Allofs: "Die Sommerpause lässt viel Platz für Fantasie"

Für Geschäftsführer Klaus Allofs gibt es in diesen tagen viel zu tun. Für ihn hat die Vorbereitung auf die neue Saison schon begonnen.
Profis
Donnerstag, 05.06.2008 / 15:47 Uhr

Europa ist im Fußballfieber. Alle Fans schauen nach Österreich und in die Schweiz, wo am Samstag die EURO 2008 angepfiffen wird. In der Geschäftsstelle in Bremen wird allerdings auch hart für die neue Saison gearbeitet.

Europa ist im Fußballfieber. Alle Fans schauen nach Österreich und in die Schweiz, wo am Samstag die EURO 2008 angepfiffen wird. In der Geschäftsstelle in Bremen wird allerdings auch hart für die neue Saison gearbeitet. WERDER.DE unterbrach Geschäftsführer Klaus Allofs für ein paar Minuten am Schreibtisch und fragte nach dem Stand der grün-weißen Dinge.

 

Zwei Tage vor der Europameisterschaft ist ganz Deutschland im EM-Fieber, bei Werder sind die Aktivitäten aber schon auf die anstehende Bundesliga-Saison ausgerichtet. Wie sehr sind Sie im Vorbereitungsstress?

Die Arbeiten laufen auf Hochtouren. Unser Sommerfahrplan steht fast komplett. Die Trainingslager werden bis ins Detail geplant. Im Juli soll sich die Mannschaft optimal auf die Saison vorbereiten können. Wir wollen vielleicht noch das eine oder andere Testspiel dazubekommen. Heute haben wir zum Beispiel eine Partie gegen Hansa Rostock terminieren können. Dort werden wir am Mittwoch, 30.07.2008, um 19 Uhr in der DKB-Arena auflaufen. Das wird ein wichtiger Test für uns kurz vor dem Pflichtspiel-Auftakt.

 

Anders als in den Vorjahren startet die Mannschaft zum Trainingsbeginn am 03.07.2008 nicht gleich nach Norderney durch, sondern legt die ersten zehn Tage am Weser-Stadion den Fitness-Grundstein. Welche Überlegungen führten dazu?

Wir haben in dieser Sommerpause extrem unterschiedliche Belastungen bei den Spielern. Einige haben eine sehr lange Pause, einige spielen noch bis weit in den Juni hinein die Europameisterschaft, die WM-Qualifikation in Südamerika läuft. Boubacar Sanogo ist noch in Afrika aktiv. Das heißt, wir haben in den ersten Tagen nicht sehr viele Spieler im Training. Außerdem können wir diesmal nicht wie in den Vorjahren so viele unserer Perspektivspieler aus der U 23 ins Trainingslager mitnehmen, weil die dritte Liga sehr früh beginnt. Wenn wir nach Norderney fahren, werden wir dann schon eine etwas größere Gruppe sein.

 

Wer wird dann alles mit an Bord sein. Wie laufen die Transfer-Aktivitäten?

Da stehen sicher noch einige Dinge an. Kevin Schindler und Kevin Artmann könnten noch ausgeliehen werden. Bei John Mosquera haben wir diesen Schritt schon hinter uns. Dazu stehen natürlich auch noch einige Verstärkungen auf unserer Agenda.

 

Anregungen für neue Spieler erhalten sie fast täglich aus der Presse. Sind sie oft belustigt über manche Spekulationen?

Belustigt ist das falsche Wort, aber ich muss schon manchmal schmunzeln, mit welchen Namen da gespielt wird. Aber es ist Jahr für Jahr das Gleiche, dass die Sommerpause viel Raum für Kreativität lässt. Gerade bei den Spekulationen in den verschiedenen Internetforen geht doch meistens mit den Wortführern die Fantasie durch. Aber das gehört auch dazu. Für mich ist das auch eine Art Verbundenheit mit dem Klub. Die Fans zeigen damit, dass sie es kaum erwarten können, wie die Mannschaft in Zukunft aussehen wird.

 

Können sie schon Details zur Planung sagen?

Bis zu den jeweiligen Abschlüssen halten wir uns bedeckt, weil es immer schwieriger wird, die Mannschaft auf unserem Niveau mit Spielern zu verstärken, die auch bezahlbar sind. Deswegen gehen wir ganz sensibel mit allen Informationen um. Bei den Spielern, bei denen großes Interesse von uns besteht, versuchen wir im Verborgenen zu arbeiten, um nicht noch andere Klubs hellhörig zu machen. Wir mussten das ja erst in den letzten Wochen wieder einmal am Beispiel Marcelo Moreno von Cruzeiro Belo Horizonte erfahren. Von dem Tag an, als öffentlich wurde, dass wir interessiert sind, gingen die Preise schlagartig in die Höhe. Und zwar in so unvernünftige Höhen, dass wir einfach aussteigen mussten.

