Maldini: "Keiner kann sagen, ich hätte zu früh aufgehört"

Paolo Maldini ist das lebende Wahrzeichen des AC Mailands. Er stellte sich den Fragen von WERDER.DE.
Profis
Montag, 16.02.2009 / 17:01 Uhr

Unglaublich, aber wahr: Paolo Maldinis Karriere ist älter als die Champions League, er hat vor 20 Jahren (als Mesut Özil im Alter von fünf Monaten noch nicht wusste, dass es die Sportart Fußball gibt) schon gegen Werder gespielt und kommt am Mittwoch wieder als aktiver Spieler zum Vergleich mit den Grün-Weißen. Eine beispiellose Karriere liegt zwischen den beiden Terminen. Für WERDER.DE Grund genug, den Kapitän des AC Mailand darauf anzusprechen. Thema war auch Frank Baumann, der jugendliche Kapitänskollege der Bremer.

 

Herr Maldini, sie standen exakt vor 20 Jahren gemeinsam mit ihrem heutigen Trainer Carlo Ancelotti im Europapokalspiel gegen Werder Bremen auf dem Platz. Haben sie daran noch eine Erinnerung?

Oh, das ist schon so lange her und meine Erinnerungen sind inzwischen unscharf, aber es war sicher ein Spiel im Europokal der Landesmeister. Wir waren ja damals italienischer Meister. Naja, und wenn ich mich nicht irre, habe ich im Heimspiel in Mailand das 1:0 per Kopf nach einer Vorarbeit von Donadoni erzielt, oder?

 

Heimspiel stimmt, 1:0 stimmt auch, aber es war ein umstrittener Foulelfmeter von Marco van Basten. Sie haben ihr 1:0 gegen Werder in der Champions League 1994 im Kopf.

Oh! Sehen Sie! … Aber auch das erste Duell war im Landesmeisterwettbewerb, leider treffen wir uns in diesem Jahr nur im UEFA-Cup, obwohl es eine Ansetzung für die Champions League wäre.

 

In Bremen freuen sich trotz aller großer Namen in ihrer Mannschaft viele darauf, Sie noch einmal spielen zu sehen, wie erklären sie sich diese unglaublich erfolgreiche Karriere über diesen langen Zeitraum.

Ich glaube, dass es ganz einfach ist. Meine Motivation ist eine ganz natürliche. Mir gefällt meine Arbeit, ich habe nach all den Jahren immer noch viel Spaß. Vielleicht spüren die Menschen das. Aber ich habe natürlich auch das Glück, dass mein Körper dies alles noch zulässt. Das muss natürlich passen, wenn du so lange auf dem höchsten Niveau spielen willst.

 

Auch Werder Bremen hat einen Routinier, Kapitän Frank Baumann. Er überlegt nach zehn Jahren bei den Grün-Weißen seine Karriere im Alter von 33 Jahren zu beenden. Sie werden bald 41 Jahre, müssen sie über die "verfrühten" Gedanken ihres Kapitänskollegen schmunzeln?

Nein, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich denke, dass es eine sehr persönliche Angelegenheit ist. Bei dieser Entscheidung spielen viele Faktoren eine Rolle. Es hängt von der physischen Verfassung ab und von dem Willen, sich weiter zu beweisen. Ich halte mich da raus.

 

Aber können sie den Baumann-Fans Tipps geben, wie sie Werders Kapitän zu einer Verlängerung seiner Karriere überreden können. Das hat doch bei Ihnen auch schon mal geklappt. Sie hatten vor zwei Jahren ihren Rücktritt bekannt gegeben und sich dann noch einmal anders entschieden?

Das stimmt, aber ich bin froh, dass ich letztes Jahr meine Meinung noch einmal geändert habe. Diese Saison habe ich nur wenige Probleme gehabt, habe jeden Tag mit der Mannschaft trainiert und wenn ich auf dem Platz stand, dann immer von Beginn an. So bin ich zufrieden. Zahlreiche Spieler haben mit der Profi-Karriere aufgehört und es später bereut. Das wird man von mir jetzt definitiv nicht mehr behaupten können. Ich bin ja wirklich 40 Jahre alt! (lacht)

 

Beim Auslaufen ihres Vertrages in diesem Sommer werden sie sogar 41 Jahre alt sein. Werden Sie dann auch wirklich aufhören?

