Aber können sie den Baumann-Fans Tipps geben, wie sie Werders Kapitän zu einer Verlängerung seiner Karriere überreden können. Das hat doch bei Ihnen auch schon mal geklappt. Sie hatten vor zwei Jahren ihren Rücktritt bekannt gegeben und sich dann noch einmal anders entschieden?
Das stimmt, aber ich bin froh, dass ich letztes Jahr meine Meinung noch einmal geändert habe. Diese Saison habe ich nur wenige Probleme gehabt, habe jeden Tag mit der Mannschaft trainiert und wenn ich auf dem Platz stand, dann immer von Beginn an. So bin ich zufrieden. Zahlreiche Spieler haben mit der Profi-Karriere aufgehört und es später bereut. Das wird man von mir jetzt definitiv nicht mehr behaupten können. Ich bin ja wirklich 40 Jahre alt! (lacht)
Beim Auslaufen ihres Vertrages in diesem Sommer werden sie sogar 41 Jahre alt sein. Werden Sie dann auch wirklich aufhören?
Absolut, da gibt es kein Zurück. Aber ich denke, das geht dann für alle in Ordnung, auch wenn ich mich physisch viel besser fühle als in den letzten beiden Spielzeiten.
Wie ihr Bremer Kapitänskollege haben Sie in ihrer Karriere mit einem Verein alle Höhen und Tiefen miterlebt. Diese Treue ist völlig ungewöhnlich für das heutige schnelllebige Profigeschäft. Warum sind Sie immer geblieben?
Ganz einfach, hier zu Hause habe ich immer alles gefunden, was mir wichtig ist. Es ist schwierig für einen wie mich, der hier geboren ist, der hier seine Familie hat und mit dem AC Mailand so verbunden ist, die Lust zu bekommen, woanders hin zu gehen.
Kommen eigentlich viele junge Spieler zu Ihnen und bitten um Rat. Immerhin spielten sie schon international, als einige Mitspieler noch gar nicht geboren waren.
Na, was sollte ich ihnen sagen. Die Situation ist heute anders als früher. Für die jungen Spieler ist es nicht einfacher. Eher im Gegenteil. Die Kader in den Mannschaften sind viel größer als damals. So gibt es weniger Möglichkeiten für sie, sich zu zeigen. Sie brauchen neben Qualität und Persönlichkeit auch einen Trainer, der mutig ist. Es ist schwer schon als junger Spieler, die Anforderungen zu erfüllen, die ein großer Klub wie der AC Mailand abverlangt.
Gestern Abend fand des 270. "Derby della Madonnina" zwischen Inter und AC Mailand statt. Für sie persönlich ist es das 55. Duell mit dem Stadtrivalen gewesen? Muss der AC nach der 1:2-Niederlage seine Saisonziele zurückschrauben?
Keine Frage, das Derby gegen Inter ist ein wichtiges Spiel, aber es geht nicht soweit, dass davon für uns abhängt, ob es eine gute oder schlechte Spielzeit wird. Unser Ziel ist jedes Jahr entweder die Meisterschaft oder einen Pokal zu holen. So etwas kann man nicht in nur einem Spiel erreichen. Es ist weiterhin einiges drin.