Interview: "Keiner steckt zurück, in keinem Wettbewerb"

Klaus Allofs und Thomas Schaaf stellen sich vor den vier Nordderbys auf vier ganz enge Duelle zweier gleichstarker Teams ein.
Profis
Montag, 20.04.2009 / 17:35 Uhr

Vier Mal in 19 Tagen trifft Werder auf den Ur-Rivalen Hamburger SV. Sportlich sind die Spiele immer ein Volltreffer, jetzt fallen in ihnen auch noch ganz wichtige Entscheidungen. Grund genug mit Werders sporlicher Leitung, Cheftrainer Thomas Schaaf und Geschäftsführer Klaus Allofs, über diese Derby-Serie zu sprechen.

 

 

Herr Schaaf, alles spricht über die Nordderbys, ist das ihnen zuviel? Die Bundesliga-Spiele dazwischen, gegen Bochum und in Köln nimmt eigentlich niemand wahr.

 

SCHAAF: Jeder Fußball-Fan kann sich über diese Konstellation gegen den HSV freuen. Prinzipiell sind die Spiele zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV von ganz besonderer Qualität. Jetzt kommt hinzu, dass es zwei Mal um den Finaleinzug geht. Da ist die Vorfreude berechtigt. Die Fans sollen sich ruhig von dieser Begeisterung und Euphorie durch die nächsten Tage tragen lassen. Sie unterstützen uns auch in den Bundesliga-Spielen fantastisch.

 

Haben Sie keine Angst, dass es auch auf die Mannschaft übergreift?

 

SCHAAF: "Nein, die Mannschaft geht gut damit um. Sie weiß, was sie noch erreichen kann und strebt alles an. Wir konzentrieren uns deshalb voll auf uns, es interessiert uns nicht, was rund um die Spiele gesagt wird, welche Randgeschichten auftreten. Wir kümmern uns nicht, was beim HSV passiert. Wir fragen uns nicht, wie viele der vier Spiele wir gewinnen werden. Wir wollen immer in der nächsten Partie den Platz als Sieger verlassen. Wir werden einfach nur auf uns schauen und konzentriert arbeiten."

 

HSV-Trainer Martin Jol gab am Wochenende die Devise aus "Volle Konzentration auf die Bundesliga! Der Rest ist Zugabe!" Damit könnte Werder doch leben? Kann man sich nicht schon im Vorfeld auf die Ergebnisse einigen?

 

ALLOFS (lacht): "Ich habe ja schon in Udine im Scherz gesagt, dass wir ihnen die Freigabe erteilen, Meister zu werden, wenn wir dafür in beide Finals einziehen. Aber ich bin überzeugt, dass die Hamburger das auch nicht mitmachen würden und das sie alles selbst auf dem Feld regeln wollen, so wie wir auch. In jedem Spiel geht es doch um richtig viel, das macht den Reiz dieser kleinen Spiele-Serie aus. Da steckt keiner zurück, in keinem Wettbewerb."

 

SCHAAF: "So etwas käme niemanden in den Kopf und es würde auch nicht funktionieren. Dafür sind beide Teams zu ehrgeizig. Jede Mannschaft will alles mitnehmen, alles erreichen, was machbar ist. Das gilt auch für uns. Vielleicht lässt sich hinterher sagen, dass die Ergebnisse gerecht verteilt sind."

 

Auch wenn Werder jetzt in Berlin unglücklich verloren hat, hat die Mannschaft doch vor allem in den Pokalwettbewerben wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden? Woran liegt das?

 

SCHAAF: Ich denke, das hat nichts mit den Wettbewerben zu tun. Wir treten in der Rückrunde insgesamt besser auf. Eine gewisses Maß an Qualität ist in unserem Kader schon immer vorhanden, doch seit der Vorbereitung auf die Rückrunde spielen wir disziplinierter und konstanter.

 

ALLOFS: Bei uns ist der Siegeswille wieder ausgeprägter als in der Hinrunde. Wir lassen uns von Rückschlägen nicht entmutigen. Beste Beispiele sind die Spiele gegen den AC Mailand, als wir aus dem 0:2 noch ein 2:2 gemacht haben oder auch vergangene Woche in Udine, als plötzlich unser Vorsprung in nur einer Halbzeit zusammengeschmolzen war. Auch im DFB-Pokal haben wir das gezeigt: Wir mussten immer auswärts antreten, mussten in Dortmund, in Wolfsburg ran und haben nun die Möglichkeit, uns ohne jedes Heimspiel für die Reise nach Berlin zu qualifizieren.

 

Der Hamburger SV zeigt diese Konstanz in der gesamten Saison und in allen drei Wettbewerben. Ist er damit Favorit in den Spielen?

 

ALLOFS: "Ja, das stimmt, die Konstanz in allen drei Wettbewerben haben sie uns dieses Jahr voraus. Außerdem haben sie auch das Glück, dass wir in der Meister-Saison hatten. Alles in allem sind beide Mannschaften aber auf Augenhöhe. Die Tagesform wird sehr viel entscheiden. Die Favoritenrolle bleibt unbesetzt."

 

So wie beim Nordderby in der Hinrunde, als Hamburg nur ganz knapp mit 2:1 gegen Werder gewann?

 

ALLOFS: Dieses Spiel hat aus meiner Sicht gezeigt, wie eng beide Teams zusammen sind, wenn es um die Frage nach dem Potenzial geht. Diese Partie ist durch einen Sonntagsschuss der etwas glücklicheren Mannschaft entschieden worden. Im Spielverlauf konnte man jedoch nicht ausmachen, welches Team das Bessere ist. Aber das ist ja auch das Reizvolle an diesen vier Partien. Es kann in jedem Spiel alles passieren."

 

Die Werder-Fans hoffen, dass Diego den Unterschied ausmachen könnte. Und auch Hamburg scheint Respekt zu haben. Ihr Kollege Dietmar Beiersorfer hat mit einem Augenzwinkern vorgeschlagen, die Transferperiode schon jetzt zu öffnen, so dass Werder den Brasilianer schon verkaufen kann.

 

ALLOFS: Erstmal hat Diego einen Vertrag bis 2011 und wir sehen keinen Grund, ihn zu verkaufen. Aber die Hamburger haben zu Recht diesen Respekt vor Diego. Den spüren wir ja aus der gesamten Bundesliga. Er ist ein außergewöhnlicher Spieler, der gerade in diesen K.O.-Spielen bisher außergewöhnliche Leistungen gezeigt hat. Aber diesen Respekt haben wir auch gegenüber den Spielern des HSV. Sie haben genau wie wir auch ein paar Kandidaten, die Spiele entscheiden können."

 

 

notiert von Michael Rudolph

 

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