Mourinho-Show bei Inters Pressekonferenz

Die Pressekonferenz mit Inter-Trainer José Mourinho war alles andere als langweilig (Foto: NPH).
Profis
Dienstag, 30.09.2008 / 20:41 Uhr

Mourinho-Pressekonferenz! (Vorhang auf!)

 

 

Journalistin: „Herr Mourinho, kann ihre Mannschaft wirklich den Liga-Alltag hinter sich lassen, die Niederlage vergessen und sich auf das Spiel am Mittwoch konzentrieren?“

 

José Mourinho: „Ich hatte mal einen Freund, der hat seine Spielberichte immer schon vor einem Spiel geschrieben, und immer wenn in den letzten Minuten noch ein Tor fiel, das seinem Spielbericht nicht entsprach, musste er lange arbeiten, um alles wieder umzuschreiben. Darüber hat er sich sehr geärgert. Aber genau das ist es, warum wir die Dinge auf uns zukommen lassen.“

 

Journalistin: „Aber glauben Sie, dass die Mannschaft gegen Bremen besser auftritt, als am Wochenende?“

 

Mourinho: „Wissen Sie, als Journalist hat man es immer einfach. Man kann die Dinge immer im Nachhinein kritisieren. Am besten ich gebe Ihnen einen Stift und Sie schreiben hier vor allen die beste Aufstellung an die Tafel und übernehmen die Verantwortung. Ich verspreche Ihnen auch, dass ich morgen so spielen lasse.“

 

Journalistin: „Dann bekommen ich aber auch ihre 9 Millionen Euro.“

 

Mourinho: „Es sind mit Sponsoren und Werbung 11 Millionen, nein warten Sie, wenn ich richtig übrlege sind es sogar 14 Millionen.“

 

(Muxmäuschen-Still!)

 

Mourinho: „Wissen Sie, das ist das Verhalten eines frustrierten Journalisten. Vielleicht wollte er mal Trainer werden und hat es nicht geschafft. Aber jetzt ist er eben Journalist, und dann sollte er sich auch verhalten wie ein Journalist!“

 

Eine Pressekonferenz mit José Mourinho ist wie eine, mit einem sehr bissigen Harald Schmidt. Nach den Aussagen muss man sich unter den Kollegen umschauen und kurz nachdenken, ob man jetzt wirklich schmunzeln darf. Der unbeteiligte Medienvertreter entscheidet sich dann meistens für ein vergnügtes „In-sich-Hinein-Schmunzeln“ und lauscht weiter den Worten des charismatischen Trainers, den Claudio Pizarro neben Thomas Schaaf für einen der besten im Profifußball hält. Auf jeden Fall ist eine Pressekonferenz mit José Mourinho nie langweilig und man darf ihm positiv auslegen, dass er die Aufführung genüsslich bis zum Ende der erlaubten Zeit ausreizt und ihm ein Zeichen gegeben wird, das Spektakel beenden zu müssen.

 

Als es um Werder ging in dem Stück über 40 Minuten im Trainingszentrum Angelo Moratti in Appiano Gentile spricht Mourinho voller Respekt, aber auch voller Realismus. Da umschifft er gekonnt jede Lobeshymne oder Kampfansage. „Wir wissen über die zehn Tore der Bremer in den letzten beiden Spielen bescheid, aber wir kennen Werder auch vom 0:0 gegen Famagusta. Jetzt ist die Frage, welches Werder-Team sich hier vorstellt? Ich denke, wir müssen mit einer normalen, starken Mannschaft rechnen, für die das Spiel noch einen Tick wichtiger ist als für uns.“ Aus seinen Erfahrungen mit Chelsea gegen Werder weiß Mourinho noch einiges zu berichten. „Die 0:1-Niederlage damals gegen Bremen darf man nicht überbewerten, da hat Chelsea mit der zweiten Mannschaft gespielt. Aber ich erinnere mich auch an das 2:0 gegen Werder in Topbesetzung, da waren sie ein schwerer Brocken, das war ein hartes Spiel.“ Überhaupt hat Mourinho Respekt vor der Arbeit in Bremen. „Da ist eine Mannschaft aufgebaut worden, die über Jahre gewachsen und immer wieder gut verstärkt wurde, zuletzt mit einem Özil, aber auch Pizarro.“

 

Auf das Wiedersehen mit Claudio Pizarro freut sich Mourinho, der mit dem Peruaner bei Chelsea arbeitete: „Ich habe gute Erinnerungen an Claudio. Leider hatten wir nur vier gemeinsame Monate. Bei mir hat er gespielt, aber nachdem ich weg war, veränderte sich auch sein Leben bei Chelsea, deswegen spielt er jetzt bei Bremen. Ich habe meiner Mannschaft seine Spielweise erklärt, sie wird auf ihn eingestellt sein.“

 

Dass die Italiener nicht nur auf Pizarro blicken berichtete Marco Materazzi, der in einer sehr kleinen Nebenrolle in der Pressekonferenz mitspielte. „Individuell ragt bei den Bremern Diego heraus, ansonsten funktionieren sie vor allem als Mannschaft sehr gut.“

 

Zum Favoritenkreis auf den Champions-League-Sieg zählt Mourinho die Bremer nicht, obwohl er den Kreis sehr groß zieht: „Natürlich dominierten die englischen Teams die Champions League in den vergangenen Jahren. Aber auch die italienischen Klubs haben gute Chancen komplett ins Achtelfinale einzuziehen. Insgesamt können zehn, zwölf Teams den Wettbewerb gewinnen. Ich sehe da keinen großen Unterschied zwischen Manu, Juve oder Bayern. Aber einer wird es nur schaffen. Wir setzen uns die Ziele Etappe für Etappe. Jetzt wollen wir uns erstmal für das Achtefinale qualifizieren, dann wollen wir Gruppenerster werden und dann sehen wir weiter.“

 

Die Pressekonferenz endet mit einer kleinen Zugabe des Inter-Trainers. Auf die Frage, ob er wisse, dass er manche Menschen mit seinen Aussagen irritiere, hielt er folgenden Monolog:

 

Mourinho: „Ob mich die Leute mögen oder nicht, ist nicht meine Sache. Ich weiß nur, dass mich meine Familie liebt. Ich bin bei allen meinen Stationen in Portugal, England, Italien der Gleiche geblieben. Ich bin ehrlich und weiß, dass ich einen fantastischen Job habe. Wenn ich als John Nobody mit leeren Taschen ins Land kommen würde, würde ich die Sache auch anders angehen, ich würde mich umschauen, lernen und einbringen, aber ich bin nun mal nicht John Nobody. Ich bin jemand mit großer Erfahrung.“

 

(Vorhang zu!)

 

aus Mailand berichtet Michael Rudolph

 

 

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