Taktikfuchs Schaaf: Zwei Sechser und zwei "Wirbler"

Aaron Hunt und Mesut Özil gelang es mehrfach, einander und die Werder-Stürmer in Szene zu setzen.
Profis
Montag, 13.04.2009 / 01:31 Uhr

Diese Überraschung ist Cheftrainer Thomas Schaaf wirklich gelungen. Gegen Leverkusen ließ er sein Team, das ohne Diego auskommen musste, plötzlich mit zwei defensiven und zwei ...

Diese Überraschung ist Cheftrainer Thomas Schaaf wirklich gelungen. Gegen Leverkusen ließ er sein Team, das ohne Diego auskommen musste, plötzlich mit zwei defensiven und zwei offensiven Mittelfeldspielern auflaufen. Die Mittelfeld-Raute, Werders strategisches Markenzeichen seit der Verpflichtung von Johan Micoud im Jahr 2002, war erstmals in einem Punktspiel kein Thema. Ein taktischer Schachzug, für den Schaaf viel Lob erntete.

 

"Das war schon eine kleine Revolution. Aber die Personalsituation hat es hergegeben, dass wir heute so spielen konnten. Uns hat heute die klassische 10 gefehlt und da bot sich diese Variante an. Mit Baumann und Frings hatten wir zwei Spieler, die das in der Defensive sehr gut umsetzen konnten und auch vorn konnten wir mit Hunt und Özil auf zwei ähnliche Spielertypen setzen", erklärte Geschäftsführer Klaus Allofs, der offensichtlich zu den wenigen gehörte, die in den Plan von Thomas Schaaf eingeweiht waren.

 

Sogar die Mannschaft erfuhr von der außergewöhnlichen taktischen Aufstellung erst in der Teamsitzung am Vormittag. Torsten Frings hielt es für eine gelungene Variante. "Der Trainer hat eine Idee gehabt und es war heute eine sehr, sehr gute Lösung. Uns hat Diego gefehlt und dafür hatten wir vorn mit Aaron (Hunt) und Messi (Özil) zwei kleine Wirbler, den man auch diese Freiheiten geben muss. Und hinten sollte ich mich mit Baumi abwechseln, einer sollte immer sichern und einer sich ab und zu mit einschalten. Dieses System hat uns zusätzliche Sicherheit gegen ein sehr spielstarkes Team gegeben. In der Mitte haben wir absolut dicht gemacht, da konnten uns die Leverkusener nicht ausspielen. Sie mussten viel über die Außen kommen", zeigte sich Torsten Frings zufrieden. Ganz neu war dieses System für ihn auch nicht. "Für uns in der Defensive war es kein Neuland, weil wir es aus der Nationalmannschaft so kennen. Außerdem haben wir in der Vorbereitung in der Türkei schon immer mal wieder so gespielt", so der Nationalspieler.

 

Auffällig in dieser Konstellation agierten beide Offensiv-Spieler. Sowohl Özil als auch Hunt hauchten dem System Leben ein. Beide blieben aber auf dem Boden der Tatsachen. "Natürlich waren wir alle etwas überrascht, weil der Trainer sonst eher selten am System etwas ändert, aber es war heute eine gute Lösung. Wir haben das zum ersten Mal in einem Pflichtspiel gespielt und es klappte ganz gut, aber es wird noch Zeit brauchen, um es zu perfektionieren. Mir würde das aber Spaß machen. Ich denke, dass ich meine Stärken so ganz gut einbringen kann. Es liegt mir, wenn wir mit zwei Zehnern spielen. Und mit den anderen ergänze ich mich ganz gut", sagte Aaron Hunt.

 

Dazu gehörte auch die Kooperation auf dem Platz mit Mesut Özil, der ebenfalls vom neuen taktischen System überrascht wurde: "Natürlich war das ungewohnt. Ich habe das so bei Werder noch nie gespielt, aber es hat Spaß gemacht. Wir haben das gut hinbekommen und uns dafür bei einer starken Mannschaft wie Leverkusen mit einem Punkt belohnt."

 

Lob für die Ausrichtung gab es vom Abwehr-Strategen Per Mertesacker. "Für Naldo und mich waren die beiden Sechser natürlich eine zusätzliche Absicherung. Aber man muss auch anerkennen, wie laufstark Mesut und Aaron ihrer Rolle heute ausgefüllt haben. Die haben einige Kilometer gemacht." Der lange Innenverteidiger wollte das System aber auch nicht überbewertet wissen. "Wir mussten heute unsere Flexibilität und unsere Einstellung unter Beweis stellen. Das ist uns gelungen. Wir haben gezeigt, dass dieses System funktionieren kann, aber wir wissen auch, dass wir die richtige Einstellung hatten. Denn wenn die nicht stimmt, dann muss man sich über Systeme gar keine Gedanken machen."

 

Wie die Werder-Profis mit der unverhofften Taktikaufgabe umgegangen sind, zwang sogar Gastgeber-Trainer Bruno Labbadia zu anerkennenden Worten. "Natürlich kann man viel über Systeme reden, aber man muss sie auch gleich umsetzen können. Und das ist schon eine Stärke von Werder. Sie sind eben nicht umsonst seit Jahren international dabei", so der Bayer-Coach, dessen Team sich relativ schnell umstellen musste. "Wir verfolgen ja auch die Arbeit von Thomas über die Jahre und wussten, dass Werder auch diese Variante spielen kann. Wir haben dann schnell gemerkt, was er heute vorhatte."

 

Die Verwirrung in den ersten Minuten, hätte Werder besser ausnutzen können, fand letztlich Klaus Allofs. "Ich meine schon beobachtet zu haben, dass Bayer erst einmal ein paar Minuten benötigte, um die richtige Zuordnung hinzubekommen. Da war etwas Unklarheit da, aus der wir keinen Vorteil ziehen konnten."

 

Doch insgesamt fand Allofs, dass Werder eine viel versprechende Alternative im Taktik-Köcher für die Zukunft hat. "Wir haben nie gesagt, dass wir nichts anderes als die Raute spielen werden. Sicher bietet es sich an, mit Diego wieder zu ihr zurückzukehren, aber wir haben heute erfolgreich eine weitere Variante für die Zukunft aufgezeigt. Diese Flexibilität macht die Mannschaft stärker." So sieht es auch Thomas Schaaf, der das Thema gar nicht so hoch hängen wollte: "Wir haben uns heute gut ergänzt. Die Variante mit zwei defensiven Mittelfeldspielern bietet uns zusätzliche Möglichkeiten. Es ist eine Variante, die immer mal wieder vorkommen kann."

 

von Michael Rudolph und Christoph Muxfeldt

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