 

Unruhe bei den Fans muss also nicht aufkommen angesichts der Transfer-Flut bei den Konkurrenten?

Ich denke, dass wir uns das Vertrauen unserer Anhänger in den letzten Jahren verdient haben. Wir werden auch diesmal eine wettbewerbsfähige Mannschaft an den Start bringen. Mit Sebastian Prödl haben wir einen starken Zugewinn in der Defensive, den man bei der EURO sehr gut beobachten kann. Mit Mesut Özil hatten wir mit Blick auf die neue Saison schon im Winter vorgearbeitet. Und ganz sicher werden wir zu Saisonbeginn auch im Sturm jemanden vorweisen können.

 

Mit Ivan Klasnic verlässt Werder der erfahrenste Angreifer. Ist das ein Zeichen, dass ein Neuzugang ebenfalls etwas älter sein wird, Erfahrung mitbringt?

Das muss nicht zwangsläufig so sein. Die Vorgabe ist eigentlich nur, dass es ein richtig guter Spieler sein muss, der uns sofort weiterhilft. Weil wir vom ersten Tag an richtig gefordert werden. In Meisterschaft, Pokal und Champions League wollen wir von Beginn an dabei sein. Es könnte ein junger Angreifer mit großer Perspektive sein, aber wenn es finanzierbar ist, dann könnte es auch einer sein, der die Erfahrung mitbringt und auch die anderen Angreifer weiter nach vorn bringt. Zum Thema Erfahrung will ich aber noch anmerken, dass unsere jungen Stürmer nicht mehr auf dem Level vom letzten Jahr stehen. Alle haben ihre Erfolgserlebnisse national wie international gehabt, konnten Erfahrung in allen möglichen Situationen sammeln. Jeder ist einen großen Schritt weiter gekommen.

 

Wir groß ist die Gefahr, dass sich Werders junge Stürmer bei der EURO in die Notizbücher der europäischen Topklubs spielen?

Das ist die falsche Denkweise. Ich hoffe, dass jeder einzelne unserer Spieler in diverse Notizbücher aufgenommen wird und ein Riesen-Turnier spielt. Das wird Werder nicht schaden. Jeder von ihnen hat einen Vertrag bei uns und wir haben nicht vor, sie abzugeben.

 

Diego hat beim letzten Länderspiel in den USA wieder sehr stark gespielt. Wie groß ist die Gefahr, dass sein Streben nach einer Olympia-Teilnahme im Streit enden wird?

Ich hoffe nicht, dass es soweit kommt. Wir werden uns sicher noch einmal darüber unterhalten. Wir haben seine Leistungen zuletzt auch verfolgt und sehen uns bestätigt, dass er ein Kandidat für die "Selecao" ist, aber kein Spieler für eine Olympia-Auswahl. Sicher ist das auch ein reizvolles Ziel, aber wir werden ihm verdeutlichen, dass er uns in einer sehr wichtigen Phase fehlen würde. Ich hoffe nicht, dass wir dann noch unterschiedlicher Meinung sein werden. Naldo hat ja bereits die richtigen Signale gegeben und bekennt sich klar zu Werder. Es ist einfach schade, dass die FIFA die Angelegenheit nicht deutlicher klärt und damit erst den Spielraum für solche Diskussionen gibt. Wir bleiben jedenfalls bei unserer Meinung, dass es für Olympia keine Abstellungspflicht gibt.

 

Apropos FIFA, welchen Standpunkt vertritt Werder bei der Diskussion um die 6+5-Regelung, bei der wieder ein Begrenzung der Zahl ausländischer Spieler eingeführt werden soll?

Ich bin für die Stärkung deutscher Spieler, aber es muss Bestandteil einer eigenen Philosophie sein. Bei Werder hatten wir in den letzten Jahren auch ohne entsprechende Vorgaben einen sehr großen Anteil deutscher Spieler. Ich verfolge die von der FIFA angestrebten Regelungen mit einem gewissen Zweifel, ob sie sich durchsetzen lassen, weil sie einfach gegen bestehendes europäisches Recht verstoßen. Das wäre dann nicht der richtige Weg. Außerdem darf man auch an der Praxisnähe zweifeln. Man muss sich nur unser Verletzungspech im letzten Jahr anschauen. Was passiert, wenn plötzlich zu viele deutsche Spieler ausfallen, muss man dann die Schwächung des Teams hinnehmen oder gibt es dafür wieder Sonderregelungen? Ich glaube einfach, man sollte andere Anreize zur Förderung deutscher Spieler setzen, als durch Beschränkungen irgendetwas erreichen zu wollen.

 

Interview: Michael Rudolph

 

Lesen Sie morgen den großen EM-Check von Klaus Allofs im zweiten Teil des großen Sommer-Interviews mit Werder Geschäftsführer!

 

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