Reinke-Interview: Zu 90 Prozent Karriere beendet

Andreas Reinke gehörte in seiner Zeit als Nummer eins immer zu den Stimmungskanonen im Team, der sich vor keiner Mutprobe drückte.
Profis
Montag, 08.10.2007 / 12:19 Uhr

Meister-Torhüter Andreas Reinke wurde vor neun Tagen offiziell vor dem 8:1-Sieg gegen Arminia Bielfeld von Werder Bremen verabschiedet. Eine Woche nach der Ehrung erwischte ihn WERDER.DE ganz entspannt im heimischen Mecklenburg und sprach mit ihm über die letzten Reinke-Sprechchöre im Weser-Stadion, schwere Tage für Torhüter und seine Zukunft.

 

Hallo Andi, vor dem Spiel gegen Arminia Bielefeld wurdest Du von Werder offiziell verabschiedet, die Werder-Fans feierten Dich mit Sprechchören. Was war das für ein Gefühl?

Es war schon schön, noch einmal diese Begeisterung zu erleben. Im Sommer ging ja alles sehr schnell. Direkt nach dem letzten Spiel bin ich umgezogen und lebe jetzt wieder zu Hause.

 

Wo ist Dein zu Hause?

Ich lebe in Güstrow, wo ich mir schon vor Jahren ein kleines Haus gekauft habe, um genau für diesen Lebensabschnitt etwas zu haben. Das Haus haben wir jetzt ein bisschen renoviert. Es ist gut geworden.

 

Zum Abschied gab es von den ehemaligen Kollegen ein ganz besonderes Geschenk, ein unglaubliches Fußballfest beim 8:1 gegen die Arminia. Wie hast du das Spiel verfolgt?

Ich war vor der Partie in der Kabine und hatte dort auch eine gemütlichen Schnack mit den Waschfrauen. Nach meiner Ehrung bin ich dann im Spielertunnel vor der Ostkurve stehen geblieben und habe die erste Halbzeit von dort beobachtet. Danach bin ich in die Loge von Dieter Burdenski eingeladen worden und habe den Rest des Spiels mit Dieter Eilts und dem ehemaligen Senator Hattig verfolgt.

 

Hast Du Dich mit Werder gefreut oder war da mehr Mitgefühl mit Matthias Hain im Bielfelder Tor?

Es war natürlich beides vorhanden. Der Sieg war sehr gut für Werder. Natürlich blicke ich noch auf die Ergebnisse und drücke die Daumen. Ich hatte ja sehr erfolgreiche Jahre hier. Aber ich mache mich auch nicht verrückt. Ich habe alles ganz gut verarbeitet und abgeschlossen. Mit meinem Bielefelder Kollegen habe ich in der Tat etwas mit gelitten. Seine Vorderleute haben ja nicht gerade eine Sternstunde des Fußballs erlebt. Da kannst Du als Keeper überhaupt nichts machen. Das habe ich ihm in der Halbzeit im Spielertunnel auch gesagt.

 

Danach hat er noch mal vier Treffer kassiert. Hast du selbst in Deiner Laufbahn schon mal so ein Debakel erlebt?

Jeder Keeper, der lang genug dabei ist, kann mindestens eine solche Geschichte erzählen. Das sind einfach Tage, an denen nichts geht. Und die gibt es immer mal wieder. Ich muss ja nicht lange nachdenken, gegen Olympique Lyon habe ich auch sieben Tore bekommen. Das war sehr, sehr ärgerlich. Das musste man erstmal verarbeiten.

 

In der Loge hast Du die Partie mit Dieter Eilts verfolgt. Das ist ja praktisch Dein neuer Chef. Man konnte lesen, dass Du zurzeit als Torhütertrainer für den DFB arbeitest.

Das stimmt, ich arbeite vor allem mit der U 21-Nationalmannschaft. Mal sehen wie sich das alles entwickelt. Momentan läuft die Zusammenarbeit auf Honorarbasis. Das kam ganz spontan zustande. Über ganz viele Ecken bin ich von U 16-Nationaltrainer Marco Pezzaiuoli angesprochen worden, ob ich bei ihnen nicht kurzfristig aushelfen könne, weil ein Torwarttrainer fehlt. Ich wollte mir das mal anschauen und habe einen einwöchigen Lehrgang mitgemacht. Das hat riesig Spaß gemacht. Dann habe ich einen Anruf von Andreas Köpke bekommen, ob ich mir nicht vorstellen könnte, auch bei der U 21-Nationalmannschaft zu arbeiten.

 

War der Anruf verbunden mit einem Angebot für ein längerfristiges Engagement?

Ich glaube, es sieht ganz gut aus. Für die nächsten Lehrgänge bis November bin ich schon gebucht. Ich würde gern weitermachen. Für mich passt dieser Job optimal, weil ich auch oft zu Hause sein kann. Das ist gut für die Familie. Ich bin ja seit anderthalb Jahren verheiratet und werde jetzt Vater. Ich genieße das momentan sehr, mit meiner Frau und meinen Freunden viel Zeit zu verbringen. Jetzt gerade sitzen wir im Wald an einem See bei Güstrow und haben noch mal den Grill angeschmissen.

 

Steht denn damit für Dich fest, dass Deine aktive Karriere endgültig beendet ist?

Nein, eigentlich nicht. Ich hatte im Sommer aus dem In- und Ausland drei, vier Angebote. Und erst jetzt vor ein paar Tagen hatte ich noch mal eine Anfrage. Das war eine wirklich nette Aktion, aber es war letztlich nicht so überzeugend, dass ich meine Situation hier verändern wollte. Das heißt aber auch, wenn bei den Rahmenbedingungen noch mal alles stimmt, kann ich mir eine Rückkehr vorstellen. Ich würde es mir zutrauen. Aber ich bin auch realistisch: Zu 90 Prozent wird man mich nicht mehr als Aktiver sehen.

 

Interview: Michael Rudolph

 

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