Rolfes-Interview: Vor Anpfiff blickt er hoch zur Ostkurve

Jubel pur: Für Simon Rolfes läuft es richtig rund. Das Jahr 2007 war für ihn überragend.
Profis
Donnerstag, 13.12.2007 / 20:16 Uhr

Simon Rolfes kehrt mit Bayer-Leverkusen wieder ins Weser-Stadion zurück. Dorthin, wo er vor sechs Jahren auszog. Über seine Zeit im Internat unterm Stadion-Dach, seinen Aufstieg und andere Weggefährten spricht er im Interview mit WERDER.DE

 

Hallo Simon, der KICKER führt Dich in seiner Rangliste der "Top-Feldspieler" der Saison auf Platz eins. Noch vor den internationalen Stars wie Diego oder Ribery. Wir groß ist die Motivation, diese Position am Samstag zu verteidigen?

Das habe ich auch verfolgt, nehme es aber nicht so wichtig. Diese Benotungen sind ja so unterschiedlich und subjektiv. Aber man registriert es trotzdem und freut sich, weil sie zumindest einen gewissen positiven Trend ausdrücken. Wenn man da führt, hat man nicht alles falsch gemacht. Am Samstag geht es aber nur um drei Punkte für Leverkusen.

 

Es ist ein absolutes Spitzenspiel, weil ihr mit dem KSC und Hannover 96 zu den Überraschungsteams der Hinrunde zählt. Oder siehst du es anders?

Es war sicher eine Runde, die uns keiner zugetraut hat. Dass wir mit dieser jungen Mannschaft uns jetzt so an die Spitzengruppe herangearbeitet haben, hätten nur die wenigsten gedacht. Ich war mir aber sicher, dass wir das Potenzial dazu haben.

 

Was macht die Werkself denn so stark?

Wir haben uns in der Defensive deutlich gesteigert. Unser Tor verteidigt die zweitbeste Abwehr der Liga und genau das war in den letzten Jahren nicht der Fall. Wir haben nur ganz wenig Tore aus dem Spiel heraus kassiert. Und dass wir spielerisch überzeugen können, Ideen haben, Tore schießen, das war schon immer so. Da haben wir auch wieder gute Spieler dazubekommen.

 

Mit dem Aufstieg von Bayer ist aber auch dein persönlicher Höhenflug verbunden. Im Jahr 2007 bist du Nationalspieler geworden, zuletzt hast du Bayer immer öfter als Kapitän aufs Feld geführt. Wie fällt deine Bilanz aus?

Klar, es war ein fantastisches Jahr, in dem ich noch mal einen riesigen Schritt nach vorn gemacht habe. Erste Länderspiel-Nominierung, dann mein Debüt im DFB-Trikot und anschließend sieben Länderspiele im ersten Jahr. Das kann sich sehen lassen. Jetzt hoffe ich auf einen guten Abschluss gegen Werder.

 

Du standest als junger Spieler im Kader der Double-Mannschaft 2004, ohne zum Einsatz zu kommen und bist dann nach Aachen gewechselt. Ist da heute noch Ärger über die damalige Situation im Spiel, wenn du im Weser-Stadion aufläufst?

Überhaupt nicht. Ich bin froh, dass alles so gekommen ist. Der Weg, den ich durchlaufen habe, war ganz wertvoll. Es ist gut, dass ich auch schon Rückschläge einstecken musste und so lernen konnte, mit ihnen umzugehen. Nur so bin ich der Spieler geworden, der ich heute bin. Ich hege da keinen Groll gegen Werder.

 

Es ist also ein ganz normales Bundesliga-Spiel für Dich?

So ist es auch wieder nicht. Natürlich ist es eine ganz besondere Partie und so wird es auch immer sein. Ich habe ja nicht nur bei Werder gespielt, sondern auch zwei Jahre unter dem Dach dieses Stadions gelebt. Im Internat in der 5. Ebene der Ostkurve, wo wir vom Flur aus auf das Spielfeld sehen konnten. Ich kann mich noch gut erinnern, dass wir alle darunter geschaut haben und uns vorgestellt haben, wie wir dort eines Tages auflaufen werden. Das ist bis heute der Traum jedes einzelnen Spielers, der dort oben wohnt. Und ich habe es geschafft. Ich werde am Samstag als Stammspieler und Leistungsträger dort auflaufen.

