Frings und Diego: Die Sorgenkinder als "Sonntagsschützen"

Gleich schlägt Torsten Frings' Hammer zum 2:0 ein. Da kann selbst Energie-Keeper Gerhard Tremmel, der sein Team lange vor dem Rückstand bewahrte, nichts machen.
Profis
Samstag, 13.09.2008 / 17:55 Uhr

Als sich Werder-Fan Moritz auf der Südtribüne schon die Haare raufte und begann, sich ein torloses Unentschieden schönzureden, riss ihn Diego aus seiner Grübelei. Der nutzte die wenigen Meter, die ihm die Cottbuser Abwehr anbot, und jagte die Kugel in den rechten oberen Winkel. 1:0! Die Erlösung! Alle, auch Moritz, riss es von den Sitzen. So mochte er seine Besuche im Tollhaus Weser-Stadion. Auch auf dem Feld ging es ausgelassen zu, denn zu lange hatten sie darauf gewartet, in diesem Spiel zu treffen. "Wir haben die Partie dominiert und hatten so viele Chancen nicht genutzt. Da war mein Tor sehr wichtig. Dazu war es ein sehr schöner Treffer", so Diego, der sich an den Schuss genau erinnern konnte, "Ich merkte gleich, dass ich den Ball super getroffen hatte, sah aber auch, dass der Torhüter in die richtige Ecke fliegt. Dass der Ball reingeht, wusste ich erst, als der Ball den Keeper passiert hatte."

 

Besser als Per Mertesacker hätte auch Werder-Fan Moritz die Erleichterung nicht ausdrücken können: "Wir haben alle auf so einen genialen Moment gewartet." Dass der ausgerechnet vom reisegestressten Vielflieger kam, war für den Brasilianer nichts Besonderes. "Ich sage es immer wieder, sobald ich das Werder-Trikot überziehe, bin ich wie neu geboren. Wenn ich ins Weser-Stadion einlaufe, dann setzt das immer neue Kräfte frei." Per Mertesacker bestätigte: "Diego war unheimlich aktiv, hat immer wieder das Spiel an sich gerissen, hatte viele gute Momente."

 

Als sich Werder-Fan Moritz fünf Minuten nach dem Führungstreffer gerade aufregen wollte, dass Schiedsrichter Herbert Fandel einen Elfmeter für einen ganz offensichtlichen Trikot-Reißtest bei Sanogo verweigerte, blieben ihm die Flüche im Halse stecken. Schon wieder so ein Wahnsinns-Tor: Torsten Frings hatte aus 20 Metern einfach abgezogen, und die Kugel klatschte vom Innenpfosten ins Netz. "Das war der zweite Sonntagsschuss hintereinander in diesem Spiel. Ich habe den Ball gut getroffen, aber dass er so unhaltbar einschlägt, dazu gehört auch etwas Glück. Wir hatten da wohl das Glück, dass uns vorher gefehlt hat. Denn es war heute ein hartes Stück Arbeit, bei dem wir viele Chancen zum Teil leichtfertig vergeben haben."

 

Zwei Sonntagsschüsse von zwei vorherigen Sorgenkindern, denn wie bei Diego, bestand auch bei Frings in den Tagen zuvor immer noch ein kleines Restrisiko, ob er spielen können würde. Immerhin ist sein Nasenbruch noch keine zwei Wochen her. Dennoch lief Frings ohne Maske auf: "Ich habe sie in dieser Woche zum Training mal vergessen und dann gesehen, dass es auch ohne geht. Die Ärzte sagen sowieso, dass es nur ein psychologischer Schutz ist. Wenn du richtig mit dem Ellenbogen etwas abbekommst, dann ist es egal, ob du eine Maske hast oder ob der alte Bruch schon zwei oder drei Wochen her ist. Dann ist sie wieder durch."

 

Dass er gemeinsam mit Diego der beste Spieler auf dem Feld war, wollte er nicht so stehenlassen. Er gab das Kompliment auch weiter an die Mannschaft: "Diego hat genau so viele Bälle verloren wie andere auch, und er hatte genau wie andere auch, viele gute Aktionen. Das ganze Team war heute gut drauf. Man sollte Diego jetzt auch mal in Ruhe lassen und ihm nicht jeden Tag auflisten, wie oft er unterwegs ist, wie viele Kilometer er fliegt. Man sollte sich einfach mal freuen, dass er hier ist und ein paar Spiele für uns machen kann."

 

Das dürfte Klaus Allofs nicht schwer fallen, denn er hat sich über den Brasilianer sehr gefreut. "Er war heute hochkonzentriert, trotz der ganzen Vorgeschichte. Man hat gesehen, dass es das Schlimmste für ihn wäre, wenn man ihn nicht spielen ließe. Aber das zeichnet einen großen Spieler aus: Er will nicht nur dabei sein, er will auch unbedingt gewinnen. Von solchen Spielern hatten wir heute eine ganze Mannschaft." Diego war es auch, der die ersten Sorgenfalten bei Klaus Allofs verschwinden ließ, denn der Werder-Geschäftsführer gestand: "Ich habe schon nach 60 Minuten mal zur Uhr hoch geschaut. Aus Erfahrung weiß man, dass die letzte halbe Stunde ewig dauert, wenn man führt, dass sie aber viel zu schnell verstreicht, wenn das gewünschte Ergebnis noch nicht da ist."

 

Dass der Sieg dann durch zwei "Sonntagsschüsse" eingeleitet wurde, davon wollte Klaus Allofs überhaupt nichts wissen und widersprach damit Torsten Frings. "Nein, ein Sonntagsschuss ist es, wenn man aus der Ferne einfach mal abzieht und nicht weiß, wo der Ball einschlägt, aber aus 20 Metern kann man schon mal den Winkel anpeilen."

 

von Michael Rudolph, Maximilian Hendel und Gordon Päschel

 

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