Platzverweis verhindert eine interessante UEFA-Cup-Nacht

Cheftrainer Thomas Schaaf bewertete die Leistung des Schiedsrichters kritisch, verzichtete aber auf Schuldzuweisungen.
Profis
Freitag, 04.05.2007 / 01:59 Uhr

Das Weser-Stadion tobte 19 Minuten lang vor Begeisterung und ganz plötzlich vor Wut. Alle Weichen waren auf einen hochinteressanten, spannenden Fußballabend gestellt, Werder kämpfte leidenschaftlich, drückte die Spanier in die eigene Hälfte, erzielte nach vier Minuten das erste Tor und machte sich erfolgversprechend auf die Jagd nach weiteren als der Schiedsrichter Bertrand Layec Miroslav Klose nach einer "Schwalbe" in der 19. Minute vom Platz schickte. Gelb-Rot nach 19 Minuten, nach den ersten beiden Vergehen. Unglaublich! Keiner der Werderaner verstand die Fußballwelt und diesen Referee.

 

Torsten Frings giftete nach dem Schlusspfiff: "Jeder kennt mich, ich spreche immer alles an, halte mich nicht mit Kritik an der Mannschaft zurück, aber heute war es der Schiedsrichter. Ich hoffe diese Leistung haben die Beobachter gesehen und dieser Schiedsrichter darf nie wieder so ein Spiel pfeifen. Ich glaube, er war sich gar nicht bewusst, was er heute für eine Verantwortung hatte. Er dachte wohl, er pfeift ein Freundschaftsspiel auf Norderney." Obwohl Frings seinen Teamkollegen nicht ganz freisprechen konnte ("Miro weiß selber, dass er da nicht clever genug war."), ging Frings mit seiner Kritik am Unparteiischen weiter ins Detail. "Ich kann es nicht nachvollziehen, dass Miro für einen normalen Zweikampf nach 90 Sekunden gelb bekommt, während der Gegenspieler, der Almeida fast alle Zähne ausschlägt, ohne Karte vom Platz geht." Teamkollege Aaron Hunt fügte hinzu: "Wenn der Schiedsrichter sich dieses Spiel noch mal anschaut, wird er selbst sehen, was er da zusammengepfiffen hat."

 

Die Entscheidungen konnte auch Klaus Allofs nicht nachvollziehen. "Sicher kann man die Gelbe Karte für die Schwalbe geben. Aber zwei gelbe Karten in dieser Folge, kann man auf diesem Niveau nicht verteilen. Wenn der Schiedsrichter direkt nach dem Anpfiff für das erste vermeintliche Foul des Spiels gleich gelb zückt und dann konsequent weiterpfeifen würde, wären bald keine Spieler mehr auf dem Platz gewesen." Doch auch bei Kloses Sturz warnte Allofs vor vorschnellen Beschuldigungen Kloses: "Das war doch kein Vorfall ohne jede Berührung, außerdem ist für mich immer die Reaktion entscheidend. Miro ist gefallen und gleich wieder aufgestanden, er wollte sofort weiterspielen. Er hat sich nicht theatralisch auf dem Boden gewälzt, hat nicht reklamiert, wollte keinen Elfmeter schinden." Einen Vorwurf voin Allofs gibt es deshalb nicht an den WM-Torschützenkönig: "Wenn ich zu Hause vor dem Fernseher sitze, kann ich mir sicher gut überlegen, dass ich mich jetzt nicht fallen lassen darf, weil ich schon verwarnt wurde. Aber als Stürmer, der auf diesem Niveau bestehen will, musst du in jede Aktion mit vollem Risiko reingehen, du willst weiter Druck aufbauen, das nächste Tor erzielen. Darauf bist du fokussiert."

 

Cheftrainer Thomas Schaaf sagte nur kurz: "Die erste gelbe Karte war für mich nicht nachvollziehbar, aber so ging es mir bei vielen Entscheidungen am heutigen Abend. Wir haben alle heute Fehler gemacht, aber sicher war der Schiedsrichter heute mit dabei. Wenn man die Entscheidungen insgesamt betrachtet, dann bin ich heute nicht zufrieden."

 

Von keinem der Kollegen gab es an diesem Abend Vorwürfe an Miro Klose. Christian Schulz betonte: "Miro muss sich nicht entschuldigen, die erste gelbe Karte war eine Frechheit. Und selbst die zweite Karte ist sehr knifflig." Diego stellte klar: "Miro wollte der Mannschaft helfen und hat sicher nicht absichtlich den Platzverweis provoziert." Hugo Almeida betonte: "So ein Zweikampf, für den Miro die erste gelbe Karte sieht, passiert 100 Mal pro Spiel."

 

So beurteilte auch Miroslav Klose die Szene nach eineinhalb Minuten Spielzeit: "Das war ein Witz. Ein ganz normaler Zweikampf zu Beginn eines Spiels. Da gab es in der Partie 20 andere Fouls, die ohne Karte geahndet wurden." Über seine zweite unglückliche Aktion, äußerte sich der Angreifer durchaus selbstkritisch. "Die Karte kann man geben. Ich spüre einen Zug am Oberarm und lasse mich fallen."

 

Zu den bemerkenswerten Dingen dieses letzten Europapokal-Abends dieser langen, international erfolgreichen Saison gehörte es, dass mit dem Platzverweis das Spiel keineswegs gelaufen war. "Sicherlich wurde es für uns erheblich schwerer danach, aber die Mannschaft ist weiter ihren Weg gegangen, war mutig. Ich muss der Mannschaft ein großes Kompliment aussprechen für die Art wie sie agiert hat, wie sie alles umgesetzt hat, was wir uns vorgenommen haben. So wie die Mannschaft gespielt hat, hätte es interessant werden können", so Schaaf. Das gab sogar Espanyol-Coach Ernesto Valverde zu: "Bremen war auch mit zehn Mann feldüberlegen. Es wurde für uns bedenklich. Gerade in der ersten Halbzeit haben wir nicht die passende Antwort gefunden. Den Platzverweis muss ich mit einem Fragezeichen versehen. Natürlich hat uns das in die Karten gespielt. Die Bremer mussten mehr arbeiten, das rächt sich irgendwann. Für uns wurde es dann leichter."

 

Erst das Tor zum 1:1 brachte schließlich die Entscheidung zugunsten der Spanier. "Das war der Todesstoß für uns. Bis dahin hatten wir uns auch mit zehn Mann sehr gut gewehrt", sagte Hugo Almeida, der zu den auffälligsten Werderanern gehörte. Dass dem Gegentreffer eine unglückliche Abwehraktion von Andreas Reinke vorausging, kommentierte Thomas Schaaf so: "Das Gegentor hat uns viel Kraft gekostet und viel Mut genommen. Ich denke, dass Andi heute lieber fehlerfrei gespielt hätte. Er wird selbst sehr traurig sein, dass diese Situation geschehen ist, aber wir müssen damit leben."

 

Am Ende gingen die Bremer trotz allen Ärgers als faire Verlierer vom Platz und gratulierten dem Finalteilnehmer Espanyol. "Sie haben uns zwei Mal geschlagen. Wir gratulieren ihnen zu diesem Erfolg", so Thomas Schaaf. Und Torsten Frings schloss seinen Rückblick mit den Worten: "Ich bin stolz auf die Leistung, die wir heute gebracht haben. Wir müssen feststellen, dass das Hinspiel eine Katastrophe war. Beide Partien zusammen genommen sind wir verdient ausgeschieden."

 

von Michael Rudolph, Timo Strömer und Sonja Päs

 

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