Schaafs Saison-Rückblick: Emotionale Schwerarbeit

Thomas Schaaf blickte am Dienstag auf die vergangene Saison zurück.
Profis
Dienstag, 22.05.2007 / 17:48 Uhr

Drei Tage nach dem letzten Saisonspiel beim VfL Wolfsburg hat Cheftrainer Thomas Schaaf in einem persönlichen Rückblick ein positives Saisonfazit gezogen, allerdings nicht ohne einen aktuellen "faden Beigeschmack" einzuräumen. "Man muss so einen Rückblick in zwei Teilen vornehmen. Da ist die emotionale Seite, die natürlich daran erinnert, dass wir am Ende nichts in der Hand halten konnten, keinen Pott, keine Schale an einen Teamkollegen weiterreichen können. Aber da sind auf der anderen Seite die Fakten, die zwar auch verdeutlichen, dass einiges nicht so schön war, aber auch, dass wir sehr schöne Erlebnisse hatten und unheimlich viel erreicht haben."

 

Schaafs Aufzählung der positiven Erinnerungen fällt lang aus. "Mit dem Ligapokal haben wir den ersten Titel der Saison gleich geholt. In der Meisterschaft waren wir bis zum vorletzten Spieltag im Rennen um den Titel, das gleiche gilt für den UEFA-Cup." Für das Abschneiden im DFB-Pokal räumte Schaaf die Enttäuschung ein, sagte aber auch: "Da gilt jedoch auch, entweder in der ersten Runde raus oder Finaleinzug, alles andere zwischendrin hilft einen nicht weiter."

 

Der Höhepunkt der Saison war für Thomas Schaaf zweifelsfrei die Auftritte in der europäischen Königsklasse. "Wir haben 14 internationale Spiele absolviert und dabei ohne Wenn und Aber eine sensationelle Champions-League-Runde gespielt. Es wäre unglaublich gewesen, wenn wir in dieser Gruppe weitergekommen wären. Den Begriff sensationell nutze ich deshalb, weil wir in dieser Gruppe zehn Punkte geholt haben. In vielen Gruppen war man damit qualifiziert", erklärte Schaaf impulsiv.

 

Um die Saison abschließend richtig bewerten zu können, erinnerte der Bremer Coach noch einmal an die Voraussetzungen der Bremer im vergangenen Sommer. "Wenn wir uns zurückerinnern an die Situation vor der Saison, dann haben wir uns die allergrößten Sorgen gemacht. Denn alles war ausgerichtet auf die Weltmeisterschaft. Wir haben gesagt, dass wir uns in die Winterpause retten müssen, ohne genau zu wissen, ob uns diese drei Wochen Pause retten können."

 

Die positive Herangehensweise an diese Problematik rechnet Schaaf seinem Team hoch an. "Mit Ausnahme von Torsten Frings hatten alle WM-Teilnehmer ihre Probleme und Verletzungen. Allein sechs Spieler, die bei uns in der Hinrunde zum Einsatz kamen, hatten die WM in den Beinen, vier davon haben alle möglichen Runden des Turniers absolviert. Deshalb waren wir überrascht, dass wir so schnell so gut in die Saison gekommen sind."

 

Doch trotz Herbstmeisterschaft spürte Werder seine Grenzen auch schon in der Hinrunde, wie Schaaf verriet. "Emotional betrachtet heißt es, dass wir eine sensationelle Hinrunde gespielt haben. Wenn man aber genauer hinschaut, dann hatten wir auch in dieser Phase Höhen und Tiefen. Wir hatten auch die Niederlagen gegen Stuttgart und Schalke, wir hatten auch Heimspiele wie das 1:3 gegen Dortmund. Aber die Konkurrenz schwächelte ebenfalls und wir konnten zu den richtigen Zeitpunkten Ergebnisse liefern, die uns oben gehalten haben. Das ist uns in der Rückrunde nicht gelungen. Da hat uns die Frische gefehlt, die die Stuttgarter ausgestrahlt haben."

 

Wie angespannt die Lage phasenweise war, führte Schaaf ausführlich aus. "Vor allem in der Rückrunde wurden wir verstärkt gebeutelt. Wir sind zum Teil nur mit 15 oder 16 Spielern zu internationalen Spielen gefahren und da zählten unsere Nachwuchsspieler wie Kevin Schindler und Amaury Bischoff schon dazu. Wir hatten allein fünf Spieler, die fast eine ganze Halbserie ausgefallen sind. Dabei handelt es sich mit Borowski, Mertesacker, Owomoyela, Baumann, Klasnic nicht um Namen, die zum Nachwuchskader gehören."

 

Schaafs Fazit: "Wir haben mit den personellen Möglichkeiten, die wir hatten am oberen Limit gespielt. Bis zum Ende der Hinrunde hatten wir 34 Pflichtspiele, am Ende der Saison waren es 51. So viele Partien hatte kein anderer Bundesligist zu bestreiten. Wir hatten viele Spieler bei den Nationalmannschaften, die bis zu zehn Einsätze zusätzlich verbuchten. Dafür haben wir immer wieder ansprechende Leistungen gezeigt."

 

Schaafs Blick ging aber auch voraus. Er warnte vor einer ähnlichen Situation in der nächsten Spielzeit. In den kommenden Wochen sind Werder-Profis bei der U 19-Europameisterschaft, der U 20-Weltmeisterschaft, der U 21-Europameisterschaft sowie bei der Copa America im Einsatz. "Wieder einmal alles im Sommer, wenn die Spieler eigentlich Urlaub haben sollten. Gerade für die jungen Spieler sind das schlechte Vorzeichen."

 

Dennoch freut sich der Coach schon wieder auf die Arbeit in der neuen Saison. "Wir wollen unbedingt wieder in die Champions League, im DFB-Pokal nach Berlin fahren und im Liga-Pokal den Titel verteidigen. Auch in der Bundesliga werden wir alles daran setzen wieder ganz oben dabei zu sein", so Schaaf.

 

Einen Spieler wollte er in seinem Saison-Rückblick auf keinen Fall vergessen. Für den Bremer gehörte der kleine Brasilianer Diego zu den Größten der zurückliegenden zwölf Monate. "Wir haben mit ihm vielleicht das auffälligste Gesicht der Saison in die Bundesliga gebracht. Er ist ein fantastischer Fußballer, der sich sensationell in die Mannschaft eingefügt hat", schwärmte der Coach und freut sich auf eine hoffentlich gesunde Rückkehr des Brasilianers, der voraussichtlich bei der Copa America für Brasilien im Einsatz sein wird.

 

von Michael Rudolph

 

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