Allofs EURO-Check: Was ist drin für die Werder-Profis?

In den 80er Jahren war Klaus Allofs in der Nationalmannschaft eine feste Größe und ein gefürchteter Angreifer, wie hier bei der WM 1986 in Mexiko.
Profis
Freitag, 06.06.2008 / 09:23 Uhr

Nur noch ein Tag bis zum Start der EURO 2008 in der Schweiz und Österreich. Das Fußball-Fieber ist überall ausgebrochen. Auch bei Werder schaut man gespannt auf das Turnier. Für WERDER.DE nahm sich Werders Geschäftsführer Klaus Allofs Zeit...

Nur noch ein Tag bis zum Start der EURO 2008 in der Schweiz und Österreich. Das Fußball-Fieber ist überall ausgebrochen. Auch bei Werder schaut man gespannt auf das Turnier. Für WERDER.DE nahm sich Werders Geschäftsführer Klaus Allofs Zeit, die Dinge aus Werder-Sicht zu beleuchten. Der EM-Teilnehmer von 1980 und 1984 schätzt die Chancen der Werder-Profis ein und spricht über Luxus im DFB-Quartier damals und heute und seinen nächsten Nachfolger als Torschützenkönig Europas.

 

Herr Allofs, die Vorbereitung auf die neue Saison steht im Vordergrund, aber auch die EURO beginnt. Nimmt das Turnier einen wichtigen Platz in der Arbeit der nächsten Wochen ein?

Die EURO beeinflusst natürlich auch unsere tägliche Arbeit hier. Immerhin haben wir acht Spieler, die dort um den Titel kämpfen. Da müssen wir schon genau hinschauen, was dort alles abläuft. Wir hoffen, dass alle gut spielen und alle unverletzt bleiben.

 

Sie waren 1980 Torschützenkönig der EM. Wer wird ihr Nachfolger bei der EURO 2008?

Es wäre schön, wenn es ein deutscher Spieler schaffen könnte. Aber wenn man sieht, was in der vergangenen Saison gelaufen ist, dann hat Luca Toni sehr gute Chancen.

 

Zumindest haben alle deutschen Spieler beste Voraussetzungen. Der DFB gibt viel Geld aus, um super Bedingungen zu schaffen. Hätten sie sich solche Bedingungen auch 1980 gewünscht?

(lacht) Na uns ging es 1980 auch ganz gut. Wir haben auch gute Hotels bewohnt. Aber es war alles ein bisschen schlichter, noch nicht so professionell. Zum Beispiel gab es nicht die heute übliche Trennung zwischen Mannschaft und Medien. Das war eine sehr gemischte Veranstaltung, wir haben teilweise im selben Hotel gewohnt. Paradiesisch für Journalisten auf der Suche nach Schlagzeilen.

 

Das wäre auch bei Werder undenkbar.

Richtig, da ist der Fußball sehr viel professioneller geworden. Die Bundesliga-Vereine und die Nationalmannschaft investieren viel in die ärztliche Betreuung, Trainingsmethoden, in den Mitarbeiterstab. Da darf man dann vor den Kosten für die Unterkunft nicht halt machen. Es ist sehr wichtig, dass man sich an dem Ort wohl fühlt, an dem man mit einer großen Gruppe wochenlang zusammenlebt und arbeitet. Es ist sinnvoll, Räume zur Entspannung, zur aktiven Erholung anzubieten.

 

Also können Sie die Diskussionen, die es darum zuletzt gab, nicht nachvollziehen?

Im Grunde nicht. Aber es ist schon so, dass die Nationalmannschaft uns als Klub das Leben schwer macht, weil sie die Messlatte sehr hoch legt. Wenn die Spieler dann zurückkommen, sind sie etwas verwöhnt. In dem einen oder anderen Fall könnte manches eine Nummer kleiner sein. Ich weiß aber auch aus eigenen Planungen, dass dieser Luxus mit Designermöbeln und Bildern in den Hotels und allem Drumherum, nicht die Dinge sind, die mehr Kosten verursachen. Oft wollen die Hotels sich einfach gut präsentieren, etwas ganz besonderes bieten und man kann es gar nicht so zurückdrehen. Das ist einfach eine Art Wertschätzung gegenüber der Nationalmannschaft oder bei uns gegenüber Werder.

 

Welcher Werder-Profi wird sich am längsten im Turnier halten?

Ich denke, dass unsere deutschen Spieler, aber auch Hugo Almeida mit Portugal sehr weit kommen werden.

 

Ist Hugo schon so weit, sich in der starbesetzten Mannschaft Portugals einen Stammplatz zu sichern?

Das ließ sich aus den letzten Tests noch nicht vorhersehen. Ich glaube aber, dass er keine schlechten Karten hat, eine gute Rolle zu spielen, weil er ein einzigartiger Stürmertyp in diesem Kader ist. Keiner hat diese Wucht, diese Kopfballstärke. Sollte darauf Wert gelegt werden und er schnell ein Erfolgserlebnis haben, dann kann sich so etwas auch noch während eines Turniers sehr schnell positiv entwickeln. Auf jeden Fall hat er das Zeug dazu. Es fehlt ihm noch an Konstanz, aber vielleicht kommt der absolute Durchbruch bei dieser Europameisterschaft.

 

Markus Rosenberg hat sich im Vorfeld schon ein bisschen geärgert, dass er mit dem zurückgekehrten Routinier Larsson wieder einen namhaften Teamkollegen mehr als Konkurrenten hat. Was ist für ihn drin?

