Schruns gab sich alle Mühe: Als Horst "Bussi" Kück Werders Mannschaftsbus die Auffahrt zum Löwen-Hotel hinaufsteuerte, schallte dem Team aus mächtigen Boxen ein DJ-Ötzi-Gute-Laune-Song entgegen, alkoholfreie Piña Coladas standen bereit – und die Sonne zeigte, dass sie es deutlich besser kann als auf Norderney. "Das ist doch schon mal schön", freute sich Cheftrainer Thomas Schaaf, der einen problemlosen Reiseverlauf vermeldete und "wie immer" gute Bedingungen in der kleinen Gemeinde im Montafon-Tal vorfand.

Werders zweites Trainingslager der Sommer-Vorbereitung soll ab diesem Mittwoch-Nachmittag (erstes Training: 17.30 Uhr) für positive Nachrichten sorgen. Bei der Ankunft konnte Schaaf zum Beispiel darüber informieren, dass Per Mertesackers Knie-Operation am Vormittag gut verlaufen und "keine neuen Dinge" entdeckt worden waren. Leider ändert das nichts daran, dass der Nationalspieler nach seiner Meniskus-Verletzung vom Dienstag einige Wochen fehlen wird. Das Thema "Innenverteidigung" rückt dementsprechend auf der Agenda der kurzfristigen Trainingsplanung weit nach vorn.

In Schruns soll, so Thomas Schaaf, "viel im taktischen Bereich gearbeitet werden, was bisher ja noch nicht so möglich war." Viele Spieler stiegen nach Länderspielverpflichtungen erst spät ins Training ein, zuletzt zu Beginn der Woche die drei deutschen EM-Finalisten. Unfreiwillig müssen die Trainer neben dem Gesamtgefüge nun den Fokus auch noch auf die Viererkette richten – die es neu zu komponieren gilt. Gesucht wird: eine neue "Abwehr-Laterne".

Lob für den „Kandidaten“ Sebastian Prödl

Einer der Anwärter auf die Rolle des Mertesacker-Vertreters ist Sebastian Prödl. "Mit ihm haben wir einen wichtigen Mann dazu bekommen, der eine Bereicherung, eine Verstärkung für uns ist", sagte Schaaf und schob noch ein Lob hinterher: "Er zeigt bisher gutes Engagement und eine gute Einstellung, arbeitet intensiv und gibt sich selbstbewusst." In den nun folgenden Testspielen gegen Erstligisten soll er sich weiter bewähren. Schaaf hat keine Bedenken, dass der 20-jährige Österreicher nicht gewappnet sei für den Sprung in die Bundesliga: "Das hat er schon bewiesen, unter anderem bei seinen Länderspielen und bei der EM. Er ist auf dem Weg, sich zu etablieren."

Prödl ist aber nicht die einzige Option, um Per Mertesackers Verletzung aufzufangen. "Formationen sind nie absolut gesetzt, es gibt immer mehrere Möglichkeiten", stellte Schaaf klar. "Die Form, die Fitness, die Abstimmung der Spieler untereinander" – so lauten die Kriterien, nach denen ausgewählt wird.

Das Stück, das DJ Ötzi an diesem Mittwoch, 12.30 Uhr, durch die Schrunser Silvrettastraße johlte, heißt "Ein Stern". Dreieinhalb Wochen sind es noch bis zum Bundesliga-Start – Welchen Namen wird er wohl tragen, der neue "Stern" in Werders Innenverteidigung?

aus Schruns berichtet Enrico Bach