Es hätte sein Tag werden können. Mesut Özil hatte das 1:0 geschossen und die unglaubliche Tor-Gala der ersten Halbzeit eröffnet. Der Aufsteiger spielte gut mit und damit Werder...
Es hätte sein Tag werden können. Mesut Özil hatte das 1:0 geschossen und die unglaubliche Tor-Gala der ersten Halbzeit eröffnet. Der Aufsteiger spielte gut mit und damit Werder...
Es hätte sein Tag werden können. Mesut Özil hatte das 1:0 geschossen und die unglaubliche Tor-Gala der ersten Halbzeit eröffnet. Der Aufsteiger spielte gut mit und damit Werder in die Karten. Es lief alles für den 19-Jährigen. Doch dann kamen die drei Gegentore, aus dem 1:4 wurde ein 4:4, fast 40.000 Zuschauer hatten nicht mehr viel Hoffnung und Mesut Özil schmerzte das Knie. Es ging nicht mehr viel. "Ich war müde, die Schmerzen im Knie wurden immer schlimmer, aber wir konnten nicht mehr wechseln", sagte der Mittelfeldspieler und spielte weiter.
Der Druck der Hoffenheimer nahm zu, genau wie die aufkeimende Ratlosigkeit der Grün-Weißen, die mit dem Schiedsrichter haderten und der vergebenen 4:1-Führung nachtrauerten. Doch dann änderte eine Situation alles. "Da kam dieser Super-Pass von Juri und ich habe den Ball genommen und einfach draufgeschossen." 5:4! Die Führung! Drei Punkte wieder in Sichtweite! Die Schmerzen im Knie vergessen! Das Stadion tobte! Und Mesut mit: "Ich bin einfach nur glücklich. Zur Zeit gelingt mir einfach alles. Das war so ein verrücktes Spiel und die drei Punkte waren so wichtig."
Genau wie dieses Spiel für die Karriere des jungen Mittelfeldspielers, der sich schon in der Vorwoche mit seinem Treffer gegen die Bayern in die Herzen der Werder-Fans gespielt hatte und sich dort bis auf weiteres einen Stammplatz erobert haben dürfte. "Wie die Fans uns heute nach vorn gepusht haben, obwohl wir diese Führung aus der Hand gegeben haben, das war unglaublich. Das hat uns noch mal Kraft gegeben", bestätigte Özil und beschrieb so die besondere Spannung im Weser-Stadion, die sich mit besten Champions-League-Abenden messen konnte.
Mit seinen drei Treffern in den vergangenen zwei Spielen hat der zuvor so wenig torgefährliche Özil alle bestätigt, die immer an ihn geglaubt haben. "Wir haben das doch in den letzten Wochen immer wieder betont. Er hat sich schon in der Vorbereitung gezeigt, und war schon seit Saisonbeginn ganz nah dran und immer ein Thema für die Startelf. Aber jetzt hat er weiter an Sicherheit gewonnen, er traut sich die Aktionen auszuführen und gewinnt natürlich mit jedem kleinen Erfolg an Selbstvertrauen. Aber er belohnt sich nicht nur durch seine Tore, sondern auch durch viele wichtige Aktionen für die Mannschaft", lobte Thomas Schaaf nach dem 5:4-Krimi.
Geschäftsführer Klaus Allofs ist nicht überrascht von Özils Torjäger-Qualitäten: "Das ist doch eine normale Entwicklung. Wir haben ihn als ganz junger Spieler mit großen Fähigkeiten geholt, mit seiner Schnelligkeit, seinen Standards, seinen tödlichen Pässen. Warum sollte er dann nicht auch irgendwann Tore schießen. Es war klar, dass man einem 19-Jährigen noch keinen endgültigen Stempel aufdrücken kann", so Allofs, dem auch der extreme Leistungssprung nicht ungewöhnlich erscheint. "Das erklärt sich aus seinem gewachsenen Selbstvertrauen. Er war ja kein Spieler, der hier mit breiter Brust angefangen hat. Bei Schalke hatte er eine schwierige Phase und dann kam er her und hatte große Konkurrenz. Wir haben ihm einfach nur Vertrauen gegeben, auch in schwächeren Phasen. Dazu gehörte auch, dass wir ihn mal auf der Bank gelassen haben, als ihn alle sehen wollten. Wichtig war nur, dass es gut für seine Entwicklung war. Und die ist längst nicht abgeschlossen. Aber zu seinen Stärken zählt auch, dass er weiß, dass er noch viel lernen muss."
Dass Mesut Özil dafür an der Weser genau an der richtigen Adresse ist, weiß Teamkollege Per Mertesacker aus eigener Erfahrung: "Die Torgefahr gehörte bisher ja nicht zu seinen Stärken, doch heute hat er schon wieder getroffen. Das zeigt doch nur, wie toll man sich hier als junger Spieler entwickeln kann." Ein anderer Mitspieler bezweifelt allerdings, ob es nur an Talent und Ausbildung liegt. "Er muss irgendetwas Besonderes gegessen haben, damit er so schießen kann. Vielleicht sollten wir das alle essen", grinste Diego.
Egal ob Nahrungsmittel, Talent oder Ausbildung, die Experten auf der Pressetribüne wählten Mesut Özil zum "Man of the Match". Drei Punkte, zwei Tore, ein Titel – am Ende ist es doch noch sein Tag geworden.
von Michael Rudolph, Maximilian Hendel und Dominik Kupilas