Auch "Rotsünder" Jurica Vranjes fand sich zu Unrecht als alleinschuldig gebrandmarkt. "Wenn der Schiri mich runterstellt ist das okay, aber Atouba wollte mich treffen und hat es nicht geschafft. Dann kam er auf mich zu und spuckt mich an, da habe ich mich provozieren lassen." Vor allem die unklare Linie des Schiedsrichters hatte den Kroaten aber schon vorher geärgert. "Keiner wusste, woran er ist. Erst lässt der Schiedsrichter sehr viel durchgehen und dann fängt er nach 30 Minuten plötzlich an jede Kleinigkeit abzupfeifen und Karten zu verteilen."
Vor allem der Verteilungsschlüssel fiel den Grün-Weißen negativ auf. Allein in der ersten Hälfte sahen Bremer vier Mal gelb, während die Gastgeber unverwarnt davonkamen. "Das war ein hart umkämpftes Spiel, in dem beide Teams zur Sache gingen. Das Verhältnis der Verwarnung war absolut unangemessen. Wir hatten nicht diesen Anteil daran, dass die Partie so geführt wurde", stellte Klaus Allofs fest, der jedoch den Unparteiischen in der heftig umstrittenen Szene jener 42. Minute, dem Foul von Tim Wiese an Ivica Olic, Rückendeckung gab. "Die gelbe Karte geht in Ordnung, mehr ist das nicht. Tim will an den Ball, kommt etwas zu spät und trifft Olic unglücklich. Da war keine Absicht dabei. Glück hatten wir in dieser Szene nur, dass die Aktion nicht im Sechzehner stattfand. Denn dann wäre es ein klarer Elfmeter gewesen." Tim Wiese bestätigte diese Sichtweise: "Ich wollte den Ball wegtreten und hatte mein Bein zu hoch. Das war sicher gefährliches Spiel, die gelbe Karte geht in Ordnung."
Kein Kommentar zum Schiedsrichter war nach Schlusspfiff von Cheftrainer Thomas Schaaf zu hören. Er sprach lieber über die am Ende entscheidenden Faktoren des erneuten Auswärtssiegs in Hamburg. "Es war ein Kampfspiel, in dem die eine oder andere Feinheit im Kombinationsspiel auf der Strecke geblieben ist. Wir standen unter einem enormen Druck des HSV und haben ihm standgehalten. Ich hätte mir gewünscht, dass wir im ersten Durchgang enger am Mann agiert hätten, aber ich spreche auch mein Kompliment ans Team aus, dass sie auch am Ende noch bereit waren, weite Wege zu gehen. Wir haben kritische Situationen auch etwas glücklich überstanden, aber auch den entscheidenden Treffer erzielt, ein wunderschönes Tor."
Ein großes Kompliment richtete Schaaf auch ans mitgereiste Bremer Publikum, mit dem er nach dem Schlusspfiff ausgiebig feierte. "So einen Sieg gibt es nicht jede Woche zu bejubeln. Außerdem war es mal wieder Zeit, 'Danke' zu sagen. Wir werden auswärts und gerade in Hamburg super unterstützt. Das ist etwas sehr außergewöhnliches."
von Michael Rudolph und Maximilian Hendel