Naive Werderaner: "Nur mit Herz spielen, reicht nicht!"

Was ist da nur passiert? Dabei hatte mit Hugo Almeidas erstem Auswärtstreffer in der Bundesligasaison doch alles so gut begonnen.
Profis
Samstag, 08.03.2008 / 19:28 Uhr

Dieses Spiel war ein Schlag in die Magengrube der Werderaner. Nach der Enttäuschung in Glasgow holten die Grün-Weißen noch einmal alles aus sich heraus und wurden von zurückhaltenden, abwartenden Stuttgartern gnadenlos ...

Dieses Spiel war ein Schlag in die Magengrube der Werderaner. Nach der Enttäuschung in Glasgow holten die Grün-Weißen noch einmal alles aus sich heraus und wurden von zurückhaltenden, abwartenden Stuttgartern gnadenlos ausgekontert. "Diese Partie ist wirklich ganz schwer zu verdauen. Das Ergebnis ist viel zu hoch ausgefallen. Wir waren ganz sicher nicht die schlechtere Mannschaft und bekommen sechs Stück, davon allein fünf Kontertore", so Geschäftsführer Klaus Allofs, der nur einen Begriff für das Verhalten der eigenen Mannschaft fand: Naivität! Der ehemalige Nationalstürmer erklärte es noch genauer: "Wir haben heute den Gegner viel zu einfach Tore schießen lassen. Wir haben heute nur mit dem Herzen Fußball gespielt, aber nicht mit Verstand. Das reicht nicht aus. Wir müssen uns in vielen Situationen cleverer verhalten. Wenn der FC Bayern hier 1:0 in Führung geht, dann spielt er anders. Dazu fehlt uns noch einiges. Wir haben eben eine junge Mannschaft."

 

Naivität war für Cheftrainer Thomas Schaaf das Stichwort bei der Bewertung der gesehenen Leistung: "Wenn man ein Jubiläumsspiel machen möchte, dann muss man uns einladen. Dann bekommt man einen Gegner, der richtig gut mitspielt, der fußballerisch einiges aufzeigt, Tore schießt, in Führung geht und trotzdem mit einem 1:2 in die Pause geht. Das ist angenehm für die Gastgeber, die nur auf Fehler warten müssen", so Schaaf, der selbst nach der Halbzeitansprache keine Veränderung feststellte. "Da bot sich das gleiche Bild. Unser Spiel war voller Unentschlossenheit, Zaghaftigkeit und Naivität in der Defensive. Das wurde vom VfB bestraft und darin war er heute sehr stark."

 

So stark, dass für die Grün-Weißen aber auch nichts an Belohnung für ihre Einsatzfreude in der Offensive übrig blieb. "Denn das muss man bei aller Niedergeschlagenheit auch positiv herausheben. Wir sind trotz unseres schweren Programms gut ins Spiel gekommen, übernahmen die Kontrolle und hatten die besseren Aktionen. Auch nach dem Rückstand haben wir das 2:2 gemacht und später den Anschluss zum 3:4 erkämpft. Es war bewundernswert, wie die Mannschaft immer wieder den Weg nach vorn gesucht hat. Nach dem Spiel gegen Glasgow haben wir unsere Offensive kritisiert, das haben wir heute viel besser gemacht, doch die Belohnung dafür haben wir uns nicht abgeholt."

 

So sieht es auch Sebastian Boenisch: "Es ist ganz schwer, Worte zu finden. Von zehn Spielen, in denen du auswärts drei Tore schießt, gewinnst du eigentlich neun. Dieses Ergebnis spiegelt einfach nicht den Spielverlauf wieder." Daniel Jensen stimmte mit ein: "Wenn du drei Tore auswärts schießt, musst auch gewinnen. Sechs Gegentore darfst du einfach nicht bekommen. Wir haben zu oft falsch gestanden und zu viele Fehler gemacht." Clemens Fritz betonte: "Natürlich liegen unsere Stärken in der Offensive, aber so dürfen wir einfach nicht agieren." Ganz niedergeschlagen reagierte Per Mertesacker auf den Ausgang der Partie: "So ein Spiel macht sprachlos. Ich bin mit einem Eigentor und einer roten Karte am untersten Tiefpunkt angekommen. Wir haben gut begonnen und viel gearbeitet. Ich bin sehr enttäuscht, wie naiv wir nach der Führung mit dem Spiel umgegangen sind. Gut spielen, viele Chancen erarbeiten bringt uns nichts, wenn wir keine Punkte mitnehmen."

 

Warum alle drei Zähler trotz 9:28 Torschüssen und nur 43 Prozent Ballbesitz bei den Schwaben blieben, erklärte sich Stuttgarts Coach Armin Veh so: "In der Defensive haben die Bremer mehr Fehler gemacht als wir, das war entscheidend. Wir waren auch nach dem 4:2 noch nicht durch, weil der Gegner immer noch hervorragenden Offensivfußball gespielt hat, doch wir haben dann unsere Konter lehrbuchmäßig abgeschlossen." VfB-Stürmer Mario Gomez nahm das Bild von Cheftrainer Thomas Schaaf auf und würde wohl auch die Werderaner gern zu einem Jubiläumsspiel in Stuttgart wieder sehen. "Gegen die Bremer macht es jedes Jahr richtig Spaß. Es ist toll, wenn ein Team nicht nur hinten drin steht, sondern auch Fußball spielen will. Dann ist man einfach besser und es kommen solche Ergebnisse heraus. Es fallen immer viele Tore. Das ist das, was die Zuschauer sehen wollen. Das Hinspiel haben wir 1:4 verloren. Heute war es andersrum, obwohl wir jeweils die erste Viertelstunde jeder Halbzeit verschlafen haben."

 

von Michael Rudolph und Felix Ilemann

 

 

EXKURS IN DIE STATISTIK:

 

Sebastian Boenisch hat entweder einen statistischen Glücktreffer gelandet oder als Neuzugang die Werder-Ergebnisse der letzten drei Spielzeiten genau im Kopf. Denn seine Aussage, dass man von zehn Auswärtsspielen mit drei geschossenen Toren neun gewinnt, trifft 100-prozentig auf die Grün-Weißen zu. Vor dem Spiel in Stuttgart benötigten die Bremer mit ihrem offensiven Stil nicht einmal drei Jahre für zehn solcher Ergebnisse und nur eines haben sie verloren. Es war beim letzten Auswärts-Dreierpack in Hannover am 08.12.2007 als die Gastgeber noch 4:3 siegten. Die Zehner-Serie startete am 10.09.2005 beim 5:1 in Kaiserslautern. Danach gab es noch weitere acht Siege: ein 4:1 in Köln, 5:3 in Duisburg, 4:2 in Hannover, 6:0 in Bochum, 6:1 in Mainz, 6:2 in Frankfurt, 4:1 in Berlin und ein 3:1 in Duisburg.

 

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