Waren Sie überrascht, dass diese Einigung so schnell erzielt wurde, nachdem es über Jahre Kontroversen zwischen "G 14" anderen Klubs und UEFA gab?
Es ist ein Kompromiss, der wohl auch weitgehend auf die Verhandlungsfähigkeiten und das diplomatische Geschick von Herrn Platini zurückzuführen ist. Ich hatte schon das Gefühl, dass er als neuer UEFA-Präsident der Denker und Lenker war. Aber man weiß auch, dass in den diversen Arbeitsgruppen und Gremien sehr gute Leute sitzen. Die Schnelligkeit und die klare Linie, mit der diese Idee umgesetzt wurde, ist bewundernswert.
War es richtig die "G14" aufzulösen? Es hieß zuletzt, dass auch Werder eine Mitgliedschaft angestrebt hatte?
Ich habe mich schon gewundert, wie widerstandslos die G 14 aufgelöst wurde. Aber man muss auch sagen, dass gerade die "G 14" gezeigt hat, dass eine solche Organisation eine gewisse Flexibilität benötigt. Die "G14" mit ihrer starren Mitgliederzahl war am Ende doch eine kurzlebige Angelegenheit. Da waren ja dann einige Vereine dabei, die einer derartigen Elite-Formation in ihrer Entwicklung gar nicht mehr gerecht geworden sind. Mit der ECA ist eine breitere Basis für Meinungsbildung geformt worden. Diese Nachhaltigkeit wird dem europäischen Fußball gut tun. Alle können ihre Gedanken und Meinungen einbringen. Wir können davon ausgehen, dass künftig 103 Klubs aus 53 Ländern, die derzeit an den europäischen Wettbewerben teilnehmen, dabei sein werden.
Relativ schnell profitiert Werder von den Begleiterscheinungen der neuen Interessengruppe, die bereits einige Zusagen der UEFA und FIFA erhalten hat.
Das ist richtig. Das ist viel positives für die Klubs abgefallen. So gibt es die Zusage, dass man sich endlich mal der zeitlichen Abwicklung des Afrika-Cups auseinander setzen wird und Doppelspieltage der Nationalmannschaften finden künftig samstags und dienstags statt, so können die Spieler einen Tag früher in ihre Vereine zurückkommen. Außerdem müssen wir einen Nationalspieler künftig nur einmal pro Spielzeit für ein interkontinentales Länderspiel abstellen.
Dazu sollen die Klubs künftig für die Abstellungen ihrer Spieler zu Welt- und Europameisterschaften vergütet werden?
So wird es kommen. Für die Abstellungen zur EURO 2008 werden 43,5 Millionen Euro verteilt, bei der EURO 2012 sogar 55 Millionen. Bei den Weltmeisterschaften gibt es etwas weniger.
Was würde ein Verein wie Werder davon bekommen?
Man kann davon ausgehen, dass wir im Sommer bei der EURO in Österreich und der Schweiz 4.000 Euro pro Tag pro abgestellten Spieler bekommen werden. Das ist eine zufriedenstellende Lösung, vor allem für einen Klub wie Werder, der immer sehr viele Auswahlspieler abstellt.
von Michael Rudolph