Eine Forderung + viel Lob = klare Ansagen von Frings

So nachdenklich wie hier sah man Torsten Frings auch im Gespräch selten. In seinen Äußerungen ist er sehr bestimmt und gerade heraus. (Bild: NPH)
Profis
Samstag, 26.07.2008 / 01:40 Uhr

Auf dem Trainingsplatz ist er die personifizierte Lockerheit und bei jedem Flachs dabei, nebendran kennt man ihn für eindeutige, oft scharfe Statements und Einstellungen. Torsten Frings hat sich auch in Schruns wieder klar positioniert. Und auffallend dabei ist, wie sehr er an dieses Werder-Team glaubt.

 

Beispiele gefällig? Bitteschön: "Wir hatten letztes Jahr so viel Pech wie selten eine Mannschaft in der Bundesliga-Geschichte. Trotzdem sind wir Zweiter geworden, das zeigt, wie stark wir sind." Oder: "Mit dieser Mannschaft können wir auch international etwas erreichen. Andere haben viel, viel mehr Geld als wir. Aber wir machen aus unseren Möglichkeiten das Optimale, haben Erfolg durch unsere homogene Mannschaft."

 

Klare Worte und viel Lob

 

Bei allen "Baustellen", zu denen Frings bei der Presserunde am Freitagmittag befragt wurde, antwortete Werders Nummer 22 präzise und unmissverständlich und oft genug verknüpfte er seine Kommentare mit Lob. Die Presse interessiert sich für den Fitness-Test, den ein Teil

der Spieler am Donnerstagnachmittag absolvierte? Frings antwortete ausführlich zur Sache: "Ich bin immer offen für Neues, spätestens seit den Erfahrungen in der Nationalmannschaft. Auch wenn ich in meinem Alter nicht mehr schneller und gelenkiger werde, vielleicht bringt es den kleinen Tick für die Mannschaft", sagte er. Und vergaß nicht, den neuen Fitnesstrainer Benjamin Kugel willkommen zu heißen. "Er macht seine Arbeit gut, ist sehr nett, kommt gut an bei der Mannschaft."

 

Natürlich war er als Meinungsführer auch in der Debatte über einen neuen Stürmer gefragt. "Ich glaube, dass wir noch einen neuen brauchen", sagte er klar und erklärte auch, warum: "Wir versuchen, wieder die Champions League zu erreichen, aber das wird schwer. Wir sind gut eingespielt, es passt bei uns. Es reicht aber nicht, immer nur oben mitzuspielen. Da muss mal der nächste Schritt kommen." Als Kritik an der vorhandenen Stürmerschar soll das aber nicht verstanden werden: "Es ist nicht so, dass unsere Stürmer nicht gut sind. Aber im besten Fall warten bis zu 60 Spiele auf uns – da fehlt noch einer." Explizites Lob hatte er diesmal für Martin Harnik übrig, auch wenn er ihn noch nicht ganz auf dem Level von Sanogo, Rosenberg und Almeida wähnt. "Er kann noch sehr wichtig werden, wichtige Tore für uns machen", so Frings. Es sei aber ein Fehler, so junge Spieler zu stark unter Druck zu setzen.

 

EM-Finale und kaputte Rippe kein Thema mehr

 

Das grün-weiße Mittelfeld hält "Lutscher" für absolut wettbewerbsfähig, trotz des Abgangs von Tim Borowski. "Boro war wie ich in der letzten Saison viel verletzt. Schon da haben sich andere gezeigt. Da sind wir stark genug besetzt", zweimal sagte er das, "um diesen Mannschaftsteil müssen wir uns die wenigsten Sorgen machen." Das sieht in der Abwehr anders aus. Per Mertesacker fällt aus, Frings hatte schon direkt nach

der Verletzung klargestellt, wie einschneidend er das findet. Ersatz-Kandidat Sebastian Prödl "wird sich noch wundern, wie es in der Bundesliga zugeht", vermutet Frings. "Er ist einer der jungen Spieler, die uns verstärken werden. Aber", noch einmal, "wir dürfen nicht zu viel von ihnen erwarten." Nichtsdestotrotz mache Prödl seine Sache bisher ausgezeichnet.

 

"Ausgezeichnet" – so ließe sich auch Frings' derzeitiges Befinden beschreiben. Das verlorene EM-Finale war im Urlaub schnell abgehakt, die EURO hat er unter "positiv" abgespeichert. Nun fühle er sich "richtig gut", auch wenn die ersten zwei Trainingswochen nicht gerade einfach seien. "Ich hatte aber nur drei Wochen Urlaub, zudem vor der EURO eine Vorbereitung auf Mallorca absolviert – da verliert man nicht viel", so Frings. Die gegen Österreich gebrochene Rippe ist kein Handicap mehr.

 

Zum Abschluss wandte sich die Runde dem großen Kontrahenten Bayern München zu. Frings hat dessen neuen Trainer Jürgen Klinsmann in der Nationalmannschaft erlebt und hatte auch für ihn ein Lob übrig: "Es hat mir viel Spaß gemacht, mit ihm wird es nie langweilig." Für all die jüngsten Neuerungen rund ums Team in München hatte er aber nur einen Satz übrig. Da war er wieder, der eindringliche Torsten Frings: "Sie müssen sich daran messen lassen, was samstags und mittwochs auf dem Platz abgeht, nur das ist entscheidend."

 

aus Schruns berichtet Enrico Bach

 

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