„Normale Norddeutsche“ bestehen gegen stärksten Angriff

Beide Mannschaften schenkten sich nichts und trennten sich am Ende leistungsgerecht 1:1-Unentschieden.
Profis
Donnerstag, 02.10.2008 / 00:09 Uhr

Er hat WM und Euro gespielt und mit Werder gegen Barcelona, Real Madrid und Chelsea, doch einer solchen Angriffs-Power sah sich Per Mertesacker noch nie gegenüber. „Das war die stärkste Offensive gegen die ich je gespielt habe. Die Jungs waren alle riesig, austrainiert, gute Fußballer und dazu auch noch beweglich. Da wundert man sich schon ein bisschen, denn die Muskelbildung beim normalen Norddeutschen ist nicht so ausgeprägt.“ Dafür war die Mertesacker-Brust wenigstens ein bisschen vor Stolz angeschwollen. Denn gerade wegen der Fähigkeiten von Ibrahimovic, Adriano und Balotelli, bewertete er die erbrachte Leistung der Grün-Weißen in der Defensive umso höher. „Wir haben uns richtig abgemüht, dagegen anzusteuern. Wir waren 90 Minuten auf der Hut, haben uns in diese Partie reingefightet.“

 

Dabei ging alles mit dem frühen Gegentor denkbar schlecht los. „Das war ein ganz unglückliches Ding. Von Naldos Hand prallt der Ball gegen meine Beine und direkt in den Lauf von Maicon“, erinnert sich Kapitän Frank Baumann an die Entstehung des Führungstreffers für Inter, bei der aber die komplette Mannschaft einmal nicht gut aussah. „Insgesamt kann man es wohl als kollektives Fehlverhalten einstufen“, so Geschäftsführer Klaus Allofs.

 

Und für Per Mertesacker und seine Viererkette erst der Anfang eines schweißtreibenden Abends. „Da haben wir Inter richtig in die Karten gespielt. Das war so ungefähr das Schlimmste, was passieren konnte. In der 20. Minute hatte ich schon wieder unsere Auswärtsbilanz im Kopf und die Fragen, die nach der Partie wieder mal gestellt werden würden. Aber danach haben wir uns richtig zusammengerissen, jeder hat für den anderen gekämpft. Wir haben richtig gut gestanden“, so Mertesacker.

 

Großen Anteil an dieser Defensivleistung hatten auch die beiden neuen Außenverteidiger Sebastian Prödl und Petri Pasanen. „Sie waren sehr diszipliniert und haben ihre Aufgabe wirklich gut gelöst. Sie haben die richtigen Situationen genutzt, um sich nach vorn einzuschalten, so wie Sebastian kurz vor der Pause, als er den Pass für Pizarros Pfostenschuss hereingab“, sagte Klaus Allofs, der gar nicht böse war, dass beide nicht pausenlos den Weg nach vorn suchten. „Beim Stand von 0:1 darf man sich auch nicht so locken lassen. Da muss man weiter auf die Dosierung achten, denn es ist immer noch alles drin. Wenn das 0:2 gefallen wäre, hätte man einpacken können.“

 

Dass Pizarro seine Hereingabe nur an den Pfosten setzte, wurmte Sebastian Prödl nur ein bisschen, denn er wusste, dass es immer noch ein schwerer Ball war: „Ich wollte den direkten Ball spielen und habe gesehen, dass Claudio gestartet war, aber er wurde auch ganz schön bedrängt. Trotzdem schade, dasse es nicht geklappt hat, denn das wäre

mein erster Assist in der Champions League gewesen“, grinste Prödl nach der Partie. Ein gute Abend war es trotzdem für den Österreicher. „Ich denke, dass wir mit unserer Leistung zufrieden sein können. Es war klar, wie stark Inter besetzt sein würde und dass sie mit dieser Konstellation auf ein schnelles erstes Tor drängen. Wie das dann gefallen ist, müssen wir noch genauer analysieren. Aber außer bei dem Treffer kann ich mich an keine Großchance für Inter im ersten Durchgang mehr erinnern, die wir noch zugelassen hätten.“

 

Ein Dankeschön schickte der Österreicher nach dem Schlusspfiff noch an Torsten Frings und Per Mertesacker, die ihm kräftig halfen auf der ungewohnten Außenbahn zurechtzukommen. „Ich wurde wirklich sehr gut gecoacht. Von der Seite durch ‚Merte’ und von vorn durch ‚Lutscher’, da konnte eigentlich gar nichts schief gehen.“ Für den deutschen Nationalverteidiger war die Amtshilfe für den jungen Kollegen aber kein Thema:" Das ist doch absolute Pflicht. Wir kennen uns erst seit fünf Wochen, da müssen wir eben mehr reden“, so Mertesacker

 

Lob für dieses Zusammenspiel erntete die Werder-Abwehr auch von Tim Wiese. „Ich würde mir als Torhüter natürlich wünschen, dass wir immer so stehen.“

 

Die gute Defensivarbeit war schließlich auch der Ausgangspunkt für die immer besser werdende Offensive der Bremer. „Uns gelangen dann immer mehr gute Ballstaffetten“, so Prödl, der von Per Mertesacker bestätigt wurde. „Als Inter voll auf ihre Konterstärke gesetzt hat, haben wir sie beschäftigt und dabei auch gut über die Außen gespielt. Mit unseren gefährlichen Flanken waren wir besser, da waren wir auch nicht so leicht auszurechnen, als wenn wir immer durch die Mitte spielen.“

 

Diese Entwicklung half auch die Arbeit in der Defensive zu entlasten. „Wir wurden ballsicherer und haben gezieltere Vorstöße unternommen, so kam nicht jeder abgewehrte Ball gleich wieder zurück. Wenn gegen Inter der Ball jede Minute auf dein Tor zurollt, machst du irgendwann Fehler. Später im Spiel gab es dann auch mal Phasen, wo hinten durchgepustet werden konnte, weil der Gegner auch vorsichtiger werden musste.“

 

Deutlich unterstreichen wollte Klaus Allofs zudem, dass nicht nur die Passivität der Gastgeber Werder besser ins Spiel kommen ließ. „Diese Frage stellt sich doch gar nicht, oder wer glaubt, dass Inter nach einer Derby-Niederlage gegen den AC Mailand hier nicht gern einen klaren Sieg eingefahren hätte und sich gern zurückgezogen hat. Wir haben sie sich einfach nicht so zur Entfaltung kommen lassen.“

 

aus Mailand berichtet Michael Rudolph

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