Trabzonspors Ziel: Wieder anklopfen bei den großen Drei

Im Jahr 2004 traf Frank Baumann mit Werder zwei Mal auf Trabzonspor, die Spiele endeten 1:0 und 1:1.
Profis
Freitag, 01.08.2008 / 16:46 Uhr

Was fällt einem deutschen Fußball-Fan ein, wenn er an den türkischen Club-Fußball denkt? Absolute Leidenschaft, Emotionen, bengalische Feuer – und natürlich Besiktas, Galatasaray und Fenerbahce. Die drei bestimmenden Teams des türkischen Fußballs kommen aus Istanbul. Wenn man es genau nimmt, gibt es aber vier Größen in dem eurasischen Land: Der einzige Klub, der in der Vergangenheit halbwegs mit den großen Drei Schritt halten konnte, ist Trabzonspor. 1967 gegründet, spielt er seit 1974 in der ersten Liga und ist nie abgestiegen.

 

Trabzons Kader einmal auf links gezogen

 

Am Samstag, 02.08.2008, ab 18 Uhr treffen sich die türkische Nummer 4 und Werder zu einem Testspiel im Nordseestadion in Bremerhaven. Für Werder ist es bereits der neunte Test in diesem Sommer. Trabzonspor traf bisher nur auf den VfL Osnabrück (1:1) und den FC Oberneuland (5:2) – das Team weilt für zwei Wochen in einem Trainingslager in

Oldenburg. Der Trainer der Türken, Ersun Yanal, wird noch einige Vorbereitungsspiele brauchen, um seine Mannschaft kennenzulernen. Denn die Fluktuation der Nordost-Türken in diesem Sommer ist atemberaubend: Bis zu 29 Abgänge werden aufgeführt, 17 Neue fangen das einigermaßen auf. Platz 6 in der abgelaufenen Saison war offenbar zu wenig für Trabzonspor, mit einer Reihe junger und talentierter Spieler will man sich nun wieder oben heranpirschen. Auf Sicht spricht dieser Kader sicher auch in der türkischen Auswahl ein gewichtiges Wörtchen mit.

 

Die beiden namhaftesten Neuzugänge sind die Afrikaner Rigobert Song und Tony Sylva. Der kamerunische Abwehrspieler Song ist ein Wandervogel, der in Frankreich, Italien, England und Deutschland (Köln) gespielt und sich seit 2004 bei Galatasaray auch in der Türkei einen Namen gemacht hat. Tony Sylva ist Torwart, stand mit dem Senegal im WM-Viertelfinale 2002 und spielte vorher in Monaco und Lille. Weitere beachtenswerte Kräfte im Kader sind die Herren Gökhan Ünal (der Ex-Torschützenkönig der Türkei kam von Kayserispor), der guinesische Mittelfeld-Dynamiker Ibrahima Yattara und Umut Bulut, mit 15 Toren zuletzt zweitbester Knipser der Süper Lig.

 

National redet man mit, international nur ausnahmsweise

 

Mit derlei Substanz soll in dieser Saison wieder der Angriff ganz oben gelingen. Die Phalanx der Gala, Fener und Besiktas zu durchbrechen, ist mittlerweile wohl fast aussichtslos. Zuletzt gelang es Trabzonspor 1984, eine Meisterschaft vor diesen drei zu beenden. Dieser sechste Meistertitel war gleichzeitig der letzte. Bis heute gelang es nur dem

Team aus der Hafenstadt Trabzon, den drei Großen Meisterschaften streitig zu machen. In den letzten Jahren vier Jahren konnte der siebenmalige Pokalsieger immerhin mitmischen, wurde 03/04 und 04/05 sogar Zweiter. 2004 wäre fast der Sprung in die Champions League gelungen – Trabzonspor hatte in der entscheidenden Qualifikationsrunde das Hinspiel bei Dynamo Kiew gewonnen, verlor dann aber im heimischen Hüseyin-Avni-Aker-Stadion mit 0:2.

 

Sonstige europäische Meriten konnte man sich jedoch nicht verdienen, abgesehen von einzelnen Siegen gegen Inter Mailand, den FC Liverpool und den FC Barcelona. Spätestens in diversen Achtelfinals Anfang der Neunziger war immer Schluss. Auch in den Duellen mit Werder gab es wenig zu lachen für den so genannten "Sturm vom Schwarzen Meer". Drei Testspiele gab es in den vergangenen Jahren: ein 1:0 im Winter 2004, noch ein 1:1 im Sommer des gleichen Jahres und schließlich ein kurioses 6:5 im Januar 2005. Trabzonspor Kulübü hat also gleich zwei Ziele für das Spiel gegen Werder: diese Bilanz gerade rücken und so aufzutreten wie einer der großen Vier der Türkei.

 

von Enrico Bach

 

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