Die Reaktion ist klar. Denn es ist nicht einfach, wenn man mit solchen erfahrenen Leuten konkurriert, die bei den ganz großen Klubs spielen oder gespielt haben, die schon etwas vorweisen können. Sie besitzen einen gewissen Bonus. Bei den Schweden gibt es ja auch Ibrahimovic, der kein gutes Jahr hinter sich hat, aber dennoch Stürmer Nummer eins in der Auswahl ist. Damit muss man leben und immer wieder versuchen an dieser Rollenverteilung zu rütteln. Aber Markus kann angreifen. Ich bin überzeugt, dass er seine Chance nutzen wird, wenn er sie bekommt. Er hat eine sehr gute Saison gespielt, viel dazu gelernt, ist mit seinen Champions-League-Einsätzen bei Werder international gereift und hat eine Menge Selbstvertrauen getankt. Das sind einfach andere Voraussetzungen im Gegensatz zur WM 2006, als er noch Spieler bei Ajax war und dort nicht diesen Stellenwert hatte.

 

Seinen Stellenwert muss sich auch Martin Harnik im österreichischen Team erst noch erarbeiten. Kann man diesen Sprung bewältigen, aus der Regionalliga zur Europameisterschaft?

Also Martin Harnik ist kein Drittligaspieler. Er trainiert jeden Tag bei den Profis, muss sich in unserem stark besetzten Kader täglich beweisen und durchsetzen. Er hat sehr gute Spiele in der vergangenen Saison gemacht und uns wichtige Punkte gebracht. Er war oft ein richtiger Härtefall bei der Auswahl des Kaders. All das habe ich auch Josef Hickersberger bei einem Telefonat vor ein paar Wochen bestätigt. Ich glaube, er hat nie daran gedacht, Martin nicht mit zur EURO zu nehmen. Aufgrund seiner Schnelligkeit und seiner Spielweise ist er ein Offensivspieler, der Österreich trotz der Außenseiterrolle die eine oder andere gute Torchance ermöglichen kann.

 

Clemens Fritz musste zuletzt über sich lesen, dass er einen Bernd Schneider nicht "1 zu 1" ersetzen kann. Tut man ihm mit so einer Bewertung nicht unrecht?

Dass er bei der Nationalmannschaft offensiver eingesetzt wird als bei uns, war schon oft so und ist keine Überraschung. Es ist eine Umstellung für ihn, aber er kann das spielen. Man darf aber nicht erwarten, dass er wie Bernd Schneider spielt. Er hat einen anderen Stil, viel direkter, geradliniger und vor allem laufintensiver und zweikampfstärker. Er bringt also auch seine Vorzüge auf dieser Position mit ein. Sicher hat der Bundestrainer für eine sehr offensive Ausrichtung mit Schweinsteiger und Podolski auch andere Optionen, aber bei einer Europameisterschaft wird das nicht so oft gebraucht werden. Ich sehe gute Einsatzchancen für Clemens.

 

"Merte" hat am Wochenende gegen Serbien wieder ein Gegentor miterleben müssen, dass er so auch schon mal bei Werder gesehen haben muss. Die sehr hoch stehende Viererkette wurde mit einem Steilpass ausgehebelt.

Dieses Gegentor war typisch für ein Testspiel. Natürlich will sich kurz vor dem Turnier jeder empfehlen, aber es will sich auch keiner verletzen. Das führt dazu, dass man in einigen Situationen nicht so konsequent ist. Und am Ende stehen dann die beiden Innenverteidiger dumm da. Dieser Treffer war nicht zwangsläufig ein Fehler von Metzelder oder "Merte". Das ging schon viel früher los. Aber Sorgen macht mir das nicht. Im Turnier ist dann eine ganz andere Aggressivität da. Da weiß schon jeder Angreifer oder Mittelfeldspieler, dass er niemanden in Ruhe einen Steilpass spielen lässt.

 

Torsten Frings nimmt rechtzeitig wieder seine Rolle als zweiter Leitwolf neben Michael Ballack ein.

Ja, ich denke, er ist ganz wichtig für das Team. Gerade bei so einem bedeutenden Turnier sind solch erfahrene Spieler ganz wichtig. Alle können froh sein, dass er wieder zurück ist. Ich glaube, dass er eine richtig gute Europameisterschaft spielen wird, weil er in dieser Saison nicht so viele Spiele absolviert hat, am Ende in einer sehr guten Verfassung war und einer der ganz wenigen Spieler bei dieser EURO sein wird, die nach einer langen Spielzeit nicht darum kämpfen ihre Form zu halten, sondern bei denen sie noch weiter nach oben gehen kann.

 

Tim Borowski ist im DFB-Trainingslager auf Mallorca im ungünstigsten Moment krank geworden. Hatten Sie befürchtet, dass er eventuell zum Trio gehört, dass noch nach Hause geschickt werden musste?

Nein, er hat zuletzt stark gespielt und wurde zur Recht nominiert. So eine Erkrankung reicht nicht aus, das Urteil zu revidieren. Bei Tim weiß man einfach, dass er über internationale Erfahrung verfügt. Man weiß, dass er nervenstark ist, dass er auch unter diesem Druck starke Spiele abliefern kann. Diese Option beraubt man sich nicht, wenn man den Kader für so ein Turnier bestückt.

 

Wird man Sie auf den Tribünen der EURO-Stadien sehen?

Ich werde mir sicher das eine oder andere Spiel anschauen, aber dabei geht es mehr um Fortbildung und Kontaktpflege, als um konkrete Sichtung neuer Spieler. Wer bei der EM auffällig wird, ist meistens sowieso meistens nicht mehr zu bezahlen.

 

Interview: Michael Rudolph

 

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