Was hat Thomas Schaaf im Jahr 2007 bei der Zusammenstellung der einen oder anderen Startaufstellung nicht alles aus der Personal-Wundertüte hervorzaubern müssen. Am Mittwochabend gegen Real Madrid war er wieder gefragt und holte Aaron Hunt aus dem Hut. Den 22-Jährigen, der erst vor zwei Wochen wieder ins Mannschaftstraining einstieg, nachdem er fünf Monate verletzt ausgefallen war. Er sollte hinter den Spitzen agieren, wo sonst der Brasilianer Diego wirbelt. "Der Trainer hat mir heute morgen nach dem Training gesagt, dass ich von Anfang an spiele und auf welcher Position. Das war schon eine kleine Überraschung für mich, obwohl ich schon auf so etwas gehofft hatte."

Dass sich die Hoffnungen für Hunt erfüllt haben, war für ihn etwas ganz Besonderes. "Das war schön für mich ins Stadion vorzufahren und mal nicht mehr Zuschauer zu sein", gab Hunt zu und veriet auch, dass ihm der Start gar nicht so leicht fiel. "Ich bin nicht richtig gut ins Spiel gekommen, stand zu weit weg von den Leuten, aber es wurde von Minute zu Minute besser. Die Mannschaft hat es mir dabei aber auch leicht gemacht. Sie hat mich sehr gut unterstützt."

Die Krönung des Hunt-Märchens war natürlich der Torerfolg. Sein erstes Champions-League-Tor überhaupt schoss er ausgerechnet gegen Real Madrid. "Ich habe den Pass von Daniel Jensen erlaufen und gesehen, dass der Keeper auf mich zugestürmt kommt. Ich wusste, ich muss den Ball nur irgendwie vorbeilegen. Und es hat geklappt." Die Entscheidung war es für die Werderaner noch nicht. "Wir wussten, dass sie auch nach diesem Rückstand immer wieder zurückkommen können. Als sie den zweiten Treffer erzielt haben, mussten wir noch mal Gas geben." Das will Hunt jetzt auch in den nächsten Wochen. "Das war der Anfang und es war sicherlich nicht mein bestes Spiel heute."

Dass er sogar noch mehr drauf hat, davon ist Cheftrainer Thomas Schaaf überzeugt. "Aaron hat ein tolles Spiel geliefert, genau wie seine Kollegen. Aufgrund der Pause gab es noch einige Missverständnisse. Das ist normal. Trotzdem hat er nie aufgehört. Er blieb dran. Es zeugt von hoher Qualität, wenn er nach so einer langen Pause sofort wieder im Spiel ist."

Geschäftsführer Klaus Allofs schließt sich der hohen Meinung des Trainers an. "Aaron kann auf fast allen Positionen spielen. Er ist schon ein Spieler, der uns auch sehr gefehlt hat. Wir freuen uns, dass er zurück ist, gerade weil er sich auch schon ganz andere Gedanken gemacht hatte. Er hatte ja manchmal kaum noch Hoffnung, dass er zurückkommen würde." Für Allofs war es jedoch nur bedingt ein Wagnis, das Comeback gegen Real Madrid stattfinden zu lassen. "Natürlich mussten wir etwas wagen, bei unserer personellen Konstellation. Aber es war auch keine schlechte Situation, denn wir hatten schon gehofft, dass ihm das Publikum kleinere Fehler verzeihen würde. Von seinem Fußball-Können her, war es keine Frage, dass er die Aufgabe bewältigen kann. Man hat ja auch gleich wieder die Spielfreude bei ihm gesehen." Die Freude war übrigens auch bei den Mitspielern groß. Per Mertesacker: "Ich bin froh, dass er wieder zurück ist. Es war richtig, dass er einfach mal ein paar Monate alles auskuriert hat."

von Michael Rudolph und Felix Ilemann