Dieses Spiel war Balsam auf die vielen kleinen Werder-Wunden. Dieses Spiel war so wichtig. Die Torfabrik lief wieder, die wieder völlig umgebaute Defensive stand sicher, Claudio Pizarro zeigte, dass die Schlagzeilen um seine Person auf dem Spielfeld keine Rolle spielten. Markus Rosenberg ballerte mit einem Doppelpack seine Torflaute weg. Spieler wie Sebastian Prödl und Peter Niemeyer fügten sich nahtlos in eine tolle Mannschaftsleistung ein. "Das Fundament für diesen Sieg war die Einstellung des ganzen Teams. Jeder hat mitgearbeitet, jeder hat sich eingebracht. Wir haben das erzwungen und wurden mit dem Glück der Tüchtigen belohnt", strahlte Sebastian Prödl nach dem Schlusspfiff.

Der Österreicher und die Leistung der völlig neu formierten Viererkette war nur ein Sinnbild für den erfolgreichen Werder-Abend. "Das haben sie wirklich gut gemacht. Sie waren eng an den Gegenspielern dran. Wir hatten selten Mario Gomez 90 Minuten so unter Kontrolle wie dieses Mal. Eigentlich trifft er hier im Weser-Stadion immer. In der Innenverteidigung haben es Baumi und Basti gut gemacht, sie haben viel gesprochen, sich gut abgestimmt", lobte Geschäftsführer Klaus Allofs. Thomas Schaaf setzte da gleich nach. "Sebastian Prödl hat nachgewiesen, warum wir soviel von ihm halten und Baumi hat gezeigt, dass wir ihn auf jeder Position aufbieten können und er seinen Part beiträgt. Es ist ja nicht einfach, wenn wir immer wieder einiges umbauen müssen."

Auch das äußere Mitglied der Viererkette Sebastian Boenisch lobte das Zusammenspiel. "Es war eine gute Leistung von uns. Es ging zwar ein wenig hektisch los, aber in der zweiten Halbzeit haben wir uns dann noch mal verbessert. Wir haben hinten gut gearbeitet und jeder hatte das Gefühl, dass jeder jedem hilft. Jeder hatte Rückendeckung im Team und wir haben gezeigt, dass wir auch in der Breite gut besetzt sind. Ich hoffe, dass wir jetzt so zu alter Stärke und Konstanz zurückfinden."

Doch Werders Defensivkräfte gaben das Lob für die "Null" auch gern an die Offensiv-Abteilung weiter. Boenisch sagte: "Es machte natürlich auch viel Spaß, weil wir mal wieder vier Tore geschossen haben und das waren richtig schöne Treffer. Claudios Tor war ein Superschuss. Überhaupt muss man ihn hervorheben. Er steht ja gerade sehr im Fokus, aber er ist so professionell, dass man ihm das auf dem Platz nicht anmerkt. In jedem Spiel und in jedem Training arbeitet er vorbildlich für die ganze Mannschaft."

Über den tollen Treffer des Südamerikaners freute sich auch Klaus Allofs. "Wir haben vor dem Spiel noch zusammen gesprochen und ich habe ihm gesagt, dass er nicht immer die perfekte Lösung suchen soll. Er will immer den super Pass spielen oder noch mal ein paar Meter gehen, um die Situation noch gefährlicher zu machen, aber manchmal muss man einfach auch mal mit der Pike abziehen. Und bei seinem Tor hat er eben mal draufgehalten." Auch von Markus Rosenberg war Klaus Allofs begeistert. "Er hat sich heute richtig gut bewegt. Wie er vor seinem Tor die Abwehr rausgezogen hat und dann in die Gegenbewegung gekommen ist, das war wie aus dem Lehrbuch." Thomas Schaaf dazu: "Dass er auf diese Weise seine lange Durststrecke überwindet, freut mich sehr."

Insgesamt bilanzierte Klaus Allofs: "Wir hatten heute nicht nur das nötige Glück, sondern wir waren erfolgreich, weil wir viele Dinge besser gemacht haben als sonst. Und auch aus so einem Sieg gilt es jetzt die richtigen Lehren zu ziehen. Die positiven Dinge beim nächsten Mal zu wiederholen." Thomas Schaaf war ebenfalls zufrieden: "Wir können zufrieden sein mit dieser Leistung. Der Sieg war wichtig, weil die Mannschaft jetzt wieder verstärkt an die Dinge glaubt, an denen wir täglich arbeiten. Wir hatten eine große Effektivität im Spiel, waren in den entscheidend Situationen entschlossen und haben wunderschöne Tore geschossen."

Im krassen Gegensatz dazu sahen sich die Stuttgarter Profis von ihrer sportlichen Leitung massiver Kritik ausgestezt. Trainer Markus Babbel enttäuscht: "Ich kann nicht nachvollziehen, warum die Bremer trotz der UEFA-Cup-Belastung frischer waren. Wir wollten von Anfang an da sein, die Bremer müde spielen, aber das hat nicht funktioniert. Wir sind nie richtig ins Spiel gekommen. Den Willen, ein Tor machen zu wollen, habe ich nicht gesehen." Manager Horst Heldt drückte es noch extremer aus. "Ich bin nicht enttäuscht, ich bin stinksauer über unser arrogantes, überhebliches Auftreten. Gute Stimmung unter der Woche darf sein, aber man muss auch wissen, wann man wieder Gas geben muss, aber das wussten weite Teile der Mannschaft heute nicht."

von Michael Rudolph und Dominik Kupilas