Selbstkritik und Enttäuschung: Es ging gar nichts!

Bloß nicht mehr hinsehen: Tim Borowski verlässt nach dem Auftritt gegen Lazio Rom enttäuscht den Platz.
Profis
Dienstag, 06.11.2007 / 23:57 Uhr

Als die Fans im Bremer Gästeblock dachten, es könnte an diesem Abend wirklich nichts schlimmeres mehr passieren als Augenzeuge zweier ...

Als die Fans im Bremer Gästeblock dachten, es könnte an diesem Abend wirklich nichts schlimmeres mehr passieren als Augenzeuge zweier verschenkter Treffer, des erneuten und damit x-ten verletzungsbedingten Ausscheidens eines Leistungsträgers, eines gehaltenen Elfmeters, der per Nachschuss vom Innenpfosten ins Werder-Netz gedrückt wurde, eines nicht-gegebenen Strafstoßes und der dritten Niederlage im vierten Spiel zu werden, da lief Diego kurz vor dem Abpfiff voller Ärger zur Bande neben der Trainerbank und trat wütend auf sie ein. Die fällige gelbe Karte führte zum Platzverweis und zur Sperre für die Partie gegen Real Madrid. Es war die Krönung eines ganz bitteren Abends.

 

"Ich war mir in dieser Sekunde der Konsequenzen nicht bewusst. Ich war einfach nur sauer und ärgerlich und das musste raus", sagte Diego im Anschluss und räumte ein: "Die zweite gelbe Karte kann man geben. Das war ein Fehler von mir."

 

Verständlich war die Überreaktion des Brasilianers aus vielen Gründen. Vor allem die eigene Leistung stand dabei im Mittelpunkt. Entsprechend kritisch gingen die Bremer damit um. Per Mertesacker gab zu: "Wir sind total enttäuscht. Erst nach beiden Gegentoren sind wir aus unserem Schlupfloch rausgekommen, erst da hat man gemerkt, dass wir hier etwas mitnehmen wollten" Der Nationalspieler weiter: "Wir hatten mehr Ballbesitz, aber Lazio die richtigen Chancen. Das ging bei ihnen immer ruckzuck. Wir müssen unsere zahlreichen Ballverluste hinterfragen. Jeder muss sich da an die eigene Nase fassen. Wir dürfen uns jetzt nicht zerfleischen." Auch Teamkollege Clemens Fritz sah es so: "Wir haben heute sehr viel falsch gemacht. Wir haben in den ganzen 90 Minuten nicht zu unserem Spiel gefunden und sind nicht in die Zweikämpfe gekommen. Wir waren immer einen Schritt zu spät da. Es hat einfach alles gefehlt. Es gab nicht mal 20 Minuten, in denen es für uns ein bisschen besser lief. " Torhüter Tim Wiese: "Wir hatten doch nur Chancen durch Standards und haben verdient verloren."

 

Relativ sachlich trat Klaus Allofs vor die Medienvertreter und erwähnte auch den Grund dafür. "Ich habe die Niederlage schon verdaut, weil man ja 90 Minuten Zeit hatte, sich darauf einzustellen. Wir waren in keiner Phase der Partie richtig im Spiel und dann kommt eben alles zusammen. Dann verletzt sich noch der Kapitän und es gibt Gelb-Rot für Diego. Wir konnten heute nicht aufzeigen, warum wir es verdient gehabt hätten eine Runde weiter zu kommen", bemängelte der Geschäftsführer und setzte verbal nach: "Wir sind naiv und ohne Pepp aufgetreten, ohne die letzte Bereitschaft, uns durchzusetzen. Vielleicht fielen uns die Bundesliga-Siege in den letzten Wochen zu leicht."

 

Jedenfalls hatten die Bremer in diesen Partien mehr Glück als beim Elfmeter-Gegentreffer. So kommentierte es Clemens Fritz: "Tim hält den Ball richtig gut, doch dann haben wir einfach Pech." Der Keeper zur Situation: "Nachdem ich gehalten hatte, sah ich den Ball nicht, musste mich kurz orientieren und komme zu spät."

 

Klaus Allofs war es wichtig zu betonen, dass man die Fehler in dieser Partie vor allem im eigenen Team suchen muss, kam aber auch nicht drum herum, ein paar kritische Anmerkungen zum Schiedsrichter loszuwerden. "Er war heute in vielen Dingen nicht auf der Höhe der Situation. Wenn Diego die erste gelbe Karte für ein Gerangel vor dem Elfmeter sieht, weil der Referee minutenlang nicht in der Lage ist, den Strafraum frei zu bekommen. Wenn Diego dann einen Platzverweis erhält für einen Tritt gegen die Bande und in den Minuten zuvor mindestens zehn Mal umgenietet worden ist, dann fehlt da eindeutig die Verhältnismäßigkeit."

 

Mit dieser Problematik beschäftigte sich auch Cheftrainer Thomas Schaaf: "Wir sind mit dem Verhalten sicher nicht glücklich und zufrieden, aber er ist vorher so oft gefoult worden, wenn es in Richtung Tor ging, dass es für ihn spricht, sich nicht den Gegner, sondern die Bande für die Aktion ausgesucht zu haben. Ich hätte mir gewünscht, dass man ihn im Spiel mehr geschützt hätte." Gewünscht hätten sich die Bremer sicher auch den fälligen Elfmeter-Pfiff nach einem Foul an Stürmer Markus Rosenberg, doch fair räumten sie an, dass es schwer zu sehen war. "Aus unserer Perspektive konnte man es ganz schlecht erkennen. Aber Beobachter, die die Szene im Fernsehen verfolgt haben, bestätigten uns, dass es elfmeterwürdig war", so Allofs, der noch einmal betonte: "Die Schuld, dass wir verloren haben, geben wir nicht dem Unparteiischen, sondern suchen sie bei uns. Das war heute einfach zu wenig."

 

von Michael Rudolph und Felix Ilemann

 

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