Mertesackers erster Platzverweis, Sanogos drittes Tor

Da ist es passiert: Platzverweis für Per Mertesacker in der 47. Minute, der erste in seiner Karriere.
Profis
Samstag, 04.08.2007 / 22:08 Uhr

Normalerweise ist es so: Verlässt ein Fußball-Profi, aus welchem Grund auch immer, verfrüht den Innenraum, setzt er sich in der Kabine vor den Fernseher und guckt seinen Kollegen bei der Vollendung ihres Tagwerkes zu. Per Mertesacker konnte das nicht. Bei DFB-Pokal-Spielen gibt es meistens kein Live-TV-Signal – Werders Innenverteidiger musste nach seiner gelb-roten Karte anderen Sinnen vertrauen. "Ich habe in der Kabine gesessen und akustisch mitbekommen, dass Braunschweig wohl einige gute Chancen gehabt haben muss", sagte Mertesacker. Das war korrekt bis zu ihm durchgedrungen. Dementsprechend zeigte er sich auch "heilfroh" über den für sein Team doch recht glücklichen Ausgang der Partie.

 

Mertesacker: auch nach der ersten roten Karte weiter ein Sportsmann

 

Es hätte durchaus schief gehen können, allerdings auch schon vor "Mertes" Platzverweis. Der lange Abwehrmann war das erste Mal in seiner Karriere vom Platz geflogen, was ihm aber keine schlaflosen Nächte bescheren wird: "Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. Es ist klar, dass es als Abwehrspieler irgendwann mal passiert." In Braunschweig war es zumindest unglücklich. Die erste Karte zog Schiedsrichter Gräfe nach einem Sprintduell im Mittelfeld. "Ich bin in der Laufbewegung und mein Gegenspieler war kleiner als ich. Von einem Ellbogencheck würde ich nicht sprechen", verteidigte Mertesacker zu Recht seinen Ruf als fairer Zweikämpfer. Die zweite Verwarnung nach einem Körperkontakt mit Braunschweigs Washausen war von diesem zumindest clever herbeigeführt. Mertesacker kommentierte die vom Stürmer gesuchte Berührung so: "Da sieht man als Abwehrspieler immer blöd aus, aber ich musste in diese Situation hineingehen." Abgesehen davon wollte er die gelb-rote Karte nicht weiter kommentieren: "Der Schiri hat es so entschieden und ich akzeptiere das."

 

 

Mit einiger Verzögerung reagierten die Hausherren auf die Hinausstellung und nutzten sie zu ihren Gunsten. "Wir hatten erst Probleme, mit der Überzahl umzugehen", hatte Braunschweigs Trainer Benno Möhlmann beobachtet. "Doch dann haben wir uns viele Chancen erarbeitet, leider keine davon genutzt. Aber Tore gehören eben dazu." Auch in der ersten Hälfte hatte es seine Elf verpasst, ihre engagierte Vorstellung in Zahlen auszudrücken. Werder hatte seine liebe Müh und Not. "Ich denke, man konnte sehen, dass wir sehr gut auf Bremen eingestellt waren, wir haben in der ersten Halbzeit keine richtige Chance zugelassen, hatten aber selbst zwei große Möglichkeiten", so Möhlmann.

 

Tolle Braunschweiger Fans verstummen in Minute 90

 

Woran lag es, dass der Zwei-Klassen-Unterschied nicht wahrnehmbar war? "Wir kamen oft den berühmten Schritt zu spät", fand Peter Niemeyer. "Natürlich waren wir in der 2. Halbzeit auch nur noch zu zehnt, aber insgesamt war es kein gutes Spiel." Cheftrainer Thomas Schaaf suchte verdientermaßen auch beim Gegner nach Gründen: "Gratulation den Braunschweigern für die Leistung, die sie hier abgeliefert haben. Sie haben all das eingesetzt, was wir erwartet hatten. Sie waren körperlich und von der Konzentration her voll da und hatten das Publikum hinter sich." Kevin Schindler lobte die etwas vom Pech verfolgten Niedersachsen ebenfalls: "Wir hatten Glück. Die Braunschweiger haben gut Druck gemacht." Auch von den Tribünen aus, es herrschte Spektakel an der Hamburger Straße. "Ein glücklicher Sieg, aber in Braunschweig ist es eben nicht einfach. Ich habe mit Lautern hier auch schon verloren", war Tim Wiese nicht überrascht. "Im Endeffekt können wir mit dem 1:0 sehr zufrieden sein. Wenn man eine gelb-rote Karte bekommt, ist das natürlich schwer, gerade vor einer solchen Kulisse."

 

 

Dass es am Ende doch noch so kam, war ein Verdienst des gemeinsamen Willens und Boubacar Sanogos, der im dritten Spiel für Werder sein drittes Tor schoss. "Ich freue mich sehr, dass ich das entscheidende Tor gemacht habe", sagte der Ivorer, der auch beim Jubel einen erlösten Eindruck gemacht hatte. "Schön, dass Bouba heute wieder getroffen hat", freute sich natürlich auch sein Trainer. Thomas Schaaf unterstrich aber, dass Sanogos Treffer keine außergewöhnlichen Gefühlsregungen nach sich ziehen: "Das ist keine Genugtuung für mich, ich hatte immer Vertrauen zu ihm. Die Kritik in den letzten Wochen kam auch nicht von den Fans. Die Fans haben ihn offen empfangen und ihm alles Gute gewünscht." Für Schaaf läuft mit Sanogo alles nach Plan: "Er hat in den letzten Spielen schon gezeigt, dass er wichtige Tore machen kann und selbst Vorlagen gibt. Er ist erst zehn Tage da, es ist klar, dass er sich noch weiter in unser Spiel einfinden muss."

 

Plangemäß war auch das Ergebnis in DFB-Pokalrunde 1. Das Spiel insgesamt war es nicht. "Natürlich müssen wir offen und ehrlich zugeben, dass es kein gutes Spiel war", gab Klaus Allofs zu Protokoll. "Wir waren nicht so zwingend wie wir uns das vorgestellt haben." Pessimisten begegnet der Geschäftsführer mit einem ganz simplen Fakt: "Wir haben gewonnen, das ist eine erhebliche Steigerung zum letzten Jahr." Damals hatte sich Werder nach ähnlich übersichtlicher Leistung in Pirmasens gleich wieder aus dem Wettbewerb verabschiedet.

 

von Enrico Bach, Michael Rudolph und Timo Strömer

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