Unglücklicher Ausgleich, doch das Team ist in Bewegung
"Alle haben versucht, es in die richtigen Bahnen zu lenken", sagte Schaaf noch. Mit "es" meinte er vermutlich die Mannschaftsleistung genauso wie die Eindrücke der gesamten Vorbereitung und den Ergebnistrend. Um wenige Minuten verpasste Werder den ersten Sieg nach vier Niederlagen. "Wir haben zweimal geführt, da kann man sicher nicht glücklich sein, dass noch der Ausgleich gefallen ist", gab Schaaf zu. Dass es so knapp nicht gelang, beim Sechsten der letzten Premier-League-Saison per Sieg ein Achtungszeichen zu setzen, wurmte alle. Tim Wiese etwa: " Natürlich ist es ärgerlich, wenn man in der Nachspielzeit noch ein Tor bekommt. Wir können das aber abhaken. Es war ein Testspiel, es ist uns ja nicht in der Champions-League-Qualifikation passiert." Auch bei ihm überwog der positive Eindruck, er bemühte gleich zwei "Bewegungs-Bilder": "Das war ein guter Schritt vor dem Braunschweig-Spiel. Wir rollen langsam an."
Für Tim Borowski, ebenfalls "enttäuscht" ob des späten Gegentors, geht es mit dem Team nicht vorwärts, sondern nach oben: "Wir haben heute gezeigt, dass es einen Aufwärtstrend gibt. Wir haben uns gesteigert." Das betraf auch und besonders das Mittelfeld, wo Diego sein Debüt im neuen Event-Trikot gab und sich erstmals im Duett mit Landsmann Carlos Alberto präsentierte. "Ich hatte ein gutes Gefühl im Mittelfeld", sagte Borowski, selbst mittendrin, "wir haben viel rochiert, das lässt mich auf gute Spiele hoffen." Bei aller Rochade waren die Aufgaben aber klar verteilt, eine kleine taktische Umstellung vorgesehen. Geschäftsführer Klaus Allofs: "Wir hatten heute zwei offensivere, Diego und Carlos Alberto, und zwei defensivere Mittelfeldspieler, Tim Borowski und Frank Baumann, das haben sie ganz gut gemacht. Überhaupt haben wir in dieser Formation zum ersten Mal gespielt." So neu die Aufstellung auch war - "wir haben uns in diesem Spiel gefunden", zeigte sich Thomas Schaaf zufrieden, "es waren auch ein paar richtig gute Aktionen dabei. Da lief der Ball ganz gut."
Verbesserte Offensive, ansteigende Form
Der typische Werder-Kombinationswirbel war es aber noch nicht, das wollte niemand verhehlen. "Klar erwarten wir mehr. Das ist noch nicht der Zustand, den wir von einem Team kennen, dass für schönen Fußball steht", machte Schaaf deutlich, stellte sich aber auch vor seine Mannschaft: "Man sollte dem Team eine Chance geben." Dieses Team gibt sich kämpferisch, stellvertretend Tim Borowski: "Wir arbeiten hart daran, so schnell wie möglich da hin zu kommen, wo wir letztes Jahr spielerisch waren." Trotz von "Boro" selbst angesprochener Mängel ("zu wenig durchschlagskräftig, zu seltene Abschlüsse") sieht auch Klaus Allofs Fortschritte bei der Mannschaft und dem Fußball, den sie zeigt: "Ich glaube, dass es das beste Vorbereitungsspiel war. Wir haben zwei Tore gemacht, unser Offensivspiel wird langsam besser." Nur zur Erinnerung: In Liverpool-Everton zwei Tore zu erzielen ist nicht selbstverständlich und gelang im letzten Jahr weder den benachbarten "Reds" noch dem FC Arsenal.