Das Europäische Olympische Jugendfestival, welches immer in den ungeraden Jahren zwischen den Olympischen Spielen, auf eine Initiative vom IOC Präsidenten Dr. Jacques Rogge, stattfindet, wird seit 1991 ausgetragen. Die Teilnehmer, die zwischen 13 und 17 Jahre alt sind, müssen hohe nationale Auswahlkriterien erfüllen um dabei zu sein. Michael Kass wurde, wie 23 weitere deutsche Leichtathleten, für seine hervorragenden Leistungen in diesem Jahr mit der Nominierung für die Nationalmannschaft zu den Titelkämpfen belohnt.
In Belgrad erwartete den jungen Sportler von der Weser allerdings zunächst eine sehr ungewohnte Situation, er musste sich an die aus Deutschland nicht bekannten 47 Grad Celsius Außentemperatur gewöhnen und dabei auch noch Höchstleistungen bringen. "Im Stadion wurden knapp über der Laufbahn sogar 70 Grad Celsius gemessen, so etwas kennen wir in unseren Regionen Deutschlands ja überhaupt nicht. Umso erfreulicher, dass sich Michael davon überhaupt nicht hat beeindrucken lassen", so der Vater und Trainer Leszek Kass, der Michael Kass nach Belgrad begleitete.
Michael Kass startete in seinen Stabhochsprungwettkampf völlig entspannt und unbeeindruckt von Meldeleistungen einiger Teilnehmer deutlich über der 5-Meter-Marke. Er meisterte seine Anfangshöhe von 4,40m, bei der bereits mancher Favorit Probleme bekam, souverän im ersten Versuch und überquerte auch die 4,60m, nach einem Fehlversuch im zweiten Durchgang, sicher. Seine beste Höhe des Tages, die 4,70m, gelangen Kass mit hoch konzentrierter Leistung im ersten Versuch, was sich in Bezug auf die Medaillenvergabe in der Endabrechnung noch als ein entscheidender Faktor herausstellen sollte. Da nämlich nur zwei weitere Springer die 4,80m überqueren konnten, entschied die Anzahl der Fehlversuche im gesamten Wettkampfverlauf über die Plätze 3 und 4 zwischen Michael Kass und Sergiy Tsybulka aus der Ukraine. Michael Kass hatte einen Fehlversuch bei 4,60m zu verzeichnen, der Ukrainer scheiterte zwei Mal an seiner Anfangshöhe von 4,40m, was ihm den Platz auf dem Podest kostete. "Ich hatte im Stadion gar nicht gemerkt, dass ich Dritter geworden bin, da mein Vater und Trainer die frühen Fehlversuche des Ukrainers gar nicht notiert hatte auf seinen eigenen Listen, insofern waren wir mehr als überrascht als uns der Bundestrainer anrief und mich zur Siegerehrung ins Stadion bestellte. Das war allerdings ein unbeschreiblich tolles Gefühl die Bronzemedaille um den Hals gehängt zu bekommen", so der strahlende Drittplatzierte Michael Kass. Dem Werderaner gelang damit sein bislang größter Erfolg in seiner noch jungen Sportlerkarriere.
Auch der U18-Bundestrainer im Deutschen Leichtathletikverband, Uwe Mäde, zeigte sich begeistert von der ganzen deutschen Mannschaft: "19 der 24 deutschen Leichtathleten erreichten in Belgrad einen Platz unter den ersten Acht und insgesamt gab es acht Medaillen. Zu erwähnen ist allerdings auch, dass neben den sportlichen Erfolgen auch das Auftreten des deutschen Teams sehr zu loben ist: Fair wurden alle Athleten im Wettkampf angefeuert, den Konkurrenten gratuliert und auch den eigenen Athleten bei nicht ganz so erfolgreichem Auftreten Trost gespendet."
Dieser Meinung schlossen sich Michael Kass und Leszek Kass an, als sie zurück in Bremen waren: "Wir haben sehr schöne Tage in Belgrad erlebt. Die Veranstaltung war super organisiert, es gab ein sehenswertes Rahmenprogramm, wir haben viele Menschen kennen gelernt und ein bisschen Olympialuft im Kleinformat geschnuppert. Solche Wettkampf-Highlights bringen junge Sportler auf jeden Fall einen Schritt nach vorne und motivieren zu neuen Aufgaben in der Zukunft", so der freudestrahlende Trainer Leszek Kass.
Olaf Kelterborn