Aus einer Laune heraus, hatte der Fußballgott die Werder-Fans zwei Mal unglaublich jubeln lasssen. Ein kleiner Torwartfehler und ein gedankenschneller Pizarro, zum Ausgleich, gefolgt von einem technischen Kabinettstückchen des Peruaners, der das Stadion erbeben ließ. 3:2! völlig überraschend! "Im Grunde hatten wir das Spiel schon verloren und sind noch mal heran gekommen. Die Moral stimmte in der Mannschaft", so Klaus Allofs.
Doch weil es gerade so gut lief, setzte der Fußballgott noch einen drauf. Ein ordentlicher Schuss Passivität für die Grün-Weißen und fertig! 3:3! 92. Minute! Die kalte Dusche für 42.100 Zuschauer. Und geballter Ärger bei den Grün-Weißen. "Wenn man in der Nachspielzeit in Führung geht, dann gibt es danach für alle elf Mann auf dem Platz nur noch eins: Absoluter Kampf gegen den Ball. Da weiß jeder was zu tun ist, da muss man die Kugel wegschlagen. Das muss jeder wissen, ob er 18 oder 30 ist. Jeder, der da auf dem Platz stand, hat so eine Situation schon erlebt", ärgerte sich Klaus Allofs. Thomas Schaaf sah stattdessen eine lange Fehlerkette. "Wir haben alle zugeschaut, wie wir den Ball in der Mitte verlieren, lassen dann die Flanke auf der linken Seite ungehindert zu und sind dann in der Mitte nicht da, um den Ball zu blocken. Da fehlte einfach die Konzentration und Aktivität sich dagegen zu wehrenDa überwiegt dann schon der Ärger, wenn man so noch zwei Punkte verschenkt. Das ist eigentlich unfassbar."
Der Trainer griff dann unmittelbar nach dem Abpfiff zu einer ungewöhnlichen Maßnahme. Statt Auslaufen und Interview-Marathon, holte er das Team 20 Minuten in der Kabine zusammen. "Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten auf so ein Spiel zu reagieren. Manchmal sagt man nichts und lässt alles erstmal sacken. Aber heute habe ich mich dafür entschieden, der Mannschaft gleich danach ein paar Worte mitzugeben. Jeder Spieler soll sich heute Abend noch mit diesem Spiel beschäftigen, darüber nachdenken. Ich hoffe, dass ich beim Training morgen früh ein Echo bekomme. Wir können die Dinge, die wir sehen, nicht so an uns vorbeirauschen lassen", erklärte Schaaf.
Dass Schaaf direkt nach dem Spiel deutliche Worte wählte, fand auch Geschäftsführer Klaus Allofs angemessen. "Die Mannschaft hat das einfach noch nicht richtig verinnerlicht und wir müssen weiter daran arbeiten. Es nützt aber auch nichts mit dem Hammer draufzuhauen, denn dann muss man meist die Scherben mühsam einsammeln. Kritik muss immer sachlich sein."