Ganz Deutschland fiebert dem Finaleinzug entgegen, aber "Merte" ist es ganz besonders wichtig! Er will endlich seinen Halbfinal-Fluch durchbrechen.

"Das ist schon unglaublich, dass ich in meinem Alter so viele Spiele mit der Nationalmannschaft bestreiten durfte. Aber noch außergewöhnlicher ist es, dass ich in dieser Zeit zum zweiten Mal nach 2006 in einem Halbfinale bei so einem großen Turnier stehe. Jetzt will ich das endlich auch mal gewinnen", sagt Per Mertesacker kämpferisch. Diese Sehnsucht ist verständlich, denn streng genommen steht der 23-Jährige im vierten Jahr in Folge in einem großen internationalen Halbfinale und noch nie konnte er mit seinen Teams diese Hürde überstehen.

Am 25.06.2005, auf den Tag genau drei Jahre vor dem Spiel gegen die Türkei war mit Deutschland im Halbfinale des Confed-Cups gegen Brasilien Endstation. 2:3 verlor der damalige Hannoveraner gegen Ronaldinho, Adriano, Robinho & Co. Ein Jahr später folgte das WM-Aus gegen Italien: 0:2 mit Toren in den letzten beiden Minuten der Verlängerung. Wieder stand Mertesacker über die komplette Spielzeit auf dem Platz und gehörte zu den Besten. Kurz vor einem internationalen Endspiel stand er auch 2007 mit Werder im UEFA-Cup. Doch seine Kollegen verloren in der Runde der letzten vier Teams gegen Espanyol Barcelona. "Merte" musste nach eine Meniskus-OP zuschauen.

"Doch am Mittwochabend soll es endlich klappen. Endlich will Merte ins Finale einziehen, denn was dann los wäre, kann sich der Innenverteidiger sehr gut ausmalen. "Die Bilder nach dem Sieg gegen Portugal sagen doch alles. Schon da hat man dieser Mannschaft die Freude über den Erfolg angemerkt. Das waren richtig tolle Bilder und es hat mich sehr an den Emotionsausbruch des WM-Teams nach dem Sieg gegen Argentinien im Viertelfinale 2006 erinnert. Ich glaube, dass wir derart ausgelassen waren, weil wir so einen langen Anlauf genommen haben. Es gab eben lange nichts mehr zu feiern. Nach dem Ende der WM auf der Fanmeile in Berlin haben wir zwei Jahre konzentriert gearbeitet, dann der holprige Start in die EURO und dann schmeißen wir den Favoriten aus dem Turnier. Da haben wir uns von dieser kritischen Stimmung richtig befreit", schwärmt "Merte", der diese Momente im Basel genoss und im Überschwang der Gefühle sein Trikot mit TV-Moderator Oliver Pocher tauschte. "Das war mein persönliches Highlight, der war nach der Partie auch völlig aus dem Häuschen."

Schon am Mittwochabend könnte es in Basel wieder ähnliche Bilder geben. "Wir haben jetzt die Riesenchance vor der Linse. Der Weg bis ins Finale sah immer so weit aus und jetzt müssen wir nur noch ein Spiel gewinnen", rechnet Per Mertesacker vor. Sollte der Sieg gelingen, wäre er endlich drin, in seinem ersten internationalen Endspiel.

von Michael Rudolph