Man nehme Einstellung, Kaltschnäuzigkeit und Timing

2:0 kurz vor der Pause: ein wichtiges Abstaubertor zu einem höchst wichtigen Zeitpunkt.
Profis
Samstag, 20.09.2008 / 23:57 Uhr

Trainerhandbücher, Lehrbücher, Beispielfilme – rund um den Fußball wird viel produziert, das Spiel ist hinlänglich untersucht, beschrieben und erklärt. Aber: Wie gewinnt man denn in München mit drei Toren Differenz, schießt fünf Stück und reagiert damit optimal auf ein so unbefriedigendes Spiel wie das 0:0 vom Dienstag gegen Famagusta? Ein Rezeptvorschlag:

 

Man nehme zum Ersten: mentale Würze, auch als "Einstellung" gehandelt. "Wir waren sehr konzentriert auf das eigene Spiel", lobte Cheftrainer Thomas Schaaf. "Das gibt Stärke, die sich ausdrücken kann in Ballsicherheit, aber auch im Defensivverhalten." Claudio Pizarro nennt die entscheidende Eigenschaft so: "Der Wille war von Anfang

an da. Das muss immer so sein." Auch die Aussage von Frank Baumann gehört in diese Kategorie: "In München ist entscheidend, dass man sich wehrt."

 

Es gibt noch mehr Begriffe, die hier einzuordnen sind. Mesut Özil etwa sprach von der nötigen "Aggressivität", Thomas Schaaf und Tim Wiese vom "Umsetzen" dessen, was man sich vorgenommen hatte. Geschäftsführer Klaus Allofs wiederholte etwas, auf das er immer wieder Wert gelegt hat. In solchen Spielen kann es sich auszahlen: "Wir wissen, dass wir das Können haben." Bayern-Coach Jürgen Klinsmann fasste zusammen: "Die Bremer waren heißer, spritziger und cleverer."

 

Von Nasen und Hämmern

 

Die zweite Zutat lautet: Schärfe vor dem Tor. Dieser Bestandteil war für Werder in München wohl der entscheidende. 10:22 Torschüsse weist die offizielle Statistik für die Grün-Weißen gegen die Münchner aus – zwei davon wurden geblockt, zwei gingen vorbei, einer an den Pfosten. Macht eine Trefferquote von 50%, Michael Rensing konnte nicht einen einzigen Ball abwehren! "Es gibt Tage, da kannst du in der Nase bohren und die Bälle gehen rein", kommentierte Bayern-Präsident Franz Beckenbauer gewohnt unterhaltsam, wenn auch arg vereinfachend. Für Frank Baumann kam eins zum anderen: "Manchmal läuft es eben und dann trifft man auch. Es ist schön, dass gerade unsere Stürmer getroffen haben, die ja zuletzt etwas in der Kritik standen." Vielleicht war es sogar ausgleichende Gerechtigkeit für die verpufften Anstrengungen am Dienstag in der Champions League. "Gegen Famagusta hatten wir Chancen und machen kein Ding", erinnerte Tim Wiese, "heute war fast jeder Schuss drin."

 

Zutat Nummer 3 spielte heute ebenfalls eine große Rolle: das Timing. Man könnte meinen, bei fünf Toren komme es nicht drauf an, WANN man sie erzielt. Doch weit gefehlt: "Wir hätten durch eine Einzelaktion schon in Führung gehen können", erinnerte Klaus Allofs an Pizarros Pfostenschuss. "Wenn du dann das 1:0 und 2:0 machst, kommt die

Sicherheit dazu." Vor allem Naldos 2:0 kurz vor der Pause tat den Gastgebern weh. Das dritte Tor war dann schon fast die Entscheidung. "Das 3:0 war ein Knackpunkt im Spiel, denn bei den Bayern kann man sich nie sicher sein", weiß Frank Baumann. "Deshalb war es gut, dass wir gleich nach der Pause nachgelegt haben." Auch für Jürgen Klinsmann hatten die schmerzhaften Gegenschläge großes Gewicht: "Wir hatten genug Chancen, in Führung zu gehen oder den Anschluss zu erzielen. Aber immer wenn wir dran waren, kam der nächste Hammer."

 

Siegbringendes Traumtor

 

Fehlt noch das Salz im Ganzen: das individuelle Potential. "Die vier Ausfälle waren ein Rückschlag, aber das gibt die Möglichkeit für andere Spieler", sagte Klaus Allofs zum Fehlen von Frings, Fritz, Jensen und Almeida. Besonders Mesut Özil konnte sich in den Vordergrund spielen. Er bereitete zwei Tore vor und sorgte mit einem Traumtor für die Vorentscheidung. "Ich bin glücklich, dass es mal wieder ein Bundesliga-Tor geworden ist und dass es diesmal auch drei Punkte gebracht hat", sagte der spielfreudige 19-Jährige, der nach dem 1:2 beim 3:3 in Karlsruhe letzte Saison seinen 2. Liga-Treffer besorgte. Auch im Team registriert man das Aufstreben des Linksfußes. Stellvertretend Frank Baumann: "Özil hat in den letzten Wochen schon gute Leistungen gezeigt. Das Spiel heute hat diese Beobachtungen abgerundet." "Er hat sich in der Zeit bei uns als Spieler, aber auch als Persönlichkeit weiterentwickelt", lobte auch Klaus Allofs.

 

Nimmt man diese Bestandteile zur Hand und mixt sie ordentlich zusammen, kann, wie an diesem Samstag, Großes entstehen. Etwas zu dem Jürgen Klinsmann sagte: "Die Bremer waren heute einfach das bessere Team." Oder wie Thomas Schaaf fand: "Eine Leistung, die so ist, wie man sich das vorstellt."

 

von Enrico Bach, Michael Rudolph und Maximilian Hendel

 

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