen."

 

Cheftrainer Thomas Schaaf setzt auch darauf, dass die Mannschaft auch für ihre beiden Kollegen kämpfen wird: "Diego wird uns in Istanbul sehr fehlen. Er ist ein außergewöhnlicher Spieler. Er hat uns geholfen, ins Finale einzuziehen und ich hoffe, dass die Mannschaft ihm in Istanbul etwas überreichen kann." Dass der Ärger über den Schiedsrichter tief saß, konnte der Bremer Coach nicht gut verbergen. "Natürlich ist Ärger vorhanden. Diego hat niemanden angegriffen. Und was soll er denn bei dem Schubser machen? Zur Seite springen? Dass der Schiedsrichter alle beide Spieler vewwarnt hat, war eine reine Alibi-Aktion."

 

Diego selbst präsentierte sich nach dem Schlusspfiff unheimlich gefasst. "Ich kann leider nichts machen. Ich stehe in Istanbul nicht auf dem Platz. Aber ich möchte betonen, dass ich wirklich nichts getan habe, dass diese Strafe rechtfertigt. Alle TV-Bilder beweisen das. Ich wurde beschimpft, habe dann gesagt, dass wir die Entscheidungen über Fouls doch dem Schiedsrichter überlassen sollten, und dass er sich nicht einmischen sollte. Dann wurde ich geschubst und habe mich wieder zurückgehalten, dann bekam ich die gelbe Karte."

 

Das Größte am kleinen Brasilianer war dann jedoch seine ehrliche Freude über den errungenen Erfolg. Trotz seiner Ausnahmestellung stand für ihn nicht die persönliche Sperre im Vordergund, sondern das Team. "Ganz ehrlich, das ist auch für mich jetzt ein großer Moment. Wir haben alle einen fantastischen Job gemacht. Es ist toll und ich bin sehr glücklich. Wir haben ein großes Team, das in Istanbul den Titel holen kann."

 

aus Hamburg berichten Michael Rudolph und Christoph Muxfeldt

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