 

Denkt man an so etwas auch während der Partie?

Ja, ich habe mit Bayer schon zwei Mal hier gespielt und es wird kurz vor dem Anstoß wieder so sein, dass man dort zur Ostkurve hinauf schaut und daran denkt. Das ist ein komisches Gefühl, dass man mal dort oben gewohnt hat. Ich kann mich noch gut erinnern an mein Zimmer, an die Zeit. Es war schön. Und dann wird einem immer wieder bewusst, was da in den letzten sechs Jahren, seit ich dort 2001 ausgezogen bin, alles passiert ist. Das ist schon der Wahnsinn.

 

Mit wem hast du damals in Werders Jugendmannschaften gespielt? Haben sich auch andere durchgesetzt?

Da gibt es einige Namen, die sich im Profifußball zurechtgefunden haben. Ich war erst letzte Woche beim Spiel Aachen gegen St. Pauli, da haben zwei meiner Bremer Kollegen Alexander Ludwig und Ahmet Kuru gegen meinen Ex-Verein gespielt. Aber es gibt ja auch Christian Schulz, der Erfolg hat, und Alexander Walke steht beim SC Freiburg im Tor und ist Mannschaftskapitän.

 

Auf deiner Homepage führst du ein Dreamteam aus ehemaligen Mannschaftskollegen auf. Kurioserweise gehört auch der Ex-Werderaner Manuel Friedrich dazu, der jetzt wieder mit dir zusammenspielt. Das ist schon kurios, dass ihr nach all den Umwegen nicht nur bei Bayer wieder gemeinsam kickt, sondern auch im DFB-Trikot.

Das stimmt, da reden wir beide schon manchmal drüber. Als wir damals zusammen auf "Platz 11" rumgegurkt haben, hätte keiner von uns gedacht, dass wir beide mal zusammen und immer fast gleichzeitig diesen Weg nehmen. Bei Manuel war ja die Ausgangssituation noch etwas anders. Er spielte damals als Teil der Profi-Mannschaft bei uns Amateuren, weil er gerade zwei Kreuzbandrisse hinter sich hatte und keiner wusste, ob er überhaupt noch mal dahin kommt, wo er vielleicht damals vor seiner Verletzung auch schon war. Aber er hat es wieder gepackt.

 

Aus deinen Tagebuch-Einträgen auf Deiner Homepage geht hervor, dass du dich im Sommer, nach dem Mainzer Abstieg intern für seine Verpflichtung stark gemacht hast. Hat sich die Fürsprache gelohnt?

Absolut. Vom Typ her, passt er sehr gut in die Mannschaft. Sportlich hat er uns mehr Stabilität gebracht. Er gibt hinten vom ersten Tag an die Kommandos und dirigiert damit die Abwehr. Da hat er sich schon enorm entwickelt.

 

Jetzt wollt ihr Werder ein Bein stellen. Wie stehen die Chancen?

Wir sind klarer Außenseiter. Wir haben uns rangekämpft und eine gute Ausgangssituation, um etwas mitzunehmen. Aber die Verhältnisse haben sich nicht umgekehrt. Werder spielt um die Meisterschaft und wir wollen Platz fünf erreichen. Außerdem ist Werder sehr heimstark. (Simon lacht) Nach zuletzt zwei Niederlagen im Weser-Stadion, haben wir das Hotel gewechselt. Vielleicht bringt das ja etwas.

 

Zum Duell mit Werder könnte es auch im UEFA-Cup kommen. Wäre ein deutsch-deutscher Vergleich blöd?

Nein, im UEFA-Cup dabei zu sein, ist immer interessant. Außerdem weiß ich, dass es das Duell Bayer gegen Werder schon mal im UEFA-Cup gab. 1988 hat Bayer im Halbfinale erst gegen Bremen gewonnen und anschließend den Cup geholt. Ein Duell gegen Werder wäre also ein gutes Zeichen.

 

Interview: Michael Rudolph

 

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