Zwei Gründe machte Schaaf für diesen Last-Minute-Dämpfer aus. "Ärgerlich ist die Niederlage ja vor allem wegen der Möglichkeiten, die wir hatten. Wir hatten eine Vielzahl an Chancen, konnten sie aber nicht so nutzen, dass wir einen größeren Vorsprung mit in die Schlussphase nehmen konnten."

Diesen Möglichkeiten trauerten auch die Spieler nach. "Uns hat etwas das Glück gefehlt. Hugo hat die Chance zum 2:0, der Ball geht aber nur an den Pfosten. Dass wir zum Ende die kleineren Reserven hatten, war klar nach diesem Trainingslager mit so vielen Einheiten in wenigen Tagen." Die fehlende Durchschlagskraft bemängelte auch Per Mertesacker, der am Donnerstag aus Innenverteidiger-Mangel zum dritten Mal in sechs Tagen in der Startformation stand. "Die Chancenauswertung ist noch mangelhaft. Die Zeit drängt jedoch. Da brauchen wir jeden Tag, um uns weiter vorzubereiten."

Doch nicht nur die Offensive hakte noch etwas, auch der eine oder andere Konzentrationsmangel in der Abwehr wurde wieder deutlich. So wie beim ersten Gegentor. "Da hätten wir außen den Gegner stellen müssen. Aber wir waren nicht aktiv genug, waren zu brav und sind einfach nur mitgelaufen. Dann kommt der Stürmer zu einfach zum Abschluss. Das war genau das, was wir in den letzten Tagen angesprochen hatten", kritisierte der Bremer Coach, der aber auch positive Dinge herausstellte.

Ein Pluspunkt war die Disziplin. Schaaf dazu: "Großes Kompliment. Dass sich alle so zurückgehalten haben, obwohl wieder sehr fragwürdige Entscheidungen gefallen sind, war eine große Leistung." Auch Per Mertesacker konnte sich einen kleinen Seitenhieb auf das Schiedsrichter-Trio nicht verkneifen. "Auf diesem Spiel können wir aufbauen, weil wir trotz sehr fragwürdiger Entscheidungen ruhig geblieben sind."

Die Partie gegen Besiktas stuften alle Beteiligten als die beste dieser Dreier-Serie im türkischen Trainingslager ein. "Wir sind mit zwei Niederlagen gestartet und wollten mit einem guten Gefühl wegfahren. Gewonnen haben wir leider nicht, aber so wie es aussieht, war es trotzdem unser bestes Spiel", sagte Per Mertesacker, der ergänzte: "Von den Dingen, die wir im Training erarbeitet haben, konnten wir heute schon einiges umsetzen. Zum Beispiel haben wir die Pressingzonen gut beherrscht. Wenn wir den Ball vorn erobert haben, wurde es gleich gefährlich."

Clemens Fritz sah es so: "In den ersten beiden Partien gab es nicht viel Positives. Da hat uns viel Kraft gefehlt, wegen der Trainingseinheiten. Heute waren wir schon spritziger. Über weite Strecken haben wir gut agiert und uns einige Chancen erarbeitet. Ich denke schon, dass es das beste Spiel war. Wir haben uns zwar gesteigert, aber wir wollten mit einem Erfolgserlebnis abschließen. Das hat leider nicht geklappt. Zum Ende hin haben uns ein bisschen die Kräfte verlassen."

von Michael Rudolph und Enrico Bach