Absolut, da gibt es kein Zurück. Aber ich denke, das geht dann für alle in Ordnung, auch wenn ich mich physisch viel besser fühle als in den letzten beiden Spielzeiten.

 

Wie ihr Bremer Kapitänskollege haben Sie in ihrer Karriere mit einem Verein alle Höhen und Tiefen miterlebt. Diese Treue ist völlig ungewöhnlich für das heutige schnelllebige Profigeschäft. Warum sind Sie immer geblieben?

Ganz einfach, hier zu Hause habe ich immer alles gefunden, was mir wichtig ist. Es ist schwierig für einen wie mich, der hier geboren ist, der hier seine Familie hat und mit dem AC Mailand so verbunden ist, die Lust zu bekommen, woanders hin zu gehen.

 

Kommen eigentlich viele junge Spieler zu Ihnen und bitten um Rat. Immerhin spielten sie schon international, als einige Mitspieler noch gar nicht geboren waren.

Na, was sollte ich ihnen sagen. Die Situation ist heute anders als früher. Für die jungen Spieler ist es nicht einfacher. Eher im Gegenteil. Die Kader in den Mannschaften sind viel größer als damals. So gibt es weniger Möglichkeiten für sie, sich zu zeigen. Sie brauchen neben Qualität und Persönlichkeit auch einen Trainer, der mutig ist. Es ist schwer schon als junger Spieler, die Anforderungen zu erfüllen, die ein großer Klub wie der AC Mailand abverlangt.

 

Gestern Abend fand des 270. "Derby della Madonnina" zwischen Inter und AC Mailand statt. Für sie persönlich ist es das 55. Duell mit dem Stadtrivalen gewesen? Muss der AC nach der 1:2-Niederlage seine Saisonziele zurückschrauben?

Keine Frage, das Derby gegen Inter ist ein wichtiges Spiel, aber es geht nicht soweit, dass davon für uns abhängt, ob es eine gute oder schlechte Spielzeit wird. Unser Ziel ist jedes Jahr entweder die Meisterschaft oder einen Pokal zu holen. So etwas kann man nicht in nur einem Spiel erreichen. Es ist weiterhin einiges drin.

 

Ihr Teamkollege Ronaldinho fand in der Hinrunde zu alter Form zurück, konnte dies aber in den letzten Wochen nicht bestätigen. Vor dem Derby gegen Inter stand er vier Mal nicht in der Startelf. Mussten Sie als Kapitän Aufbauarbeit leisten?

Ich habe schon mitbekommen, dass er nicht so zufrieden war, auch weil er in der Kabine neben mir sitzt. Ich musste ihm aber nichts Besonderes sagen. Die Freude, die er jeden Tag zum Training mitbringt, sagt alles über ihn aus. Sie ist der Beweis seiner Professionalität. Ich glaube, dass es ihm auch gut getan hat, in der vergangenen Woche wieder mit Brasilien zu spielen und gegen eine starke Mannschaft wie Italien zu gewinnen. Wie Sie schon gesagt haben, darf man bei aller Kritik an ihm nie vergessen, dass er für uns ohne Zweifel der entscheidendste Spieler der Hinserie war.

 

Wie sieht denn ihre Zukunft aus, wenn Sie im Sommer die Fußballschuhe an den Nagel hängen? Bleiben Sie dem Profigeschäft erhalten?

Die Planungen sind noch etwas schwierig, weil ich noch voll im aktiven Spieler-Alltag drin bin. Aber momentan liegt noch nichts vor, für das ich mich entschieden habe. Aber es gibt ja noch genügend Zeit, weitere Optionen zu prüfen und zu überlegen, wo es mit mir hingehen soll. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass ich erst einmal nichts mache. Fakt ist, dass ich nur etwas beginne, dass meinen Vorstellungen entspricht.

 

Könnte es Ihren Vorstellungen entsprechen Trainer zu werden?

(lacht) Sie wollen mir offenbar Böses. Wenn ich etwas nicht machen werde, dann ist es wohl der Trainerjob. Nein, dazu wird es nicht kommen.

 

Interview und Übersetzung: Julien Stauffer, Damien Mollard und Michael Rudolph

 

 

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